Auf einen Blick
- Kaffeepreise steigen steil an
- Preise für Konsumente bei weitem nicht so volatil wie an der Kaffeebörse
- Steigen die Preise jetzt auch bei den Detailhändlern?
Der Preis des global gehandelten Kaffees kennt zurzeit nur einen Weg: steil nach oben. Je nach Sorte befindet er sich sogar auf einem Rekordhoch. Die Preise der Sorte Robusta lagen am Montag bei 5500 Dollar pro Tonne – so hoch wie noch nie. In den letzten neun Monaten hat sich der Preis verdoppelt. Auch die Kosten für die zweite beliebte Sorte Arabica ist im Vergleich hoch.
Lambert Koers (67), Vorstandsmitglied der Interessengemeinschaft Kaffee Schweiz, kennt die Gründe für die extreme Preisentwicklung. «Zum einen steigen zahlreiche Röster von der teureren Sorte Arabica auf die günstigere Sorte Robusta um», meint er. Das führe zu Lieferengpässen, weil die Röster damit rechneten, dass Konsumenten in vielen Ländern wegen des gestiegenen Kostendrucks auf günstigere Kaffeemischungen umsteigen.
Klima ist entscheidend
Zum anderen spiele das Wetter eine grosse Rolle, erklärt Koers weiter. Eine aussergewöhnliche Dürre im wichtigsten Produktionsland Vietnam hat zu Ernteausfällen geführt. Diese treibt die Preise schon länger in die Höhe.
Gestern sorgte dann eine Meldung aus Brasilien für den historischen Preisanstieg. Auch in Südamerika fürchtet man sich vor fehlendem Regen. «Das war gefundenes Fressen für die Kaffeebörse», so Lambert Koers. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass solche Extremereignisse mit dem Klimawandel zunehmen werden. Sprich: Der Kaffeepreis dürfte in Zukunft weiter steigen.
Der Konsument spürt davon noch wenig
Wirkt sich der starke Preisanstieg an der Kaffeebörse auf die Kaffeebohnenpreise bei den Schweizer Detailhändlern aus? Momentan noch nicht. «Wir beobachten die Situation jeweils sehr genau. Derzeit sind keine Preisanpassungen vorgesehen», meint Coop-Sprecher Thomas Ditzler. Auch die Migros bestätigt, dass sie die Verkaufspreise nur systematisch anpassen.
Für die Konsumenten ändert sich zurzeit also noch wenig. Das zeigt auch die Preisentwicklung beim Café Crème in den Schweizer Restaurants. Auch wenn der Kafi in den letzten sechs Jahren um 24 Rappen teurer geworden ist, ist das im Vergleich zur Erhöhung des Rohpreises ein sehr kleiner Zuwachs.
Den Anstieg der Kaffeepreise auf dem internationalen Handel beobachten grosse Player in der Schweiz sehr genau. Unser kleines Land ist nämlich ein Kaffee-Goliath. Die Verarbeiter in der Schweiz sind zusammengenommen weltweit die grössten Exporteure von gerösteten Kaffeebohnen. Schweizer Kaffee-Exporte übersteigen im Wert die Ausfuhr der vermeintlichen Schweizer Exportschlager Schokolade und Käse. Verantwortlich dafür ist vor allem Nestlé.
Und die verarbeitende Industrie hält die Preisschwankungen klein. «In der Schweiz gehört es zur Geschäftspolitik, dass die Rohkaffeeversorgung über einen längeren Zeitraum gesichert ist», so Lambert Koers. «Die Preise für die Konsumenten sind darum bei weitem nicht so volatil wie die an der Kaffeebörse.» Trotzdem sollten Kafi-Liebhaber gewarnt sein. Denn bei einem anhaltenden, starken Ansteigen der Kaffeepreise werden auch die Endpreise in die Höhe steigen.