Detailhandel hat Corona-Schock schon verdaut
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7 Prozent im Plus!Detailhandel hat Corona-Schock schon verdaut

Fast 7 Prozent im Plus!
Läden haben Corona-Schock verdaut – Online läuft heiss

Der Schweizer Detailhandel ist deutlich im Plus gegenüber dem Vorjahr. Das ist erstaunlich, denn wegen der Corona-Pandemie waren viele Geschäfte über Wochen geschlossen. Nun haben sie mächtig aufgeholt.
Publiziert: 04.11.2020 um 17:20 Uhr
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Aktualisiert: 09.11.2020 um 15:00 Uhr
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Daran erinnert man sich noch gut: Während des Lockdowns im Frühjahr mussten Detailhändler Nicht-Lebensmittelbereiche absperren.
Foto: keystone-sda.ch
Ulrich Rotzinger

Im Kopf sind noch die Lockdown-Bilder vom Frühling: Gartencenter, Baumärkte und Modeläden – alle geschlossen. Wie ausgestorben. Umso mehr erstaunen jetzt die Herbst-Zahlen der Marktforscher von GfK. Sie haben von grossen und bekannten Schweizer Detailhändlern die Umsätze der ersten neun Monate des laufenden Jahres ausgewertet.

Das Resultat: Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfs (Körperpflege, Papier- und Hygieneprodukte, Tierbedarf) sind satte 10,3 Prozent im Plus gegenüber Vorjahr. Damals, zur selben Zeit, betrug das Umsatz-Wachstum lediglich 0,1 Prozent zum vorangegangenen Jahr. Was für eine Steigerung!

Aber auch bei vielen anderen Non-Food-Bereichen läuft es hervorragend. Die Minus-Delle vom Frühjahr ist bereits ausgebügelt. Folglich liegt der Schweizer Detailhandel in den ersten drei Quartalen insgesamt 6,6 Prozent über Vorjahr.

GfK-Detailhandelsexpertin Sandra Wöhlert: «Die Jahre mit den grössten Pluszahlen im Detailhandel Schweiz liegen lange zurück. Wir sprechen hier von 1991/90 und 2008/07 mit jeweils einem Plus von 4,2 Prozent.»

Von wegen Corona! Von wegen Lockdown!

Die Geschäftsschliessungen und Co. sind verdaut. Dem Detailhandel geht es so gut wie vor der Krise, vielleicht sogar noch besser. «Viele Märkte profitieren vom aktuellen Ferien- und Freizeittrend ‹Inland, Natur und Zuhause›», heisst es bei GfK. «Heimwerken und Heimelektronik liegen beim Wachstum an der Spitze und bauen weiter aus.»

Mögliche Gründe für den Zuwachs: Quarantäne bei Auslandsreisen und Homeoffice. Es schlägt sich folglich in Verkaufszahlen nieder, dass Schweizerinnen und Schweizer mehr Zeit zu Hause verbringen als in den Vorjahren. Der Einkaufstourismus ist im Corona-Jahr ebenfalls rückläufig. Deshalb wandern Umsätze in die Kassen der Detailhändler, die sonst ins Ausland abgeflossen wären.

Schlafzimmer und Stuben werden neu eingerichtet, das Büro fürs Homeoffice technisch aufgerüstet: GfK spricht von einer «grossen, ungebremsten Nachfrage» nach Monitoren, Flachbild-TVs, Headsets, Notebooks, PC-Kameras, Mikrofonen. Ebenfalls vermehrt über den Ladentisch gehen: Staubsauger, elektrische Haarschneidegeräte, Gefrierschränke, Weinschränke, Brotback- und Nähmaschinen. Und das sind nur einige Beispiele.

Online-Shopper werden zahlreicher

Denn: «E-Bikes, Fitnessgeräte und Spielwaren performen ebenfalls erfolgreich», ergänzt GfK. Der Bekleidungsmarkt erhole sich. Wenn das mal kein gutes Omen für das Gesamtjahr ist.

Verstärkt hat sich laut den Marktforschern der Trend des Online-Shoppings. Bereits vor Wochen berichtete BLICK von einer Online-Hamsterwelle, die sich anbahnte. Die Lieferzeiten bei Online-Bestellungen in den Lebensmittel-Shops von Coop und Migros werden immer länger.

Wer heute bei Migros Online (vormalig Leshop.ch) bestellt, darf erst gegen den 18. November mit der Auslieferung der Lebensmittel rechnen. Falls weitere Kantone in den Teil-Lockdown gehen, dürfte sich dieser Trend weiter verschärfen.

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