Ostern ist das Fest der Auferstehung. Zum heutigen Thema Obligationen hätte das besser gepasst als Pfingsten. Denn auch Obligationen erleben dank steigender Zinsen so etwas wie eine Auferstehung. Befassen wollen wir uns allerdings heute vor allem mit Obligationenfonds. Wie bei Aktien soll damit das Risiko gestreut werden, in der Fachwelt Diversifikation genannt. Mit wenig Geld kann man in zig verschiedene Obligationen investieren.
Bei Aktien ist eine breite Streuung, zumindest bei kleineren Vermögen von Vorteil. Gilt das aber auch für Obligationen? «Mit Obligationen gut schlafen; mit Aktien gut essen», sagte doch Börsenaltmeister André Kostolany. Obligationen sind sicherer als Aktien.
Bei einem Konkurs gehen Aktionäre als Eigentümer der Firma leer aus, Besitzer von Anleihen können derweil mit der Rückzahlung zumindest eines Teils ihrer Anleihen rechnen.
Weshalb also die vermeintlich sicheren Papiere auch noch in einen Fonds verpacken? Braucht es neben dem Gürtel auch noch Hosenträger?
Sicher ist sicher, könnte man antworten. Nur hat das seinen Preis: Anlagefonds sind nicht gratis. Sie weisen Gebühren auf, die dem Fondsvermögen belastet werden und somit die Rendite schmälern.
Gopfried Stutz kauft keine Obligationenfonds. Wenn schon, würde er eher Einzelanleihen kaufen. Da weiss man, was man hat. Man kauft die Obligation zu einem Kurs von zum Beispiel 100 Franken, idealerweise bei deren Emission. Sie hat einen festen Zins von 3 Prozent und eine Laufzeit von acht Jahren. Dies ist nur ein Beispiel.
Der Kurs schwankt jeweils in Gegenrichtung der Zinssätze. Steigen generell die Zinsen; sinken die Obligationenkurse und umgekehrt. Warum eigentlich? Weil mit steigendem Zinsniveau neu herausgegebene Anleihen einen höheren Zinssatz aufweisen und somit interessanter sind als sich im Umlauf befindliche Obligationen, die früher zu einem tieferen Zinssatz herausgegeben wurden.
Als Inhaber von Einzelanleihen können mir solche Kursschwankungen egal sein. Ich kriege jährlich die 3 Prozent Zins, und nach acht Jahren wird mir der Nennwert von 100 Franken zurückbezahlt. All das ist transparent.
Bei Obligationenfonds ist das anders: Sie haben kein Verfallsdatum. Auch sie schwanken mit dem Zinsniveau. Doch häufig ist schwer zu erkennen, weshalb deren Kurs so und nicht anders reagiert. Obligationen innerhalb des Fonds laufen ab oder werden verkauft. Es werden neue hinzugekauft. Die Zusammensetzung innerhalb des Fonds wechselt dauernd, so ist auch die jährliche Ausschüttung immer eine andere.
Noch schwieriger, die Kursschwankungen zu verstehen, ist das bei gemischten Fonds, die sowohl Aktien als auch Obligationen enthalten.
Hat nun der Gopfried Stutz vom Kauf von Obligationenfonds abgeraten? Nein, hat er nicht. Er sagte bloss: Nichts für ihn.