Eigentlich wollten sie nur Danke sagen, der Schweizer Schuhhersteller Kybun und der auf Pflegeberufe spezialisierte Personalvermittler We Nurse. Am internationalen Tag der Pflegenden am 12. Mai ein Merci aussprechen an all die Pflegefachfrauen im Lande. Und ihnen werbewirksam ein Paar Gesundheitsschuhe schenken.
«Wir haben damit gerechnet, dass wir innerhalb einer Woche maximal 1000 Pflegefachfrauen mit unseren Schuhen beglücken würden», erinnert sich Schuh-Unternehmer Karl Müller aus Roggwil TG. Nun aber ist er auf dem linken Fuss erwischt worden. Mit seiner Prognose lag er nämlich komplett daneben. 10'000 Pflegende machen mit. Und bringen den Hersteller aus dem Thurgau an den Anschlag.
Aktion kostet über 2 Millionen Franken
Allein die verschenkten Schuhe haben einen Wert von 2 Millionen Franken. Dazu kommen noch Versandkosten von weit über 100'000 Franken, wie Kybun sagt. Doch damit nicht genug: Auch logistisch stellt die Geschenk-Aktion den Schuhhersteller vor grosse Herausforderungen.
«Die hohe Anzahl an Versandaufträgen bringt unser Lagerteam ans Limit», sagt Kybun-Mitinhaber Claudio Minder. Der Innendienst rechne zudem mit vielen Umtauschaktionen und Retouren. «Wir entschuldigen uns bereits jetzt für allfällige Verzögerungen bei der Auslieferung. Wir geben unser Bestes», sagt der Mister Schweiz des Jahres 2000.
Abbruch der Aktion war kein Thema
Kybun will Wort halten. Ein Abbruch der Geschenk-Aktion sei nie ein Thema gewesen. «Wer A sagt, muss auch B sagen. Wir wollten die angekündigte Aktion nicht einfach abbrechen und Menschen damit enttäuschen», sagt Minder.
Karl Müller fügt an: «Sie war als kleiner Beitrag zum internationalen Tag der Pflegenden gedacht. Gleichzeitig sollte es auch ein Weckruf an die Politik sein. Nachdem in den letzten Jahren viel Verbesserung für die Mitarbeiter der Pflege versprochen wurde, aber noch wenig passiert ist, wollten wir als Vorbild für andere Institutionen einen ersten Schritt machen.»
Ob sie noch einmal eine ähnliche Aktion lancieren, steht in den Sternen. Gelohnt habe sie sich aber – trotz der hohen Kosten und der Mehrarbeit am Hauptsitz in Roggwil. Die Aktion erreichte im Gesundheitswesen auf verschiedenen Social-Media-Kanälen starken Anklang. «Die Aktion hat sich trotzdem mehr als gelohnt», bilanziert Minder.