Auf einen Blick
Am Dienstag in dieser Woche ist aus einer Wärmepumpe eines Firmengebäudes in Pfäffikon ZH Ammoniak ausgeströmt. Als Vorsichtsmassnahme wurden mehrere der umliegenden Gebäude evakuiert, darunter ein Kindergarten und eine Kindertagesstätte. Die Feuerwehr konnte die Ausbreitung des Ammoniaks auf den Technikraum eingrenzen.
Ammoniak kommt als Kältemittel in Wärmepumpen vor und kann gesundheitsschädigend sein, wenn es in hoher Konzentration auftritt. Doch kommt der Giftstoff in allen Wärmepumpen zum Einsatz? Und wie sicher sind die Wärmepumpen in Schweizer Eigenheimen? Blick gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Kommt Ammoniak in allen Wärmepumpen vor?
Nein. Ammoniak wird als Kältemittel mehrheitlich in Grossanlagen eingesetzt, die in industriellen oder gewerblichen Betrieben stehen. «Es sind Wärmepumpen mit einer stark kühlenden Leistung, wie man sie beispielsweise für Kunsteisbahnen braucht», sagt Stephan Peterhans (70), zuständig für Politik und Rahmenbedingungen bei der Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz (FWS). Auch in Kühlhäuser oder für die Klimatisierung von Flughäfen, Bürogebäuden, Produktionshallen oder Sportanlagen kommen oft Anlagen mit dem Kühlmittel Ammoniak zum Einsatz. Für die Wärmepumpen in Schweizer Eigenheimen wird jedoch nicht Ammoniak als Kältemittel verwendet, sondern beispielsweise 134a oder Propan.
Wie giftig ist Ammoniak?
«Ammoniak kann gesundheitsschädigend sein, wenn es in hoher Konzentration auftritt», erklärt Peterhans. Der Giftstoff riecht stark nach verfaulten Eiern, weshalb man ein Leck schnell bemerkt. Ammoniak in der Luft kann die Augen und Atemwege reizen. Befindet sich die Wärmepumpe in einem geschlossenen Raum, muss dieser sofort gelüftet werden. Sobald die Konzentration sinkt, ist Ammoniak nicht mehr schädlich.
Wie gefährlich sind andere Kältemittel?
Das Kältemittel 134a, das sich in vielen Wärmepumpen in Schweizer Haushalten befindet, ist nicht toxisch – aber auch nicht ganz ungefährlich. Denn es belastet die Umwelt 1430 Mal mehr als CO₂. Das klingt erstmal dramatisch. Allerdings muss man beachten, dass das besagte Kältemittel in Wärmepumpen im Normalfall nicht austritt und höchstens bei einem Leck in die Atmosphäre gelangt. Auch bei der Herstellung und der Entsorgung kann etwas Kältemittel entweichen.
Wie häufig kommt es zu einem Leck?
Bei kleinen Wärmepumpen in Eigenheimen ist ein Leck unwahrscheinlich. «Kleinanlagen werden in Produktionshallen unter optimalen Bedingungen zusammengebaut und fix fertig geliefert», erklärt Peterhans. Unter diesen Bedingungen könne die Wahrscheinlichkeit eines Produktionsfehlers, der zu einem Leck führen könnte, minimiert werden. Anders sei es bei Grossanlagen. Diese werden vor Ort gebaut. Die Werkbedingungen können schlechter kontrolliert werden.
Schädliche Kältemittel werden bald verboten
Die EU will den Verbrauch bestimmter Kühlmittel reduzieren, weil sie für das Klima tausendmal schädlicher sind als CO₂. Das EU-Parlament und der Europäische Rat haben deshalb beschlossen, den Verkauf von Wärmepumpen, die besonders klimaschädliche Kältemittel enthalten, ab Anfang 2027 zu verbieten. Die Schweiz übernimmt die EU-Norm. Ab 2027 sind bei Wärmepumpen für Ein- und Zweifamilienhäuser nur noch natürliche Kältemittel wie Propan erlaubt, die das Klima deutlich weniger belasten.
Hat Propan auch Nachteile?
Ja. Propan belastet die Umwelt zwar nicht, ist aber hochentzündlich – es besteht Explosionsgefahr. Hausbesitzer, die sich für eine Innenaufstellung der Wärmepumpe entscheiden, müssten sich laut dem FWS deshalb auf Mehrkosten für Sensoren und Belüftung einstellen. Der Grund: Wird eine Wärmepumpe mit Propan etwa in einem Technikraum installiert, braucht es einen Sensor, der misst, wie hoch der Propangehalt in der Luft ist. Sollte Propan austreten, würde der Sensor Alarm schlagen und den Raum durchlüften. Steht die Wärmepumpe im Freien, besteht dieses Problem nicht, weil sich das Propan draussen schnell verflüchtigt.
Gibt es schon klimafreundlichere Wärmepumpen?
«Beinahe alle Lieferanten haben bereits einzelne Produkte», sagt Peterhans. Doch die Umstellung des gesamten Sortimentes werde noch Zeit benötigt. Das hochentzündliche Propan rufe Gebäude- und Feuerversicherungen auf den Plan. Und die Kantone müssten sich auf einen einheitlichen, schweizweiten Vollzug einigen, findet der FSW.