«Wir waren in einem Schockzustand»
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Endlich wieder in die Manege:So war die Circus-Knie-Premiere in Bern

Géraldine Knie gesteht nach Premiere
«Wir waren in einem Schockzustand»

Am Freitag begann in Bern die Knie-Tournee 2020 – mit fünfeinhalb Monaten Verzögerung. Erstmals mit Géraldine Knie als Patronne. SonntagsBlick zeigt, was nach dem Schlussapplaus passierte.
Publiziert: 05.09.2020 um 23:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.01.2021 um 18:22 Uhr
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Chanel Marie und ihre Mutter Géraldine Knie mit dem Pony Angel.
Foto: STEFAN BOHRER
Jean-Claude Galli

Knie-Premiere, kurz nach 22 Uhr. Die Artisten versammeln sich zum Finale, Géraldine Knie (47) ergreift das Wort: «Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr wir Sie vermisst haben.» Ihre Stimme zittert. Das Publikum antwortet mit einer Standing Ovation. Mit fünfeinhalb Monaten Verzögerung begann die Knie-Tournee 2020 am Freitag auf der Berner Allmend statt in Rapperswil SG. Tausend Leute dürfen jeweils ins Chapiteau. Ab zwölf Jahren gilt Maskenpflicht.

Die Leute strömen rasch nach draussen, zu einem letzten Schlummertrunk oder aufs Tram. Im Zelt wird das Licht heller. Die wichtigsten Exponenten versammeln sich und ziehen im kleinen Kreis Bilanz. Fredy Knie jun. (73) hat die künstlerische Leitung nach der Jubiläumstournee 2019 an seine Tochter abgegeben, reist aber immer noch mit – als Mentor und Coach der siebten und achten Generation. Vor Showbeginn war er nervös wie selten und streifte rastlos übers Gelände. Nun erst kommt er zur Ruhe. «Das Wichtigste in den letzten Monaten war, den Kopf nicht hängen zu lassen», sagt er.

Knie-Fan Shania Twain bei der Premiere dabei

Alle warten auf die neue «Patronne», doch Géraldine sammelt sich hinter dem Vorhang noch. Schon im Sägemehl steht dafür Viktor Giacobbo (68), dem National-Circus seit längerem freundschaftlich verbunden und letztes Jahr mit Mike Müller (56) als Show-Act dabei. Diesen Part übernimmt heuer das Duo Ursus & Nadeschkin, das vor 18 Jahren erstmals dabei war. Giacobbo spricht von einer «absurden letzten Zeit». Zum Glück sei nun alles gut gegangen. Neben ihm wirft sich ein ganz besonderer Gast in Pose. Die am Genfersee lebende Sängerin Shania Twain (55) bewundert den prächtigen Schimmel Laureus. «Ich liebe Pferde, dadurch ist eine wunderbare Freundschaft mit der Familie Knie entstanden», sagt die fünffache Grammy-Gewinnerin.

Dann ist Géraldine da. An ihrem Mienenspiel ist erkennbar, wie aufwühlend die Premiere für sie war. «Ich habe in den letzten Wochen schlecht geschlafen. Wir waren in einem Schockzustand, doch der ganzen Welt ging es so. Wir lebten nicht mehr von Tag zu Tag, sondern von Stunde zu Stunde.»

«Wir haben niemanden entlassen»
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Nach Knie-Premiere:«Wir haben niemanden entlassen»

Keine Entlassungen bei Knie

Besonders belastend war die wirtschaftliche Situation. «Wir wollten um keinen Preis jemanden entlassen müssen», sagt die neue Knie-Chefin. «Das Wohl der Artisten und ihrer Familien liegt uns sehr am Herzen.» Der Verzicht auf diverse Spielorte war bitter. Immerhin verbindet sie mit Bern eine emotionale Komponente. «1919 feierten wir auf der Schützenmatte unsere allererste Premiere in einem Zelt. Mein jüngster Sohn Maycol jun. ist hier geboren. Mein Vater ging in Belp zur Schule, und meine geliebte Grossmutter stammte von hier. Bern ist heimkommen.»

Géraldine Knie blickt zu Shania Twain und ruft: «Komm jetzt, gehen wir an die Bar, diesen Drink haben wir uns verdient.»

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