Gopfried Stutz über klimafreundliches Anlegen
Wer kennt schon einen nachhaltigen Börsenindex?

Um private Anlegerinnen und Anleger zu erreichen, bleibt noch viel zu tun.
Publiziert: 04.01.2020 um 19:39 Uhr
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Aktualisiert: 04.01.2020 um 20:30 Uhr
Claude Chatelain, Publizist und Wirtschaftsjournalist.
Claude Chatelain

«Klimajugend» ist das Wort des Jahres 2019. So will ich nicht hintanstehen und über Nachhaltigkeit oder noch besser über nachhaltige Anlagefonds sinnieren. Solche Fonds investieren nur in Wertschriften, die punkto Ökologie, Sozialverträglichkeit und Unternehmensführung gute Noten erhalten. Gemeint sind die ESG-Kriterien, Environment, Social, Governance. Nicht zu verwechseln mit ESC, dem Eurovision Song Contest.

Auch wer mit Aktien nichts am Hut hat, kennt den Dow Jones oder den Swiss Market Index zumindest vom Hörensagen. Auch vom Nikkei haben aufgeweckte Mitbürger schon x-fach gehört. Man braucht dazu nur die Morgennachrichten zu hören. Privatanleger kennen zudem den Standard & Poor's 500, den DAX, den FTSE 100, den Euro Stoxx 50 oder den MSCI World.

Natürlich kennt man diese Indizes nicht im Detail. Aber man weiss, dass der Nikkei 225 die Kursentwicklung der wichtigsten 225 japanischen Unternehmen abbildet. Bekannt ist ebenfalls, dass der MSCI World die bedeutendsten Aktien rund um den Globus vereint.

Börsenindizes sind wichtig: Sie sind so etwas wie eine Messlatte für Anleger. Kauft man einen Fonds für US-Aktien und stellt fest, dass die Performance gegenüber dem Index hinterherhinkt, so sollte man den Fonds und dessen Kosten genauer anschauen.

Nun ist ja grundsätzlich zu empfehlen, in börsenkotierte Fonds zu investieren, die einen Index abbilden. Solche Exchange Traded Funds (ETF) sind im Schnitt rentabler als aktiv bewirtschaftete Fonds – auch weil sie kostengünstiger sind.

Nun zur Quizfrage: Wie heissen die wichtigsten Indizes für nachhaltige Anlagen? Ich machte die Probe aufs Exempel und fragte eine willkürliche Auswahl von Wirtschaftsjournalisten, Anlageberatern und Hobbyanlegern. Leeres Schlucken, verlegenes Räuspern. Die häufigste Antwort: «Sorry, da bin ich überfragt.» Diplomatie gebietet, die Namen der befragten Kollegen zu verschweigen.

Da wird man bombardiert mit Medienmitteilungen, Newslettern und Einladungen zu Fachveranstaltungen über nachhaltiges Investieren. Zig Organisationen, Institutionen, ja sogar die EU unternehmen Anstrengungen, um Investoren zu nachhaltigem Investieren zu animieren oder gar zu zwingen.

Es gibt sie, die Nachhaltigkeitsindizes. Etwa den Dow Jones Sustainability Index oder den MSCI World ESG Index. Doch auf den einschlägigen Übersichtstabellen mit den wichtigsten Indizes sucht man sie vergebens.

Will man die Klimajugend ernst nehmen, müsste man also in nachhaltige ETF investieren. Doch wie soll man solche Produkte kaufen, wenn kein Mensch den entsprechenden Index kennt, der dem ETF zugrunde liegt? Wer kennt schon einen nachhaltigen ETF? Es bleibt noch viel zu tun, um nachhaltiges Anlegen einem breiteren Publikum schmackhaft zu machen.

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