Goldiger als Goldküste
Darum ist die Zürcher Pfnüselküste bei Expats so beliebt

Jahrzehntelang war die Goldküste das teuerste Pflaster am Zürichseeufer. Doch inzwischen ist die Pfnüselküste bei Zuzügern so begehrt, dass die Quadratmeterpreise in Kilchberg höher sind als jene in Küsnacht. Was macht die linke Seeseite so attraktiv?
Publiziert: 18:02 Uhr
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Aktualisiert: 18:31 Uhr
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Das linke Zürichseeufer – hier mit Blick auf Horgen – ist besonders bei Expats beliebt.
Foto: Philippe Rossier

Auf einen Blick

  • Die gute Anbindung nach Zürich, Zug und Schwyz lockt hoch qualifizierte Arbeitskräfte
  • In diesen Städten arbeiten viele Expats bei internationalen Firmen
  • Horgen und Thalwil wollen weiter wachsen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Dorothea VollenweiderRedaktorin Wirtschaft

Das linke Zürichseeufer wird von Einheimischen etwas abschätzig als Pfnüselküste bezeichnet. Denn das gegenüberliegende Seeufer – die Goldküste – hat deutlich mehr Sonnenstunden. Doch die Pfnüselküste hat inzwischen trotz Schattenseite die Nase vorn, wie Blick am Montag berichtete.

Die Quadratmeterpreise in den Züribieter Gemeinden Kilchberg, Thalwil, Rüschlikon und Horgen haben jene am rechten Seeufer inzwischen überrundet. Die Quadratmeterpreise in Kilchberg betragen 35'000 Franken. Kilchberg ist damit die teuerste Gemeinde der Schweiz. Einige Hundert Meter weiter seeaufwärts, in Thalwil, entsteht aktuell das teuerste Neubauprojekt der Region: Eine 5,5-Zimmer-Wohnung gibts dort für 6,28 Millionen Franken. Das macht 33'000 Franken pro Quadratmeter.

Viele internationale Firmen am linken Ufer

Was lässt die Immobilienpreise an der Pfnüselküste nach oben schiessen? Laut dem Luxusmakler Engel & Völkers sind es vor allem Expats, die in die Gemeinden am linken Zürichseeufer ziehen.

Entscheidend sei, dass das linke Seeufer sowohl mit dem ÖV als auch mit der Autobahn gut erschlossen sei. Es gibt gute Verbindungen nach Zürich, Zug und Schwyz. «Das sind alles Standorte, wo hoch qualifizierte Expats in der Regel arbeiten», sagt Maklerin Lan Anh Nguyen (33). In Zug befinden sich Niederlassungen grosser internationaler Firmen, wie etwa Roche, Johnson & Johnson und Siemens. In Zürich dürfte unter anderem Google viele Expats anlocken. Im Kanton Schwyz gehört Estée Lauder zu einer der grössten Arbeitgeberinnen.

Auch an der Pfnüselküste selbst gibt es viele attraktive Arbeitsplätze, so etwa beim Chemie-Konzern Dow Europe in Horgen oder beim Schokoladenproduzent Lindt in Kilchberg.

International Schools für die Kids

Viele der Zuzüger kommen aus Deutschland, aber nicht nur. «Expats, die aus Metropolen wie New York City, Paris, oder Singapur kommen, sind ein pulsierendes Umfeld mit hochwertiger und vielfältiger Gastronomie gewohnt», so Nguyen. Das würden sie in Zürich vorfinden.

Auch dass sich die drei Standorte der Zurich Interantional School allesamt am linken Seeufer befinden, dürfte für Expats eine wichtige Entscheidungsgrundlage sein. Denn sie kommen häufig mit der ganzen Familie in die Schweiz.

Horgen will mehr

Beat Nüesch (59), Gemeindepräsident von Horgen, bestätigt die hohe Anzahl an Zuzüger: «Ich führe jedes Jahr 100 bis 120 Einbürgerungsgespräche», sagt er zu Blick. Horgen hatte letztes Jahr ein Bevölkerungswachstum von 3 Prozent und knackt demnächst die 25'000-Einwohner-Grenze. Als Erstes frage er die Zuzüger beim Einbürgerungsgespräch immer, weshalb sie sich in Horgen niederlassen wollen. Auch sie nennen die gute Anbindung häufig als Grund. Horgen will sein internationales Flair nun weiter ausbauen. «Wir wollen die Standortförderung dazu nutzen, internationale Firmen zu uns zu holen», sagt Nüesch.

Auch in Thalwil ist die Bevölkerung in den letzten zwei Jahren internationaler geworden. «An den Schaltern unserer Gemeindeverwaltung wird täglich Englisch gesprochen», sagt Hansruedi Kölliker (59), Gemeindepräsident von Thalwil. Die Gemeinde hatte im 2024 insgesamt 1246 Neuzuzügerinnen und Neuzuzüger. Allerdings sind auch 1435 weggezogen. «Das liegt daran, dass aktuell mehrere Überbauungen leer saniert werden», sagt Kölliker.

Es ist die Schattenseite des Booms. Denn solche Leerkündigungen betreffen oft Einheimische, die sich nach dem Rauswurf in ihrer Gemeinde nichts mehr leisten können. Insgesamt hat Thalwil derzeit 18'863 Einwohner. Etwas mehr als 6 Prozent davon stammen aus Deutschland.

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