Sam Bankman-Fried (30), CEO der drittgrössten Kryptobörse, hat innert weniger Tage alles verloren. Seine Firma FTX ist pleite. Lange galt er als Krypto-Wunderkind. Nun wird er für den grössten Betrugsskandal der Kryptowelt verantwortlich gemacht. Er soll seine Kunden um Milliarden gebracht haben. Und hat damit die ganze Kryptobranche in ein schlechtes Licht gerückt.
Gerichtsunterlagen zeigen, dass alles noch viel schlimmer ist als befürchtet. Die Manager der Kryptobörse FTX mit Sitz auf den Bahamas haben es sich vor dem Zusammenbruch gut gehen lassen – auf Kosten der Kundinnen und Kunden. Und das Unternehmen war teilweise dilettantisch aufgestellt. Interne Kontrollen gab es praktisch keine. Erste Sammelklagen sind bereits angekündigt.
Zum Beispiel kommt aus: Mit einem Teil des Geldes sollen Bankman-Fried und seine Freunde auf den Bahamas das Leben genossen haben. So sollen zehn junge Menschen in einer Luxuswohnung gelebt, Drogen genommen und Orgien veranstaltet haben. 30 Millionen Dollar soll Bankman-Fried für die Unterkunft gezahlt haben, wie die «Bild» berichtet. Das Team soll regelmässig Beruhigungs- und Aufputschmittel konsumiert haben.
Über eine Million Opfer
Geprellte – darunter viele Kleinanleger – wehren sich nun mit Sammelklagen. Ihre Chancen stehen nicht schlecht. Denn: Laut der Anklageschrift hätten die verzinsten Kryptowährungskonten wegen einer fehlenden Lizenz in den USA gar nicht angeboten werden dürfen.
Kommt dazu, dass die Zahl der Gläubiger, die nach dem Aus der Kryptobörse Geld verloren haben, massiv höher ist. Ursprünglich war von 100'000 Anlegern die Rede. Laut der Anklageschrift sollen es aber mehr als eine Million sein. Kein Wunder meldet sich nun auch die Politik zu Wort. Das US-Repräsentantenhaus plant eine Anhörung zu dem Thema.
Junge, unerfahrene Angestellte
Die Kryptobörse hatte nicht einmal eine Buchhaltungsabteilung. Unglaublich für eine Firma, die einmal 32 Milliarden Dollar wert war. Um die Finanzen sollen sich junge, unerfahrene Angestellte gekümmert haben. Die Prüfung der Unternehmensfinanzen nahm eine Firma mit «Büros» aus dem Metaverse vor. Und: Die Behörden waren mit der Aufsicht über FTX offenbar überfordert.
Der neue FTX-CEO John Ray (63), auf Liquidationen spezialisiert, sagt zur Nachrichtenagentur Bloomberg: «Noch nie in meiner Laufbahn habe ich ein so vollständiges Versagen der Unternehmenskontrollen und ein derartiges Fehlen vertrauenswürdiger Finanzinformationen erlebt wie in diesem Fall.»
Luxuswohnungen gekauft
Ein weiterer Vorwurf: FTX soll Firmengelder verwendet haben, um auf den Bahamas Häuser für Mitarbeiter zu kaufen. Und hat zum Beispiel 121 Millionen Dollar in eine luxuriöse Ferienanlage direkt am Meer investiert. Andere Wohnungen wurden mit FTX-Geldern bezahlt. Im Immobilienregister aber privat auf Angestellte der Kryptobörse eingetragen. (pbe)