Die SRG muss sparen, an allen Ecken und Enden. Doch während in den unteren Etagen Kürzungen ausgesprochen werden oder Programme gestrichen werden, fliesst das Geld an der Spitze weiterhin.
Als letzten Mai bekannt geworden ist, dass die Geschäftsleitung trotz roter Zahlen und Entlassungen Boni erhalten hatte, war der Unmut gross. So gross, dass die SRG sogar von Medienministerin Simonetta Sommaruga (61) einen Rüffel erhielt. Die SRG ihrerseits verteidigte sich damit, dass es sich nicht um Boni handle, sondern um «variable Lohnanteile», die an individuelle Ziele und nicht ans Unternehmensergebnis gekoppelt werden.
Mehr Lohn statt Boni
Der bundesrätliche Druck hat offensichtlich gewirkt. Aber nur insofern, dass Schluss mit dem «variablen» Aspekt der Löhne ist. Wie die «Schweiz am Wochenende» berichtet, werden künftig keine Boni mehr ausbezahlt – aber nur, weil sie direkt in den Lohn integriert werden. Der SRG-Verwaltungsrat habe sich dazu entschieden, «die heutige variable Lohnkomponente per 1. Januar 2023 in den Fixlohn zu integrieren», lässt sich Sprecher Edi Estermann zitieren.
Das würde einem Anstieg von fast 20 Prozent entsprechen, rechnet die Zeitung vor. Denn 2020 entsprachen die Boni 19 Prozent der ausbezahlten Lohnsumme. Im Schnitt verdienten die sieben Mitglieder 390'000 Franken, Generaldirektor Gilles Marchand bezog 533'000 Franken. Die Zahlen für 2021 sind noch nicht bekannt.
Bundespolitiker irritiert
«Ein Witz», ist die Reaktion aus dem Bundeshaus. «Ich finde es befremdend, dass aus variablen Lohnbestandteilen, die sich ja am Erfolg messen, plötzlich Fixlöhne werden», sagt etwa FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen (40)
«Entweder handelte es sich dabei nie wirklich um eine variable Komponente – oder die SRG hat ihren obersten Mitarbeitenden eine kleine Lohnerhöhung beschert», findet Mitte-Nationalrat Philipp Kutter (46). Auch dessen Parteikollege Martin Candinas konstatiert «wenig Fingerspitzengefühl» bei der SRG, auch wenn deren Lohnpolitik nicht Sache des Parlaments sei.
(gbl)