«Die Mall ist mir persönlich zu gross»
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Umfrage in Ebikon LU:«Die Mall ist mir persönlich zu gross»

Geburtstagsfeier für Kunden fällt aus – immerhin sind die Investoren aus Abu Dhabi mit den Zahlen zufrieden
Besucherzahlen steigen, doch die Leere macht zu schaffen

Das zweitgrösste Shoppingcenter der Schweiz wurde vor zwei Jahren eröffnet. Die BLICK-Reportage aber zeigt: Zu feiern hat man im Konsumtempel nur wenig.
Publiziert: 08.11.2019 um 22:37 Uhr
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Aktualisiert: 08.11.2019 um 23:18 Uhr
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Der Besucherauflauf am Mittwochnachmittag blieb spärlich – obwohl schulfrei ist.
Foto: Fabio Giger
Fabio Giger

Rein durch den Haupteingang. Dann hoch die Rolltreppe: An bester Lage in der Mall of Switzerland läuft der Besucher auf eine violette Wand zu. «Einfach ankommen und alles finden!» steht dort in Grossbuchstaben. Dabei ist das zweitgrösste Shoppingcenter der Schweiz selbst noch nicht richtig angekommen. Hinter der vermeintlichen Werbewand verbirgt sich das grösste Problem der Mega-Mall: leere Verkaufsflächen.

Auf dem zweiten Stock warten aktuell 14 Ladenlokale auf neue Anbieter. Die restlichen Shops sowie eine Kunstgalerie und eine Werbefläche eines Luzerner Museums ziehen nur bedingt Kunden in diesen Flügel des Einkaufszentrums. Auf der dritten Etage gibt es neben zwei Restaurants und dem Kinderparadies lediglich drei Sportläden. Der Rest: leer.

Das Gefühl trügt, die Mall ist einfach so gross

Exakt zwei Jahre ist es her, dass die Mall in Ebikon LU eröffnet wurde. Gut 84 Prozent des 65'000 Quadratmeter grossen Centers sind vermietet. 20 Läden haben den Einkaufstempel seither wieder verlassen, 13 neue sind hinzugekommen. «Wir möchten das zweite Wohnzimmer der Kunden werden», sagte Centerleiter Jan Wengeler (41) im November 2017 zu BLICK.

Er hat die Mall längst verlassen. Verlassen ist ein gutes Stichwort. Es beschreibt die Stimmung am vergangenen Mittwochnachmittag recht gut. Ein Augenschein zeigt: Obwohl schulfrei ist, fällt der Besucheraufmarsch recht spärlich aus. Die Kommentare der befragten Shopper: zweigeteilt.

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Jenny Lötscher (22) aus Luzern: «Man findet hier Marken, die es in Luzern nicht gibt. Das ist ein grosser Vorteil. Auch dass es hier noch ein Kino hat, gefällt mir.»

«Ich finde, es hat recht wenige Leute. So fehlt es auch an Atmosphäre», sagt Besucherin Jenny Lötscher (22) aus Luzern. Auch Cornelia Spycher (49) aus Ebikon findet: «Mir gefällts ganz gut hier. Es ist einfach relativ leer.»

«Täuscht der Eindruck der Kunden?», fragt BLICK Center-Chef Peter Triner (60). Die Zahlen entwickelten sich mit 4,2 Millionen Besuchern jährlich in Richtung der Zielmarke von 4,5 Millionen, kontert dieser. «Weil das Center aber so gross ist, bekommt man vielleicht den Eindruck, dass man fast alleine ist», erklärt Triner. Vor einem Jahr hat er die Leitung von Wengeler übernommen.

Der gebürtige Schwyzer rückt den Mix aus verschiedenen Anbietern in den Mittelpunkt. Er will Familien mit Kindern in die Mall holen. Dazu braucht es Modeanbieter mit breitem Sortiment für die Kleinen. Aber auch für die ältere Kundschaft muss es mehr Angebote geben. Trudi Gunz (74) aus Horw LU bestätigt: «Es fehlen Kleidergeschäfte für Damen, die keine billigen Waren wollen.»

Pop-up-Konzept überdenken

Beim Rundgang durch die Mall fällt auf: Vorwiegend Junge hängen hier ab. Das ist zum Teil auch so gewollt. Zwei junge Männer aus Meggen LU sind extra für die stehende Surfwelle nach Ebikon gekommen. «Wenn wir schon hier sind, kaufen wir noch ein Paar Kopfhörer», sagt der Wellenreiter.

Reichen die Käufe der Jungen, um eine Mall dieser Grösse am Leben zu erhalten? «Die Jungen sind durchaus kaufkräftig. Sie geben beispielsweise extrem viel Geld für Handys und Fast Food aus», heisst es bei der Center-Leitung. In diesem Segment lasse sich gut Geld verdienen.

Für grössere Läden – etwa für einen Möbelhändler – hätte die Mall of Switzerland im obersten Stock eigentlich genügend Platz. Doch die leeren Flächen sind mit einer Wand abgetrennt, an der Kinder per Knopfdruck Laute von Bergtieren abspielen können. Gleich daneben betreibt Alain Mutschler (36) das Schuhgeschäft Vivobarefoot.

Er ist zufrieden mit der Entwicklung der Mall seit der Eröffnung vor zwei Jahren. «Vor allem die Akzeptanz in der Bevölkerung ist gestiegen», sagt Mutschler. Vor einem Jahr noch schlugen die Leute Gutscheine für den Shop im Ebikoner Center aus Prinzip aus. «Heute kommen sie gerne.»

Onlinehandel macht zu schaffen

Dazu tragen auch die zahlreichen Events und Attraktionen wie das Eisfeld in der Adventszeit bei. Das bringt der Mall einen Besucherzuwachs von über zehn Prozent. Zu weiteren Zahlen wie Umsatz und Gewinn hält sich Center-Chef Triner aber bedeckt. «Solche Informationen gibt die Investorin aus Abu Dhabi prinzipiell nicht heraus.» Doch die Geldgeber seien zufrieden. Er spüre keinen Druck aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Bleibt die Frage, warum es immer noch so viele leere Flächen hat. Woran liegts, dass potenzielle Mieter mit einer Zusage zögern? Die Lage in Ebikon kann nicht das Problem sein. Autobahnanschluss, ein Bushalt und ein eigener Bahnhof – alles ist da.

Die Center-Leitung macht die Grosswetterlage des Schweizer Detailhandels für die Leerstände verantwortlich. Namentlich: restriktive Öffnungszeiten, Onlinehandel und Einkaufstourismus. Ratlosigkeit macht sich breit. «Wir hoffen, dass die Leute das Gefühl und den Kontakt des lokalen Shoppens wieder mehr schätzen», sagt Triner.

Den zweiten Geburtstag feiert die Mall of Switzerland nicht. Man hofft auf gute Umsätze in den kommenden Wochen. «Wir sind mitten in der Vorbereitung für den Weihnachtsverkauf», sagt Chef Triner. Da bleibe keine Zeit zum Feiern.

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