Gopfried Stutz
Umweltschutz hat seinen Preis

Wer umweltverträglich agieren will, ist als Konsument gefordert. Als Anleger sollte einen vor allem die Rendite interessieren.
Publiziert: 22.07.2023 um 21:29 Uhr
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Wer etwas für die Umwelt tun will, hat eine grössere Wirkung, wenn er mehr Velo fährt oder den ÖV benutzt und das Auto in der Garage lässt, …
Foto: THOMAS LÜTHI / HEG
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Claude ChatelainKolumnist und Wirtschafts-Publizist

Setzen Sie auch auf nachhaltige Anlagefonds – warum eigentlich? Weil Sie sich damit eine bessere Rendite erhoffen? Oder weil sie sich umweltbewusst verhalten wollen?

«Wer etwas für die Umwelt tun will, hat eine grössere Wirkung, wenn er mehr Velo fährt oder den ÖV benutzt und das Auto in der Garage lässt. Oder wenn man einen Elektrowagen kauft statt eines Benzinautos.» Das sagt Thomas Stucki, der Anlagechef der St. Galler Kantonalbank.

Mit anderen Worten: Wer umweltverträglich agieren will, ist als Konsument gefordert, nicht als Anleger. Wenn die Nachfrage nach Elektrowagen steigt und jene nach Verbrennungsmotoren abnimmt, so werden die Autokonzerne von sich aus in Elektrowagen investieren.

Bleibt die Rendite. So gibt es Investoren, die davon ausgehen, dass nachhaltige Unternehmen langfristig eine höhere Rendite erwirtschaften als jene Unternehmen, die dieses Prädikat nicht verdienen. Swisscanto, die Fondsgesellschaft der ZKB, gehört zu denen. All ihre aktiv bewirtschafteten Anlagegefässe verfolgen einen Nachhaltigkeitsansatz. Iwan Deplazes, der Leiter der Vermögensverwaltung, versicherte mir, dass sie das aus Renditeüberlegungen machen und nicht etwa aus Imagegründen.

Ob er recht behält, wissen wir erst in Zukunft – wenn überhaupt. Je nach untersuchter Zeitperiode und je nach Anlageuniversum werden einmal nachhaltige und ein anderes Mal nicht nachhaltige Anlagen obenaus schwingen.

Und dann gibts noch ein grosses Aber: Swisscanto spricht von «aktiv bewirtschafteten» Anlagefonds. Aktiv heisst, dass ein Team von Spezialisten die einzelnen Unternehmen auf ihre Nachhaltigkeit zu begutachten hat. Das ist zeitintensiv und kostet.

Aufmerksame Leser dieser Kolumne wissen, dass der Gopfried Stutz für passive Anlagen plädiert, für sogenannte Indexfonds, bei welchen ein Index wie zum Beispiel der SMI eins zu eins abgebildet wird. Sie weisen erfahrungsgemäss im Schnitt höhere Renditen auf als aktiv bewirtschaftete Fonds. Dies nicht nur wegen der tieferen Kosten, sondern weil es einem Fondsmanager kaum gelingt, einen Index über eine längere Zeit wiederholt zu schlagen.

Wenn sich meine Begeisterung für nachhaltige Anlagen in Grenzen hält, so gilt das für Privatanleger. Institutionelle Investoren wie Pensionskassen, Investmentfonds oder Grosskonzerne haben kraft ihrer Grösse sehr wohl die Möglichkeit, bei der Ausübung ihrer Aktionärsrechte Einfluss auf die Unternehmensstrategie zu nehmen. So können sie etwa Ölkonzerne dazu bringen, einen Teil ihrer Gewinne in Windparks zu investieren. Impact Investing nennt sich das.

Privatanleger haben diese Möglichkeit nicht. Sie können aber in einen Fonds mit Ölaktien investieren. Mit Nachhaltigkeit hat das zwar wenig zu tun; dafür aber mit Rendite. Der S&P Global Oil Index mit den 120 grössten Öl- und Gasförderkonzernen der Welt kletterte 2021 um 35 Prozent und 2022 um weitere 19 Prozent in die Höhe.

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