Die Angestellten des Gasthofs Löwen in Hausen am Albis ZH sind zu beneiden: Der Betrieb macht zwei ganze Monate Pause – und schickt die Mitarbeitenden dafür in den bezahlten Urlaub.
Chefkoch Oliver Wirkus (25) geniesst die freie Zeit mit seinem Sous-Chef Tim Jäggi am Strand in Koh Chang in Thailand. Zuvor hatte Wirkus für längere Zeit keine Fernreisen mehr gemacht. Früher war er viel verreist. «Das ist die Chance», habe er sich gedacht, als die Betriebsferien bekannt gegeben wurden, erzählt er Blick aus Thailand.
Zeit für Rucksacktrip
Die Angestellten erhalten zwar keine volle zwei Monate zusätzliche Ferien. Sie geben einen Teil ihrer regulären Ferienzeit an die Winterpause, arbeiten in der Hochsaison zwischen März und Dezember mehr.
Die Freude über die Auszeit zu Jahresbeginn sei aber durchs Band gross, heisst es aus dem Löwen. Jemand besucht nach langer Zeit seine Mutter in der Dominikanischen Republik. Ein anderer nutzt die Zeit für einen Rucksacktrip. Für Sous-Chef Tim Jäggi ist es die erste Fernreise.
Anfangs musste das Team die Information aber erst mal sacken lassen. «Ich denke, das Team war mit dieser Botschaft erst einmal überfordert», sagt Wirkus.
Zwei Monate bezahlte Betriebsferien lassen sich nicht in jedem Betrieb umsetzen. Im Löwen arbeiten vor allem junge Mitarbeitende. «Sie sind abenteuer- und reiselustig, flexibel und wollen noch möglichst viel sehen und tun», sagt der Chefkoch. Aber auch ältere Teammitglieder freuten sich, Zeit mit Kindern und Enkelkindern zu verbringen oder zur Familie zu reisen.
Büffeln mit Sand zwischen den Zehen
Wirkus kann am Strand in Thailand aber nicht nur in der Sonne braten. Ende Januar muss er schriftliche Prüfungen für seine Weiterbildung zum Chefkoch beim Gastgewerbeverband Gastrozürich absolvieren. Anstatt neben der Arbeit zu lernen, büffelt er jetzt in Thailand bei Sonnenschein und Meeresbrise.
«Ich denke, dass mir die Entschleunigung und Entspannung hier in Thailand helfen kann, mich produktiv auf die Prüfungen vorzubereiten», sagt Wirkus. Für ihn sei es eine Erleichterung gewesen, dass er das Lernen gegen Ende des Jahres mit gutem Gewissen habe schleifen lassen können. Er wusste ja, dass bald die Betriebsferien anstehen.
Dafür können die Löwen-Mitarbeitenden im übrigen Jahr nicht mehr viele Ferien beziehen. «Ob das blöd ist oder nicht, ist eine Frage, die sich pauschal zu diesem Zeitpunkt nicht beantworten lässt», sagt Wirkus. «In unserer Branche verfliegen die Tage und Wochen so schnell, dass bald schon wieder Januar ist.» Und der Löwen seine Türen erneut schliesst.