Autofahrer in der Schweiz müssen fürs Tanken tief in die Tasche greifen. Rund 1.80 Franken kostet der Liter Diesel momentan. Das ist europaweiter Rekord. Blick-Recherchen zeigen: Die Tankstellen streichen dabei Margen von bis zu 40 Rappen pro Liter ein. Andreas Häuptli (53), Geschäftsführer des TCS Zürich, gibt Tipps für günstiges Tanken.
Darf jeder Anbieter die Preise für den Diesel frei festlegen?
Andreas Häuptli: Theoretisch ja. Man muss aber natürlich dafür sorgen, dass die Leute dann auch noch zum Tanken kommen. Der Preis setzt sich zusammen aus den Steuern, dem effektiven Preis des Materials und dem Transport bis zur Tankstelle. Aber ja, die Anbieter sind bei der Preisgestaltung sehr frei.
Das gilt auch gegen unten, man kann den Diesel also so günstig anbieten, wie man möchte?
Ja, aber der Spielraum ist beschränkt. Die Hälfte des Preises, den wir an der Zapfsäule bezahlen, sind Steuern. Mit der anderen Hälfte muss man den Einkauf des Diesels finanzieren – und sich selber auch noch einen Lohn auszahlen. Aber wenn man es geschickt macht, kommt man natürlich günstiger weg. Dafür gibt es landauf landab Beispiele.
In keinem anderen Land Europas ist der Dieselpreis aktuell so hoch wie in der Schweiz. Woher kommt das?
Das hat mit den Steuern zu tun. In jedem Land ist die steuerliche Belastung von Diesel und Benzin unterschiedlich geregelt. Bei uns werden Benzin und Diesel ähnlich hoch besteuert. In anderen Ländern ist das zum Teil anders. Daher können auch die Preise zwischen Benzin und Diesel stark variieren.
Wie können Konsumentinnen und Konsumenten die günstigsten Anbieter finden?
Es gibt verschiedene Webseiten. Aber diese sind abhängig davon, ob die Preise tagesaktuell nachgeführt werden. Wir alle sind gefragt! Es zeigt sich aber, dass das nicht besonders gut funktioniert. Zum Teil sind heute noch Preise aus dem April eingetragen. Das bringt wenig.
Benzin und Diesel sind während der Sommerferien und über Ostern jeweils besonders teuer. Woher kommt das?
Das ist der Markt, der spielt: Wenn die Nachfrage besonders hoch ist, wenn die Leute viel unterwegs sind, wird das Benzin teurer. Auffällig ist auch, dass die Preise jeweils aufs Wochenende hin steigen. Die erhöhte Nachfrage zeigt sich hier also im Preis.
Das heisst auch, die Anbieter können verlangen, was sie wollen?
Grundsätzlich ja. Aber es gibt in allen Regionen «Robin Hoods». Kürzlich war ich zum Beispiel im Berner Oberland. Man könnte meinen, dass das Benzin dort teurer ist, weil es ins hinterste Dorf transportiert werden muss. Das Gegenteil war der Fall: Der Preis war tiefer, als ich es in der Region Zürich jemals gesehen habe.
Wie kriegen es denn diese «Robin Hoods» hin, derart tiefe Preise anzubieten?
Sie müssen sich extrem nach der Decke strecken. Sie rechnen sehr eng. In der Erdölindustrie gibt es eine Musterkalkulation: Die Hälfte des Benzin- und Dieselpreises sind Steuern. Hinzu kommen Einkauf und Transport. Es bleibt eine Marge von 30 bis 40 Rappen pro Liter. Damit muss man durchkommen – oder man muss günstiger einkaufen. Das ist die hohe Kunst.
Die Benzin- und Dieselpreise sind also transparent zusammengesetzt?
Das gilt vor allem für die Steuern, diese sind fix. Beim Rest des Preises gibt es grosse Unterschiede. An der Autobahn zum Beispiel tankt man teurer. Das hat natürlich damit zu tun, dass die Leute auf der Autobahn dringend auf Benzin angewiesen sind. Oder, dass sie zum Teil zu faul sind, von der Autobahn zu fahren, um zu tanken.
Stimmt es, dass Benzin und Diesel auf dem Land günstiger sind als in der Stadt?
Bei mir in der Umgebung von Zürich stimmt das durchaus. Man könnte ja davon ausgehen, dass die Tankstellen in der Stadt einfacher zu beliefern sind, weil es hier auch mehr davon gibt – und dass sie damit auch günstiger sind. Das bestätigt sich in der Realität aber nicht. Ich habe schon den Eindruck, dass man ausserhalb der Städte, in den Agglomerationen und auf dem Land, besser fährt.
Wie sieht es bei Elektroautos aus, wird der Strom hier in den Sommerferien auch teurer?
Das ist sehr intransparent. Klar ist: Wenn man das Elektroauto zu Hause an der eigenen Steckdose auflädt, gibt es einen Nieder- und einen Hochtarif. Man weiss also genau, wann der Strom wie viel kostet. Das E-Auto ist per se günstiger als ein Benzin- oder Dieselauto. 100 Kilometer kosten mit dem E-Auto derzeit ungefähr 3 Franken.
Zurück zu den normalen Autos: Würden Sie eher an einer privaten Tankstelle tanken oder bei einem grossen Anbieter?
Beim günstigsten! Natürlich lohnt es sich nicht, dafür kilometerweit zu fahren. Aber in der Heimatregion weiss man schnell einmal, wer in der Regel die tiefsten Preise anbietet. Da lohnt es sich, auf dem Nachhauseweg dort vorbeizufahren.
Ein Liter Öl auf dem Weltmarkt kostet aktuell weniger als 50 Rappen. Wie also kommt die Differenz von 1.30 Franken zum aktuellen Dieselpreis zustande? Rund 95 Rappen davon fliessen via Mineralöl- und Mehrwertsteuer an den Staat. Bleiben rund 45 Rappen. Diese verwenden die Händler für die Verfrachtung auf Containerschiffen an die Basler Rheinhäfen, für den Transport innerhalb der Schweiz und nicht zuletzt für ihr Marketing. Dass Benzin- und Dieselpreise täglich schwanken, hängt mit dem Weltmarkt zusammen: Selbst kleine Veränderungen an der Börse, bei den Frachtpreisen und im Wechselkurs zwischen dem Schweizer Franken und dem US-Dollar, beeinflussen den Preis am Zapfhahn.
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