Man liest gerade ziemlich viel über LGBTQIA+ – manche mögen sagen: zu viel. So konnten wir in der «Handelszeitung» lesen, dass sich Firmen wie ABB, Novartis, Roche, SAP, Swisscom und auch die UBS das Regenbogen-Label zugetan haben. Sie sind sogar LGBTQ-zertifiziert. Das Kürzel steht für Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender und Queer. Manchmal kommen noch ein «I» für Intersexuell und ein «A» für Asexuell dazu.
«Wir gehen stark davon aus, dass in der Unternehmenswelt weiterhin eine verdeckte Diskriminierung stattfindet», wird Ann-Kathrin Greutmann in der «Handelszeitung» zitiert. Sie ist Diversity- und Inklusionsbeauftragte bei der Zürcher Kantonalbank. Die ZKB war bei der Gründung und Entwicklung des Swiss LGBTQ-Labels mit dabei.
Flugs stellte ich mir die Frage: Welche Fondsgesellschaft wird die erste sein, die einen LGBTQIA+-Aktienfonds lanciert?
Blicken wir zurück: In den 90er-Jahren kamen Ökofonds in Mode. Die Fondshäuser wollten sich damit bei jener Kundschaft anbiedern, die ihr Geld in umweltfreundliche Unternehmen investieren möchten. Parallel dazu kreierten Nischenanbieter ethische Fonds. Langjährige Marktbeobachter mögen sich an Elisabeth Höller erinnern. Sie gründete 1996 den ersten Ethik-Fonds in der Schweiz.
Mittlerweile werden diese Anlageklassen nicht mehr unterschieden. Aus Öko- und Ethikfonds sind Nachhaltigkeitsfonds entstanden. Sie orientieren sich an den ESG-Kriterien – Ecologigal, Social, Governance. Was so viel heisst wie, dass die betreffenden Aktiengesellschaften punkto Ökologie, Soziales und Unternehmensführung vorbildlich sind.
Sind nun LGBTQIA+-Fonds der kommende Trend? Auf den ersten Blick mag dieser Gedanke abwegig sein. Doch ich erinnere daran, dass es auch geschlechtergerechte Fonds gibt. So führt etwa die UBS den «Global Gender Equality Fonds» im Sortiment. Er investiert in Unternehmen, die punkto Chancengleichheit international an der Spitze stehen. Der Fonds investiert passiv, indem er den «Solactive Equileap Global Gender Equality 100» abbildet. Ein Börsenindex mit 100 globalen Unternehmen, deren Auswahl auf der Grundlage eines umfassenden Screenings erfolgt.
Es gibt zwei Gründe, weshalb man einen Nachhaltigkeitsfonds kauft. Erstens, weil man einen positiven Beitrag leisten und die entsprechenden Unternehmen unterstützen will. Zweitens, weil man davon ausgeht, dass nachhaltige Unternehmen langfristig erfolgversprechend sind. Das Gleiche gilt für geschlechtergerechte Fonds. Es deutet vieles darauf hin, dass Unternehmen mit einer aktiven Frauenförderung und einem hohen Frauenanteil in der Teppichetage übers Ganze gesehen besser aufgestellt sind als Männerklubs mit Quotenfrauen.
Gilt das auch für ein Unternehmen, das sich mit einem LGBTQIA+-Label auszuzeichnen vermag? Vielleicht insofern, als die zu dieser Gruppe zählenden Minderheiten motiviert sind, wenn sie spüren, dass sich ihr Arbeitgeber aktiv um ihr Wohlergehen kümmert.
Ob das genügt?