Gesucht: Ausländer zwischen 30 und 40
Polizei schickt Spione an illegale Ibiza-Partys

Die Clubs auf der spanischen Mittelmeerinsel Ibiza sind geschlossen. Trotzdem werden weiter wilde Partys gefeiert. Illegal und in privaten Villen. Die Polizei greift nun zu einem unkonventionellen Mittel.
Publiziert: 03.08.2021 um 12:28 Uhr
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Aktualisiert: 03.08.2021 um 12:29 Uhr
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Die spanische Polizei kämpft auf der Mittelmeerinsel Ibiza mit illegalen Partys. (Symbolbild aus Marbella)
Foto: keystone-sda.ch
Sarah Frattaroli

Dieses Stellenangebot hat es in sich. Gesucht: 30- bis 40-jährige Ausländer, die auf der spanischen Mittelmeerinsel Ibiza Partys feiern wollen. Klingt zu schön, um wahr zu sein?

Es gibt zwar tatsächlich keine öffentliche Ausschreibung. Aber das Stellenprofil existiert wirklich. Die spanische Polizei rekrutiert aktuell Ausländer für Undercover-Einsätze auf Ibiza, berichtet die Zeitung «Periódico de Ibiza». Die Idee: Die Ausländer sollen sich als Touristen ausgeben und an illegalen Partys teilnehmen. Und die Partys dann natürlich der Polizei melden.

Clubs sind dicht, gefeiert wird trotzdem

Die Corona-Fallzahlen auf der spanischen Insel steigen nämlich gefährlich an. Die 14-Tage-Inzidenz liegt bei über 1800 Fällen pro 100'000 Einwohner. Zum Vergleich: In der Schweiz liegt sie bei 115.

Die hohen Fallzahlen auf Ibiza lassen aufhorchen. Denn die Clubs sind schon länger geschlossen. Gefeiert werden darf nur in den Aussenbereichen. Und auch dort nur sitzend. In Bars und Restaurants dürfen nicht mehr als sechs Leute an einem Tisch sitzen. Ausserdem gilt eine Sperrstunde um Mitternacht.

Da die Fallzahlen trotzdem weiter steigen, haben die Behörden illegale Partys im Verdacht. Ähnlich trug es sich auch auf der griechischen Partyinsel Mykonos zu: Dort verhängten die Behörden einen einwöchigen Mini-Lockdown. Videos von Touristen zeigten aber, wie trotzdem munter weitergefeiert wurde.

Partyveranstaltern droht 600'000 Euro Busse

Dem will die spanische Polizei nun also einen Riegel schieben. Nur: Wenn die lokalen Polizeioffiziere sich selber unter die Partygäste mischen, fällt das schnell auf. «Die Einheimischen kennen uns. Deshalb brauchen wir Hilfe von Ausländern», sagt Mariano Juan Colomar, Vizepräsident des Inselrates, der Zeitung «Periódico de Ibiza».

Gemäss Colomar finden die illegalen Partys häufig in privaten Häusern statt. Sie werden via Social Media und in touristischen Einrichtungen angepriesen. Unter den Gästen sind neben Touristen aber auch Einheimische. Diese verbreiten das Virus dann auch unter der Bevölkerung auf Ibiza weiter.

Seit zwei Wochen rekrutiert die Polizei nun eine spezielle Einsatztruppe aus Undercover-Agenten, um gegen die illegalen Partys vorzugehen. Wer erwischt wird, muss mit saftigen Bussen rechnen: Diese können für die Organisatoren bis 600'000 Euro (645'000 Franken) betragen. Den Organisatoren kann ausserdem die Betriebsbewilligung entzogen werden. Denn viele von ihnen sind hauptberuflich im Tourismus und der Gastronomie tätig.

Juristisch auf wackligen Beinen

Für die Rekrutierung der ausländischen Undercover-Agenten arbeitet die spanische Polizei mit einem privatwirtschaftlichen Unternehmen zusammen. Wie viele Detektive genau eingestellt werden und woher diese kommen, ist nicht bekannt. Sie sollen ihre Arbeit aber innerhalb der nächsten Wochen aufnehmen.

Die Idee der ausländischen Taskforce stösst aber auch auf Kritik: Die sozialistische Partei Ibizas bezeichnet die Idee als «unverantwortlich». Unklar ist nämlich, ob die Polizei überhaupt die nötige gesetzliche Grundlage für ihr Vorgehen hat. Gemäss spanischem Recht darf die Polizei ohne Durchsuchungsbefehl nicht in ein privates Haus einfahren. Superspreader-Party hin oder her.


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