Ausweg für die kriselnde Schuhmarke Kandahar aus dem Berner Oberland. Die Thurgauer Unternehmerfamilie Müller übernimmt Kandahar, die mit wirtschaftlichen Problemen kämpft. Mit dem Besitzerwechsel wird die Produktion von Gwatt BE schrittweise nach Sennwald SG verlegt.
Die Kandahar-Schuhe sollen in Zukunft in der Kybun-Manufaktur von Karl Müller senior in Sennwald SG hergestellt werden, wie die Unternehmerfamilie Müller aus Roggwil TG am Montag informierte. Über den Verkaufspreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Schlechte Zahlen wegen warmen Wintern
Kandahar, 1932 von Fritz von Allmen im Berner Oberland gegründet, stellte anfangs Skischuhe her. Der Durchbruch gelang dem Unternehmen mit seinem 1945 entwickelten wintertauglichen, leichten Après-Skischuh. Zu Spitzenzeiten produzierte das Familienunternehmen mit 30 Mitarbeitenden 15'000 Paar Schuhe pro Jahr.
In den vergangenen Jahren brachen die Verkaufszahlen bei Kandahar ein, unter anderem wegen der immer wärmer werdenden Winter und zuletzt wegen der Corona-Krise. Dies habe dazu geführt, dass das kleine Familienunternehmen die Herausforderungen nicht mehr allein stemmen könne, heisst es.
Zusätzliche Arbeitsplätze?
Karl Müller senior und sein Sohn Karl Müller junior erfuhren, dass Kandahar auf der Suche nach einer Nachfolgelösung war, und boten dem Berner Unternehmen die Übernahme der Markenrechte an. Es sei ihnen wichtig, «dass die renommierte Marke nicht vom Markt verschwindet und in den Händen eines Schweizer Familienunternehmens bleibt».
In Zukunft sollen die Kandahar-Schuhe vom bestehenden Kybun-Team in Sennwald hergestellt werden. Mittel- und langfristig wollen die Karl Müller senior und junior in Sennwald zusätzliche Arbeitsplätze schaffen.
Vater Karl Müller brachte 1997 den MBT-Schuh mit einer neuartigen abrollenden Sohle auf den Markt, der weltweit über zehn Millionen mal verkauft wurde. 2006 gründete sein Sohn mit einem Partner die Firma Joya Schuhe. Müller senior verkaufte die MBT-Markenrechte und lancierte 2009 den Luftsohlen-Schuh Kybun. (SDA)