Vor zehn Tagen schickte die griechische Regierung die Jetset-Insel Mykonos in den Lockdown. Mitten in den Sommerferien. Wilde Partys auf der Insel hatten zu einer regelrechten Explosion der Corona-Fälle geführt. Jeder zehnte Test fiel positiv aus. Die Folge: Chaos! Quarantänehotels auf der Insel waren heillos überfüllt. Touristen mussten zum Teil am Strand übernachten. Reisende fragten sich, ob sich der Flug in die vermeintliche Traumdestination überhaupt noch lohnt.
Tote Hose auf der Partyinsel also? Mitnichten! Nach gut einer Woche ist der Mini-Lockdown nämlich bereits wieder Geschichte: «Die Massnahmen haben die weitere Ausbreitung des Virus sowie den exponentiellen Anstieg der Fallzahlen teilweise gestoppt», sagte der zuständige griechische Minister Nikos Hardalias.
«Die Insel ist voll von Leuten!»
Die nächtliche Ausgangssperre zwischen 1 und 6 Uhr sowie das Musikverbot werden daher bereits wieder aufgehoben. Per sofort. Der Bürgermeister von Mykonos, Konstantinos Koukas (39), bezeichnete das Ende des Lockdowns als «Neuanfang für die touristische Saison».
Neuanfang? Wohl eher Fortsetzung. Videos aus Mykonos belegen nämlich: Die Party hat gar nie richtig aufgehört. «Die Insel ist voll von Leuten!», sagt Dominic Anderson* (30) zu Blick. Er hat das Wochenende mit Freunden auf Mykonos verbracht. Sie alle sind doppelt geimpft, betont er.
Vom Beachclub in die private Villa
Grosse Einschränkungen durch den Lockdown erlebte Anderson nicht. «In den Beachclubs läuft zwar keine Musik. Aber es gibt Gäste, die einfach selber Boxen mitbringen. Also kann man trotzdem Party machen.» Um 1 Uhr morgens war in den Clubs Schluss – die Party damit aber längst nicht vorbei: «Viele gehen dann in ihre Villen zurück und schmeissen dort Afterpartys.»
Die Behörden auf Mykonos haben denn auch angekündigt, schärfer gegen solche Privatpartys vorzugehen. Denn in ebendiesen Villen kommt es offenbar auch zu Ansteckungen. Das bekamen Anderson und seine Freunde am eigenen Leib zu spüren: «Wir konnten unsere Villa nicht beziehen, weil die Gäste vor uns allesamt positiv waren. Das heisst, sie mussten für die Quarantäne in der Villa bleiben. Wir mussten eine andere Unterkunft finden.»
Anderson kritisiert, dass man als Tourist vieles gar nicht mitkriegt. Etwa, wie es in den Quarantänehotels zu- und hergeht. Die Zahlen geben ihm recht: Die Positivitätsrate auf Mykonos beträgt gemäss Behördenangaben immer noch 4 Prozent. Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 400 Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner. Zum Vergleich: In der Schweiz sind es gut 50.
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Schweizer Touristen nehmen die Situation grossteils gelassen. Angefragte Reisebüros berichten nicht von Stornierungen. Ihre Kunden würden einfach den Strand und das Meer geniessen wollen.
Aber auch wenn die Partyvideos aus Mykonos etwas anderes vermuten lassen: Komplette Normalität herrscht in Griechenland noch längst nicht. Die Regierung beweist im Vergleich zu anderen europäischen Ländern gar Härte. So stehen die Innenräume von Restaurants und Kultureinrichtungen nur Geimpften offen. Wer lediglich einen negativen Test vorweisen kann, muss draussen bleiben. Für Mitarbeitende im griechischen Gesundheitswesen gilt sogar eine Impfpflicht.
* Name von der Redaktion geändert