Es ist ein Jahr zum Vergessen für den Circus Knie. Wegen der ersten Corona-Welle startete die Saison erst im September. Und wegen der zweiten Welle endete die Spielzeit bereits nach wenigen Wochen wieder. «Es war furchtbar», sagt Fredy Knie junior (74) im Interview mit der NZZ. «Doch was will man machen, wir müssen die Probleme einfach hinnehmen. Es geht ja allen gleich.»
281 Vorstellungen waren für 2020 geplant. In allen drei Landesteilen wollte Knie auftreten. Es kam aber nur zu Shows in Bern, Aarau, Chur und Zürich. Das Gastspiel in Zürich war gleichzeitig die Dernière. Die letzte Vorstellung. Schluss nach gerade einmal 65 Aufführungen.
«Mit Corona abgefunden habe ich mich nie», sagt Knie junior. «An so etwas kann man sich nicht gewöhnen. Aber man muss lernen, damit umzugehen.»
Abruptes Ende
Das plötzliche Ende kam mit der Verschärfung der Corona-Massnahmen Ende Oktober. Die drei Bundesräte Alain Berset (48), Guy Parmelin (61) und Simonetta Sommaruga (60) gaben am späten Nachmittag eine gemeinsame Pressekonferenz. Dies sei die letzte Chance vor dem Lockdown, sagte Sommaruga damals.
Im Knie-Zirkuszelt fand gleichzeitig eine Aufführung statt. Fredy Knie junior erinnert sich genau. «Nach der Vorstellung an jenem Mittwochnachmittag erfuhren wir, dass wir das Programm am Abend definitiv zum letzten Mal zeigen würden. Das kam sehr abrupt.»
Die Nachricht sei ein grosser Schock gewesen. «In jenem Moment war uns allen klar, dass die Saison endgültig vorbei ist. Es flossen viele Tränen.»
«Pferde haben kein Corona»
Lange währte noch die Hoffnung. Die Artisten trainierten monatelang ihre Nummern. Sie trieben Sport, spielten Fussball. Fredy Knie junior, Risikopatient, reduzierte stellenweise seine Präsenz. Die anfängliche Corona-Zeit verbrachte er vorwiegend in seiner Wohnung, während sein 19-jähriger Enkel Ivan in der Reithalle in Rapperswil mit den Pferden arbeitete. Nur über Mittag ging er jeweils kurz zu seinen Vierbeinern. «Pferde haben kein Corona.»
Trotz der relativ engen Verhältnisse hätte es beim Circus Knie nie einen Corona-Fall gegeben. Die Profis in diesem Metier würden sich durch viel Disziplin auszeichnen. Anders gelange man nie an die Spitze. «Sie haben einfach ihren Beruf im Kopf und brachten die fünf Monate gut über die Runden», sagt Knie junior.
Der Schock bleibt. Er zeigt sich auch in den Büchern. 2019 war nicht nur ein Jubiläumsjahr, sondern auch ein Rekordjahr. 2020 dagegen wird das schlechteste Ergebnis der Unternehmensgeschichte werden. Zahlen nennt Fredy Knie junior nicht, aber er versichert: «Wir sind ein gut geführter Betrieb und haben rechtzeitig Reserven aufgebaut.» (ise)