Der 30-jährige Sam Bankman-Fried ist seit Jahren einer der Stars am Kryptohimmel. Doch der Höhenflug des Multimilliardärs hat am Dienstag ein jähes Ende genommen. Sein Vermögen hat sich an einem einzigen Tag praktisch in Luft aufgelöst. Bankman-Fried hat mit seiner Kryptobörse FTX rund 15 Milliarden Dollar verloren, wie der Bloomberg Billionaires Index schätzt. Der Index führt eine täglich aktualisierte Rangliste der reichsten Menschen der Welt.
FTX, die viertgrösste Kryptobörse der Welt, hat massive Liquiditätsprobleme. Das schwindende Vertrauen der Anleger hat die Probleme in den letzten Tagen immer weiter verschärft.
«Alle Vermögenswerte werden 1 zu 1 gedeckt»
Gleich reihenweise haben sie ihr Geld von der Plattform abgezogen und in Sicherheit gebracht. Das stürzte FTX und ihren Gründer und CEO Sam Bankman-Fried immer tiefer in die Misere – und schickte am Dienstag die gesamte Kryptobranche auf Talfahrt. Allein die wichtigste Kryptowährung Bitcoin sackte am Dienstag vorübergehend um mehr als 17 Prozent auf 17'744 Dollar ab – den tiefsten Stand seit zwei Jahren.
Damit der Kryptomarkt stabilisiert werden konnte, musste FTX schliesslich von der grössten Kryptobörse Binance gerettet werden. Dabei verlor Bankman-Frieds den Grossteil seines 16 Milliarden Dollar schweren Vermögens. Noch am Dienstagabend versuchte Bankman-Fried die Anleger zu beruhigen. «Alle Vermögenswerte werden 1 zu 1 gedeckt», versichert er auf Twitter.
Vom Retter zum Hilfsbedürftigen
Bankman-Frieds gründete FTX vor dreieinhalb Jahren. Im Sommer noch hatte sich der junge US-Amerikaner selbst zum Retter der Branche ernannt und beispielsweise den Kreditgeber für digitale Währungen BlockFi gerettet. Weniger Erfolg hatte Bankman-Fried mit seinem Rettungsversuch bei der Krypto-Bank Voyager Digital, die Konkurs ging. Nun war er selbst auf Hilfe angewiesen.
Die geplante FTX-Übernahme durch Binance konnte die Märkte nicht wirklich beruhigen. So erholte sich der Bitocin bis am Mittwochvormittag erst auf 18'313 Dollar und sank bis 10.50 Uhr wieder auf 17'724 Dollar.
«Die Ankündigung der spektakulären Übernahme hat nun neue Sorgen vor grösseren Turbulenzen initiiert», schreibt Analyst Timo Emden zu den Ereignissen und ergänzt, dass «die anhaltenden Spannungen in der Branche offensichtlich auch vor grösseren Adressen nicht Halt machen.» Dies lasse die Anleger «äusserst allergisch» reagieren.
Übernahme könnte noch scheitern
Nicht ganz so pessimistisch werden die Dinge bei der Online-Bank Swissquote gesehen. Analystin Ipek Ozkardeskaya ist der Ansicht, dass der «Ärger» mit FTX, zwar das Vertrauen erneut erschüttert und einen sektorweiten Ausverkauf ausgelöst habe. Die «Ansteckungsgefahr» der Verwerfungen rund um FTX bleibe aber begrenzt. Der Sektor habe bereits vorherige und ähnliche Krisen überwinden können.
Dabei mahnen viele Beobachter, dass die Übernahme durchaus noch scheitern könnte. So schnell wie sich die Dinge entwickelt hätten, sei es durchaus möglich, dass Binance einen Rückzieher machen könnte, heisst es am Markt. (smt/SDA)