Firma stellt Betrieb ein – Mitarbeitende verlieren ihren Job
Öko-Start-up Kooky floppt mit Mehrwegbecher

Das Zürcher Start-up Kooky, das einst die Mehrweg-Revolution ausrief, steht vor dem Aus. Trotz Investoren-Millionen und Partnerschaften mit SBB und Valora scheitert das Geschäft. Blick kennt die Hintergründe.
Publiziert: 01.10.2024 um 17:55 Uhr
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Aktualisiert: 03.10.2024 um 07:15 Uhr
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Das Start-up Kooky hat Mitarbeiter entlassen.
Foto: PD

Auf einen Blick

  • Kooky schliesst nach wirtschaftlichen Herausforderungen
  • Neuausrichtung auf lizenzierbares Kreislaufsystem geplant
  • 6 Millionen Franken von Investoren gesammelt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Im Jahr 2022 sieht alles verheissungsvoll aus. 6 Millionen Franken hat das Zürcher Start-up Kooky bei Investoren gesammelt. Und dies stolz mitgeteilt. Nichts weniger als die «Mehrweg-Revolution» rufen die Gründer aus. Sie haben den Abertausenden von Kaffeebechern, die Tag für Tag achtlos weggeworfen werden, den Kampf angesagt. Und wollen sie durch mehrfach verwendbare Plastikbecher ersetzen. An Bahnhöfen, Universitäten und in Firmen.

Die Idee kommt gut an. Nachhaltige Lösungen sind gefragt – und gut fürs Image. Schweizweit arbeitet Kooky an 30 Bahnhöfen mit den SBB zusammen. Weitere Partner sind der Kioskkonzern Valora mit 60 Standorten, die Confiserie Sprüngli oder die Kaffeekette Vicafé. Auch an der Zürcher Hochschule der Künste oder am Openair Frauenfeld ist Kooky als Becher-Partner präsent. Zudem in mehreren grossen Firmen der Schweiz.

Angestellte trinken ihren Kaffee oder Tee dort aus den Bechern von Kooky. Und stellen sie nach Gebrauch in einen Automaten. Dort werden sie gesammelt und dann von einem DHL-Kurier abgeholt und gereinigt. Per Lastwagen werden die gebrauchten Becher dann nach Thun BE gefahren, wo sie gereinigt werden.

«Allen Mitarbeitenden bereits gekündigt»

Doch das Geschäft stockt. Bereits im März sind die Becher aus den Schweizer Bahnhöfen verschwunden. Aus der «langfristigen Zusammenarbeit mit den SBB», als die sie angekündigt wurde, wurde nichts. Kooky wolle sich aufs sogenannte B2B-Geschäft fokussieren, also auf private Büro- oder Schulgebäude, die nicht öffentlich zugänglich sind, hiess es.

Jetzt wird klar: Auch diese Neuausrichtung scheitert. Kooky wird es in der heutigen Form nicht mehr geben. «Allen Mitarbeitenden wurde bereits gekündigt, und der Betrieb kann somit leider nicht wie gewohnt aufrechterhalten werden», heisst es in einem Schreiben an einen Kunden, das Blick vorliegt. Es scheint nicht gut um die Firma zu stehen. Denn weiter heisst es in der E-Mail: «Es wurden Entscheidungen getroffen, die uns vorschreiben, keine weiteren Kosten zu generieren, da das Unternehmen sich in der finalen Abwicklung befindet.» Und: «Die Becher dürfen Sie selbstverständlich behalten.»

Blick fragt bei CEO und Mitgründer Max Zott nach. Was sind die Gründe für die Entlassungen? «Die Entscheidung wurde nach sorgfältiger Abwägung getroffen und ist das Ergebnis einer Reihe von wirtschaftlichen Herausforderungen, die uns gegenübersehen», sagt Zott. Man prüfe alle Optionen, um die Auswirkungen zu minimieren. «Wir sind uns der Auswirkungen auf unsere Mitarbeiter bewusst und sind bestrebt, alle Betroffenen bestmöglich zu unterstützen.» Er präzisiert, dass alle Mitarbeitenden aus dem «operativen Geschäft» den Job verlieren.

«Zentraler Akteur in der Kreislaufwirtschaft»

Wann genau der letzte Kaffee in einem Kooky-Becher getrunken wird, ist noch nicht klar. «Der genaue Zeitpunkt der Betriebseinstellung ist noch nicht finalisiert. Wir arbeiten daran, den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten, und werden alle Beteiligten rechtzeitig informieren», verspricht Zott. Seinen Traum vom ökologischen Bechersystem hat er offenbar noch nicht ausgeträumt.

Denn Zott spricht bereits von einer neuen Strategie. «Sie fokussiert sich auf die Entwicklung eines flexiblen, lizenzierbaren Kreislaufsystems», sagt er zu Blick. Man wolle sich als «zentralen Akteur in der Kreislaufwirtschaft positionieren» und dies «durch Softwareinnovationen» vorantreiben. Ihm schwebt eine Zusammenarbeit mit namhaften Firmen wie DHL und Dallmayr vor. Mehr lässt er sich nicht entlocken.

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