Jahrelang konnten Vermieter darauf setzen, dass ihre Immobilien neben den Mieteinnahmen Jahr für Jahr an Wert gewinnen. Doch damit ist es vorbei. Renditeliegenschaften – also Mehrfamilien- und Geschäftshäuser – haben in den letzten zwölf Monaten zwölf Prozent an Wert eingebüsst, wie die «Sonntagszeitung» schreibt. Die Daten stammen vom Beratungsunternehmen Fahrländer Partner Raumentwicklung.
Immobilienverkäufer bekommen die Zinswende deutlich zu spüren: Im Frühjahr 2022 waren beim Verkauf von Liegenschaften Bieterverfahren mit mehreren Runden noch üblich. Jetzt mehren sich Angebote zu Fixpreisen, wie ein Blick auf Immobilienportale zeigt.
Transaktionen eingebrochen
Die höheren Finanzierungskosten bei Käufen wirken sich negativ auf die Preise aus. Zudem werden für institutionelle Anleger wie Pensionskassen oder Versicherungen alternative Anlagen durch die höheren Zinsen wieder deutlich attraktiver.
«Letztendlich muss mit der Immobilie eine bestimmte Rendite erzielt werden, die im Vergleich zu den Renditen bei vergleichbaren Anlagemöglichkeiten sinnvoll ist», sagt Robert Weinert (44) von der Immobilienberatungsfirma Wüest Partner zur «Sonntagszeitung». Und das trifft deutlich seltener zu: Die Zahl der Transaktionen bei institutionellen Anlegern sind im ersten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahr um fast 80 Prozent gesunken.
Ältere Liegenschaften wenig gefragt
Während die Nachfrage an einzelnen Lagen noch da ist, läuft der Verkauf von älteren Liegenschaften mit grösserem Renovationsbedarf besonders harzig. «Sie müssen auch energetisch saniert werden, was kostspielig ist und sich für einige Besitzer deswegen nicht rentiert», sagt Fredy Hasenmaile (56), Chefökonom der Raiffeisen, zur «Sonntagszeitung»
Problematisch ist die Situation für institutionelle Anleger deshalb aber nicht. Sie haben die Investitionen in erster Linie wegen der Mieteinnahmen getätigt. Und diese können dank des höheren Referenzzinsatzes in vielen Fällen erhöht werden. Bis im nächsten Jahr dürften für Mieterinnen und Mieter weitere Mietzinserhöhungen anstehen. Die Mieterschaft kann von den sinkenden Preisen bei Renditeobjekten deshalb derzeit nicht profitieren.
Gibt es weitere Korrekturen?
Die steigenden Mieten schützen die Besitzer zudem vor einer deutlicheren Preiskorrektur. Trotzdem rechnet Hasenmaile damit, dass die Preise in den nächsten zwei bis drei Jahren um 10 bis 15 Prozent korrigiert werden. Auch Eigenheimbesitzer müssen inzwischen Preiskorrekturen hinnehmen.
Für Immobilienfirmen stellen die veränderten Rahmenbedingungen eine deutlich grössere Herausforderung dar. Wegen der höheren Zinsen und gestiegenen Baukosten müssten sie bei Verkäufen heute oft gar höhere Preise erzielen, als sie bei der Projekterstellung veranschlagt haben. Doch diese sind oft nicht mehr erzielbar.
Damit verschärft sich der Wohnungsmangel in zentralen Lagen weiter: Denn die steigenden Kosten und sinkenden Preise lassen die Bautätigkeit sinken. (smt)