Kurzarbeit, Kostenabbau, Härtefallhilfen: Globetrotter lässt derzeit kein Mittel ungenutzt, um sein Fernreisengeschäft am Laufen zu halten. Der Berner Ferienanbieter steckt wie andere Reiseveranstalter tief in der Krise. Globetrotter-Umsatz im letzten Jahr: 68 Millionen Franken. Vor der Pandemie standen noch 243 Millionen Jahresumsatz in den Büchern. Einreisebeschränkungen, Quarantäneregeln und zu befürchtende Probleme bei der Rückkehr in die Schweiz, das alle bremst die Reiselust, sagt Globetrotter-Chef André Lüthi (61) im Gespräch mit Blick.
«Kunden warten mit dem Buchen ihrer Reise zu, weil sie Angst haben, im Ausland sitzenzubleiben», sagt Lüthi, der als Leiter Politik des Schweizerischen Reiseverband den Überblick über die Branche hat. «Oder sie annullieren ihre Reisen gleich ganz. Ich spüre viel Frustration bei Reisenden.» Die Reiserücktritte hätten in den letzten vier Wochen Fahrt aufgenommen mit dem Anrollen der Omikron-Monsterwelle.
«Testpflicht mit Aufwand und Angst verbunden»
Der Ausweg aus der Misere laut Lüthi: «Weg mit der Testpflicht vor der Rückreise!» Angesichts der hohen Fallzahlen in der Schweiz «macht die Testpflicht keinen Sinn mehr.» Lüthi: «Sie ist mit viel Aufwand und Angst für die Reisenden verbunden.»
So sei in vielen Ländern die Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken, um ein Vielfaches kleiner als in der Schweiz. «Die Aufhebung darf aber nur für Geimpfte und Genesene gelten», stellt Lüthi klar. Auch in Bundesbern und in den Kantonen wird über diese Rückreiseerleichterung diskutiert. Bis nächste Woche müssen letztere Stellung beziehen.
England hat Rückreisetests abgeschafft
«Dass der Bundesrat vor einem Monat den Test anordnete, ist nachzuvollziehen. Doch jetzt stehen wir vor einer neuen Ausgangslage», sagt Lüthi. Als Beispiel nennt er Grossbritannien: England hat die Testpflicht für einheimische Reiserückkehrer abgeschafft. So sei er zuversichtlich, dass «der Bundesrat mit Weitsicht und gesundem Menschenverstand entscheidet», sagt der Globetrotter-Chef.
Wie der Bundesrat denn auch entscheidet: Das laufende Jahr wird für die Reiseveranstalter so oder so äusserst schwierig. Globetrotter wird auch 2022 nur rund die Hälfte des Umsatzes von vor der Pandemie machen können, prognostiziert Lüthi.