Handelszeitung: Lange war der Markt für Wohneigentum vielerorts überhitzt, nun hat sich das Interesse infolge des Zinsanstiegs abgekühlt. Merken Sie das auch in der Zentralschweiz?
Fabienne Zeberli: Definitiv. Kürzlich habe ich eine Topwohnung in Baar aufgeschaltet. Vor einem Jahr hätte mein Telefon durchgehend geklingelt, was im jetzigen Marktumfeld nicht der Fall ist. Interessenten und Interessentinnen sind immer noch da, aber man merkt, dass sich die Nachfrage normalisiert hat.
Sie bieten Ihre Dienstleistungen auch Kundinnen und Kunden an, die ihre Immobilie unter der Hand verkaufen wollen. Was spricht dafür, ein Objekt diskret zu veräussern?
Es gibt viele Kunden, die es schätzen, wenn nicht alle Leute vom Verkauf erfahren. Speziell bei exklusiveren Immobilien ist es von Vorteil, da man so den Besichtigungstourismus unterbindet. Des Weiteren ist die Qualität der Interessentinnen besser, da man das Objekt nur demjenigen Personenkreis anbietet, der sich für solche Objekte interessiert.
«Stranded Assets» ist zum neuen Schlagwort geworden. Gibt es viele Liegenschaften, die in einem energetisch derart schlechten Zustand sind, dass sie sich kaum oder nur schwer verkaufen lassen?
Es gibt einige Objekte, die einen Sanierungsstau aufweisen. Man spürt, dass sich die Wohnungen in solchen Gebäuden schwerer verkaufen lassen. Im Speziellen, wenn der Erneuerungsfonds nur minim geäufnet wurde und nur einen Teil der später anfallenden Renovationen deckt. Falls grössere Kosten anfallen, liegt es an den einzelnen Stockwerkeigentümern, das fehlende Kapital nachzuschiessen. Es ist wichtig, dies in der Bewertung entsprechend zu berücksichtigen.
Welche Entwicklung sagen Sie bei den Preisen für Wohneigentum voraus?
Auf dem jetzigen Zinsniveau ist die Nachfrage bereits stark rückläufig. Ich gehe davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank den Leitzins beim nächsten Zinsschritt erhöht, was die effektive Finanzierung verteuert. Die Preise für gute Objekte an gefragten Lagen werden allerdings wohl stabil bleiben. Bei älteren Objekten (hauptsächlich Wohnungen) sage ich eine eher rückläufige Preisentwicklung voraus.
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Welche Art von Immobilie ist derzeit besonders gefragt?
Einfamilienhäuser sind nach wie vor sehr gefragt. Das Gut Land wird immer knapper. Ferner träumen die meisten Interessenten von einem Häuschen mit Garten.
Gibt es in Ihrem Marktgebiet noch Orte, wo Häuser und Wohnungen relativ erschwinglich sind?
Geht man vom Standort Zug aus, zeigt sich, dass sehr viele Käuferinnen auf die Nachbarkantone ausgewichen sind. Dies führte dazu, dass in den angrenzenden Regionen, wie beispielsweise im Freiamt, Säuliamt und Rontal, die Preise enorm angestiegen sind. Wenn man die Faktoren Steuern, Infrastruktur und so weiter miteinbeziehen würde, würde ich die Frage mit Nein beantworten.
Was sind Ihre Tipps für Menschen, die sich den Traum vom Eigenheim erfüllen wollen?
- Finanzierungsmöglichkeiten bei der Bank prüfen
- Lage eruieren: Wo möchte ich Eigentum erwerben?
- Suchkriterien erstellen und sich nicht zu stark eingrenzen
- Objekte besichtigen (aus meiner Erfahrung kaufen Interessenten und Interessentinnen selten das erste besichtigte Objekt)
- Eine gewisse Kompromissbereitschaft
Sie haben diesen Herbst den Schritt ins Unternehmertum gewagt und Ihre Immobilienfirma gestartet. Welche Eigenschaften sind nötig, um als junge Firmengründerin im Immobilienmarkt zu reüssieren?
Neben dem fachlichen Know-how ist ein grosses Netzwerk im Rücken entscheidend. Weiter ist es ein «People Business», und da spielt das Menschliche eine zentrale Rolle. Es ist wichtig, auf die Wünsche der Kundschaft einzugehen, verbindlich und ehrlich zu sein und die nötige Diskretion an den Tag zu legen. Fabienne Zeberli beantwortete die Fragen schriftlich.