Gopfried Stutz
Nachhaltige Anlagen sind mehr als ein Hype

Als nachhaltig gelten Unternehmen, die ökologisch und sozial agieren sowie eine gute Unternehmensführung aufweisen.
Publiziert: 06.10.2018 um 19:23 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2018 um 19:44 Uhr
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Claude ChatelainKolumnist und Wirtschafts-Publizist

Es vergeht kaum eine Woche, in der ich nicht eine Einladung für einen Anlass über nachhaltige Anlagen erhalte. So ging ich am Mittwoch an einen Medienroundtable von Swisscanto. Die drittgrösste Fondsgesellschaft der Schweiz gehörte bis vor dreieinhalb Jahren den Kantonalbanken; seit April 2015 nun vollständig der Zürcher Kantonalbank (ZKB).

Laut Swisscanto ist nachhaltiges Investieren nicht bloss ein Hype, sondern ein Megatrend. Zwar versteht jeder unter dem Begriff «nachhaltig» etwas anderes. In der Finanzindustrie haben sich jedoch die ESG-Kriterien etabliert, was für Environmental, Social und Governance steht. Ein Unternehmen, welches sich punkto Umwelt, sozialer Verantwortung und einer guten Unternehmensführung auszeichnet, gilt als nachhaltig. Wobei natürlich auch diese Kriterien keiner exakten Wissenschaft entstammen.

Wenn der Druck auf Pensionskassen und anderen institutionellen Anlegern seitens der Gesellschaft oder der Regierung zunimmt, nur in nachhaltige Unternehmen zu investieren, setzt dies die nicht nachhaltigen Firmen unter Zugzwang. Es wird dann eine Umleitung der Finanzströme stattfinden. Und all die Dreckschleudern, Ausbeuter, Kriegstreiber und andere nicht nachhaltige Unternehmen müssten Anstrengungen unternehmen, um den ESG-Kriterien zu genügen.

Dies ist etwa das Szenario, wie sich Ivan Deplazes, der Leiter der Vermögensverwaltung von Swisscanto Invest, die Zukunft vorstellt. Von einem solchen Umschwung ist heute freilich noch wenig zu spüren, wenn man bedenkt, dass seit Donald Trump die Rüstungsaktien der USA besser rentierten als der US-Markt insgesamt.

Nichtsdestotrotz darf man feststellen, dass sich Pensionskassen mehr und mehr mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen, obschon sie vorab an den Renditen und nicht am nachhaltigen Approach gemessen werden. Auch darf man nicht vergessen, dass viele Pensionskassen aus Kostengründen einen passiven Anlageansatz verfolgen. Sie investieren in exakt die gleichen Aktien, wie sie in einem Börsenindex figurieren. Legt der Index um fünf Prozent zu, steigt auch das Aktienportefeuille entsprechend.

Das gleiche Problem haben wir Kleinanleger. Es gibt zwar eine Fülle von nachhaltigen Anlagefonds, aber es sind aktiv bewirtschaftete Fonds. Ein Heer von Spezialisten muss die Unternehmen nicht nur auf ihr Renditepotenzial, sondern auch auf ihre Vereinbarkeit mit den ESC-Kriterien überprüfen. Das kostet.

Kostengünstig und voll im Trend sind dagegen passive Fonds, sogenannte Exchange Trades Funds (ETF). Man weiss, was man hat, wenn sie bekannte Indices wie den Swiss Market Index (SMI), den EuroStoxx50 oder den S&P500 abbilden. Es gibt zwar auch nachhaltige ETF. Doch wer kennt schon den  «iShares Dow Jones Eurozone Sustainability Screened UCIFTS ETF (DE)». 

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