Fast ein Sechstel aller Menschen in der Schweiz lebt laut Bundesamt für Statistik in einem Haushalt mit mindestens einer Schuldsituation. Gerade in Zeiten der Teuerung und steigender Preise gelangen viele Menschen in Zahlungsrückstände für Krankenkassenprämien, Steuern, Mieten oder private Ausgaben. Thomas Kehl (34) ist Finanzexperte und betreibt den Youtube-Kanal Finanzfluss, der erfolgreichste Kanal über Finanz- und Geldfragen im deutschsprachigen Raum.
Er sagt gegenüber Blick: «Wer sich verschuldet, finanziert sich die Gegenwart auf Kosten der Zukunft.» Denn wegen oft hoher Zinsen drohen langfristig einschneidende Folgekosten. «Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Überschuldung: Dann können Betroffene ihre Schulden nicht mehr tilgen.»
Kehl sagt aber auch, dass Schulden nicht immer schlecht sein müssen. Im Gegenteil: Wer die Möglichkeit habe, sich gut zu überlegen, wo und wofür man sich verschulde, könne in Zukunft gar davon profitieren. Er verrät, wie das geht – und erklärt, welche Schulden gut oder schlecht sind.
Eine Verschuldung als Investment
Je nach Verwendungszweck kann man eine Schuldaufnahme laut Kehl als Investition in die eigene Zukunft sehen. «Ein Kredit für eine Ausbildung kann sich lohnen, wenn man danach in der Arbeitswelt langfristig mehr verdient.» Auch bei Immobilien könne sich eine Verschuldung lohnen, da deren Wert mit der Zeit oft steige.
«Wichtig ist, sich stets auszurechnen, wie und in welchem Zeitrahmen man die Schulden wieder abzahlen kann», sagt Kehl. Wobei diese Rechnungen stets mit Unsicherheit über (unvorhergesehene) zukünftige Entwicklungen verbunden seien. Wichtig sei in jedem Fall, die Schulden rasch zurückzuzahlen: «Je länger der Rückzahlungszeitraum, desto höher die Kosten, die durch die Zinsen entstehen.»
Konsumschulden sind schlechte Schulden
Die Mehrheit aller Verschuldungen sei auf Konsumschulden zurückzuführen, sagt Kehl. «Ein neues Auto, ein grösserer Fernseher oder Strandferien mit der ganzen Familie sind zwar oft verlockend.» Dafür einen Kredit aufzunehmen oder die Kreditkarte überzustrapazieren, ist laut Kehl aber keine gute Idee: «Das zahlt sich in den meisten Fällen nicht aus.» Im Gegenteil, bei Zinssätzen im zweistelligen Bereich – wie etwa bei vielen Kreditkartenanbietern der Fall – laufe man Gefahr, sich in Zukunft noch weniger leisten zu können. Sein Fazit: «Konsumschulden sind in den allermeisten Fällen schlechte Schulden.»
Nebst der Entscheidung, ob man die Schuld in naher Zukunft wieder zurückbezahlen kann, ist laut Kehl die Frage wichtig, wo und unter welchen Bedingungen man sich verschuldet. Denn ein hoher Zinssatz werde auf Dauer auch bei einer kleinen Kreditsumme kostspielig. «Und wer verschiedene Kredite für verschiedene Ausgaben aufnimmt, läuft Gefahr, den Überblick über seine Schulden zu verlieren.»
In solchen Fällen lohnt es sich laut dem Finanzexperten stets, alle vorhandenen Kredite sauber aufzulisten und im Auge zu behalten. Das erlaube, die Schulden zu optimieren. «Je nach Bank besteht ausserdem die Möglichkeit, einzelne Schulden zusammenzulegen oder umzuschichten.» Ob dies möglich sei, müsse man beim jeweiligen Bankanbieter in Erfahrung bringen. Im besten Fall lassen sich laut Kehl so unnötige Verluste verhindern.
Thomas Kehl und seine Co-Autorin Mona Linke haben in ihrem Bestseller «Das einzige Buch, das du über Finanzen lesen solltest» eine Anleitung in vier Schritten formuliert, die es Betroffenen ermöglicht, schuldenfrei zu werden.
- Situation analysieren: Schulden vollständig auflisten, die Kredite nach der Höhe der Zinsen sortieren und die monatlichen Rückzahlungen aufschreiben.
- Schulden optimieren: Bei einem oder mehreren Krediten versuchen, die Zinsen zu drücken. Gegebenenfalls können Schulden auch zusammengefasst werden. Was möglich ist, hängt von der individuellen Kreditsituation und den Bedingungen der Bank ab.
- Sonderzahlungen nutzen: Es empfiehlt sich, Kredite möglichst rasch mit möglichst hohen Beträgen zu tilgen. Mit einer Sonderzahlung ist es bei einigen Bankanbietern möglich, mehr als die festgesetzte Rate zurückzuzahlen. Ausserdem sollte jede zusätzliche Einnahme (Boni, Weihnachtsgeld, Steuer-Rückzahlungen) für die Tilgung der Schulden aufgebracht werden.
- Schuldenfrei bleiben: Ein Notbatzen auf dem Sparkonto hilft, hohe Kreditzinsen von Anfang an zu vermeiden und somit in Zukunft bei unvorhergesehenen Ausgaben schuldenfrei zu bleiben.
Thomas Kehl und seine Co-Autorin Mona Linke haben in ihrem Bestseller «Das einzige Buch, das du über Finanzen lesen solltest» eine Anleitung in vier Schritten formuliert, die es Betroffenen ermöglicht, schuldenfrei zu werden.
- Situation analysieren: Schulden vollständig auflisten, die Kredite nach der Höhe der Zinsen sortieren und die monatlichen Rückzahlungen aufschreiben.
- Schulden optimieren: Bei einem oder mehreren Krediten versuchen, die Zinsen zu drücken. Gegebenenfalls können Schulden auch zusammengefasst werden. Was möglich ist, hängt von der individuellen Kreditsituation und den Bedingungen der Bank ab.
- Sonderzahlungen nutzen: Es empfiehlt sich, Kredite möglichst rasch mit möglichst hohen Beträgen zu tilgen. Mit einer Sonderzahlung ist es bei einigen Bankanbietern möglich, mehr als die festgesetzte Rate zurückzuzahlen. Ausserdem sollte jede zusätzliche Einnahme (Boni, Weihnachtsgeld, Steuer-Rückzahlungen) für die Tilgung der Schulden aufgebracht werden.
- Schuldenfrei bleiben: Ein Notbatzen auf dem Sparkonto hilft, hohe Kreditzinsen von Anfang an zu vermeiden und somit in Zukunft bei unvorhergesehenen Ausgaben schuldenfrei zu bleiben.