Die Krise des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande hat am Montag zu schweren Verlusten an den Börsen weltweit geführt. In der Schweiz tauchen insbesondere die Titel der UBS und der Credit Suisse. Die UBS verliert bis zum Schluss über sechs Prozent, die CS-Aktie mehr als sieben Prozent.
Das Minus beim SMI ist nicht ganz so schlimm. Zum Schluss notiert der Index, der die 20 wichtigsten Aktien des Landes umfasst, «nur» mit knapp über 1,4 Prozent im Minus. Einzig die Logitech-Aktie ist im Plus. Der deutsche DAX und der französische CAC 40 büssen ebenfalls an Terrain ein. Und das Minus in Hongkong, wo Evergrande gelistet ist, liegt bei über drei Prozent.
Evergrande hat Schulden von umgerechnet mehr als 300 Milliarden US-Dollar angehäuft. Der angeschlagene Konzern muss frisches Geld auftreiben, um Banken, Zulieferer und Anleihegläubiger fristgerecht zu bezahlen. Anleger befürchten einen Zahlungsausfall.
Peking greift durch
Die Probleme haben sich laut Beobachtern für Evergrande in den letzten Monaten verschärft, weil Peking strengere Regeln für den hoch verschuldeten Immobiliensektor des Landes durchsetzt.
In dieser Woche muss der Konzern aus Shenzen mehrere Zinszahlungen leisten, wie der Finanzdienst Bloomberg berichtete. Demnach war die erste Rückzahlung bereits am Montag fällig, jedoch mit einer Aufschiebefrist bis Dienstag. Eine weitere Tranche sei am Donnerstag fällig. Jedoch war unklar, wie sich die chinesischen Feiertage auf den Rückzahlungsprozess auswirkten. Gebannt warten Investoren auf Zeichen der Regierung, ob und in welcher Form sie dem Konzern zur Hilfe eilt.
Über das Wochenende bot Evergrande Anlegern an, sie mit Immobilien zu entschädigen. Das Angebot richtet sich demnach an Käufer von Vermögensverwaltungsprodukten des Unternehmens. Auch räumte Evergrande ein Fehlverhalten mehrerer hochrangiger Manager ein. Sechs Führungskräfte haben demnach mehrere Anlageprodukte des Unternehmens illegalerweise im Voraus eingelöst. Die Angelegenheit werde sehr ernst genommen, teilte das Unternehmen am Samstag mit.
Sturz an der Börse
Zuletzt hatten Ratingagenturen die Bonitätsnote von Evergrande mehrfach herabgestuft. Seit Jahresbeginn ist der Aktienwert des Konzerns um über 80 Prozent gefallen.
Evergrande beauftrage laut einer Mitteilung von vergangener Woche Finanzberater damit, «alle denkbaren Lösungen» zu prüfen, um die Liquiditätskrise zu überwinden, warnte aber gleichzeitig davor, dass es keine Garantie dafür gebe, dass das Unternehmen seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen könne.
Was die Folgen dieses Schlamassels sind, ist schwer abzusehen. Die direkten finanziellen Konsequenzen für die Schweizer Banken scheinen überschaubar zu sein. Die Credit Suisse hat Beobachtern zufolge keinerlei Exposure zu Evergrande. Und die UBS gehörte offenbar zu den frühen Warnern, wie das Finanzportal «Inside Paradeplatz» berichtet. Die Aktien der beiden Finanzhäuser tauchen trotzdem. (SDA/ise)