Auf einen Blick
- Schweizer Unternehmen planen 2025 Lohnerhöhungen von 1,4 Prozent
- Die realen Löhne werden dank sinkender Inflation zulegen
- Höchste Lohnsteigerungen in den Branchen IT, Telekom und Energie
Angestellte in der Schweiz dürfen sich freuen: Die Unternehmen planen hierzulande für 2025 im Schnitt Lohnerhöhungen von 1,4 Prozent. Damit verlangsamt sich das Lohnwachstum gegenüber dem Vorjahr zwar leicht. Allerdings gibt es auch eine gute Nachricht: Aufgrund des zu erwartenden Inflationsrückgangs dürften die realen Löhne im Schnitt 0,7 Prozent zulegen und die seit 2022 erlittene Kaufkrafteinbusse fast vollständig kompensieren.
Das ist auch positiv für die Wirtschaft: Denn mehr Kaufkraft heisst auch mehr Konsum. Davon dürfte das Wirtschaftswachstum in der Schweiz 2025 profitieren. Das sind die wichtigsten Ergebnisse der jährlichen Lohnumfrage der UBS bei fast 350 Unternehmen.
Löhne steigen auf breiter Front
Die höchsten Lohnabschlüsse von 2 Prozent verzeichnen Unternehmen aus der Informatik- und Telekombranche sowie dem Bereich Energie und Ver- und Entsorgung. Mit 1,7 Prozent dürfen auch Arbeitnehmende aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie mit überdurchschnittlichen Lohnerhöhungen rechnen.
Lohn und Arbeitsmarkt
Vom Lohnwachstum profitieren allerdings nicht alle: Bei einem Grossteil der Industrie liegt das Lohnwachstum unter dem Schweizer Durchschnitt von 1,4 Prozent. Am Ende der Tabelle sind die Medienbranche, der Bereich Materialien und Baustoffe sowie der Detailhandel mit einem Anstieg von 1 Prozent zu finden.
Bei den Gewerkschaften herrscht denn auch nicht eitel Sonnenschein wegen des Lohnwachstums in der Schweiz. «Die Umfrage zeigt. dass gerade in der Industrie bei den Löhnen noch Nachholbedarf besteht», erklärt Adrian Wüthrich (44), Präsident des Arbeitnehmer-Dachverbandes Travailsuisse. Und kritisiert: «In diesem Lohnwachstum spiegeln sich die Produktivitätsfortschritte in der Wirtschaft zu wenig wider.»
Das Argument der Produktivität finde Simon Wey (48), Chefökonom des Arbeitgeberverbandes, ein schwieriges, da es sehr auf den Beobachtungszeitraum ankomme. Er gibt etwas anderes zu bedenken: «Branchen, die die Löhne nur unterdurchschnittlich erhöhen können, laufen Gefahr, künftig zu wenig Arbeitskräfte zu finden.» Der Fachkräftemangel hat sich leicht entschärft, bleibt aber in vielen Wirtschaftsbereichen immer noch ein zentrales Thema.
Die gute Nachricht: Für die allermeisten Arbeitnehmenden dürften Reallohnsteigerungen drin liegen. So übertreffen die geplanten Lohnabschlüsse in allen 22 Branchen die für das nächste Jahr erwartete Inflation von 0,7 Prozent. Das heisst: Auch wer beim Lohn nicht ganz so gut abschneidet, hat 2025 mehr Geld im Portemonnaie.
«Mit den geplanten Reallohnsteigerungen dürfte der Kaufkraftverlust, den der Inflationsanstieg 2022 ausgelöst hatte, nächstes Jahr fast kompensiert sein», erklärt UBS-Ökonom Florian Germanier. Allerdings hat diese Rechnung einen Haken: In der Schweiz sind die Krankenkassenprämien seit 2021 überdurchschnittlich gestiegen, was in der Inflation nicht mit abgebildet ist.
Denn die Prämien sind – etwa im Gegensatz zu den Mieten – nicht im Warenkorb beinhaltet, der die Teuerung in der Schweiz misst. Die Folge «Viele Schweizer Haushalte dürften deshalb noch immer einen Kaufkraftrückgang spüren», schränkt Germanier ein.