Auf einen Blick
- Schweizer Seilbahnen haben schwer zu beissen
- Sommergeschäft gewinnt an Bedeutung wegen schneearmer Wintermonate
- 45 Prozent der Seilbahnen haben nur «genügende» Kapitalrendite
Wer an einem schönen Herbsttag durch die heimischen Berge und Hügel wandert, der merkt schnell: Die Schweiz ist ein Seilbahnland. Gefühlt auf jeden noch so kleinen Gipfel führt eine Seilbahn. Doch die Idylle trügt, vielen Bahnen steht das Wasser bis zum Hals. Sie kämpfen ums Überleben. Das zeigt eine neue Studie des Branchenverbands Seilbahnen Schweiz in Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern.
Die finanzielle Last drückt schwer auf den Schultern der Bahnbetreiber. In Zahlen: Bei 45 Prozent der Unternehmen ist die Kapitalrendite nur «genügend». Ein Viertel der 58 untersuchten Seilbahnen muss gar «in grösserem Stil auf externe Finanzhilfen zurückgreifen», um die Finanzierung der zukünftigen Investitionen sicherzustellen. Heisst: Das Geld ist knapp.
Für ihre Untersuchung analysierten die Studienautoren der Hochschule Luzern die Finanzsituation von 77 Seilbahnunternehmen der Schweiz, davon 19 Ausflugs- und 58 Wintersportbahnen. Dabei zeigt sich, dass vor allem kleinere und mittlere Seilbahnen zu beissen haben. Denn knapp jedes dritte analysierte Seilbahnunternehmen hat in den Geschäftsjahren 2021/22 und 2022/23 im Schnitt eine «gute bis sehr gute» Kapitalrendite erzielt – darunter besonders grosse und schneesichere Wintersportregionen.
Sommergeschäft gewinnt an Bedeutung
Als Folge des Klimawandels leiden Schweizer Bergbahnen zunehmend unter schneearmen Wintermonaten. Darum lassen sie sich etwas einfallen, um die Gäste auch bei wenig Schnee bei Laune zu halten – und versuchen vermehrt, die Gäste im Sommer zu sich zu holen. Diese Bemühungen zeigen Wirkung, wie eine Untersuchung zeigt.
Zwischen 2014 und 2022 haben Schweizer Seilbahnen ihren Umsatz in den Sommermonaten stark gesteigert: Der Sommer-Verkehrsertrag nahm für den Zeitraum um 45 Prozent zu, so die Studie. Damit sei das Sommergeschäft bei den Schweizer Bergbahnen mittlerweile für ein Viertel des gesamten Verkehrsertrags verantwortlich.
«Entscheidend für den Sommererfolg ist, dass werthaltige Angebote bestehen, für welche die Gäste einen annähernd mit der Skitageskarte vergleichbaren Preis bezahlen», sagt Studienautor Philipp Lütolf. Dennoch ist für viele Bahnbetreiber das Wintergeschäft nach wie vor wichtiger. Nicht zuletzt deshalb, weil die Wintersportbahnen laut der Studie jeden fehlenden Wintergast mit 1,3 bis 4,2 Sommergästen kompensieren müssen, um den ausgebliebenen Ertrag auszugleichen.
Schneesicherheit ist entscheidend
Damit im Winter genug Leute in ein Skigebiet kommen, spielt die Schneesicherheit eine entscheidende Rolle. Und wenn der Schnee nicht fällt, muss man ihn eben künstlich herstellen. Somit sind Investitionen in technische Beschneiungsanlagen «von entscheidender Bedeutung für den langfristigen Erfolg», wie es in der Studie heisst.
Besonders für dynamische Preismodelle sei die Schneesicherheit entscheidend, wie sich weiterhin gezeigt habe. Sprich: Dort, wo der Preis mit der Nachfrage steigt oder sinkt, wollen Kunden, die ein teureres Ticket kaufen, auch sicher genug Schnee haben.
Die Einführung dieser Preispolitik wirke sich «signifikant positiv» auf den durchschnittlichen Tagesertrag pro Gast aus. Ob beim dynamischen Preismodell auch mehr Leute pro Tag anreisen, ist jedoch laut der Studie nicht ersichtlich. «Einige scheinen im Vergleich zur statischen Konkurrenz zuzulegen, andere zu verlieren», so die Autoren.