Ex-UBS-Banker plant die Zukunftt
So kann die Schweiz von der Blockchain profitieren

Daniel Gasteiger (44) will die Schweiz digital umkrempeln. Der ehemalige UBS-Banker arbeitet an virtuellen Verträgen, digitalen Identitäten und fälschungssicheren Diamanten. Dabei helfen soll die Blockchain.
Publiziert: 21.12.2017 um 12:12 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:00 Uhr
Daniel Gasteiger: «Gerade die Schweiz, die föderalistisch und damit dezentral organisiert ist, kann von der Blockchain-Technologie profitieren.»
Foto: Zvg
Sven Zaugg

Daniel Gasteiger will nichts weniger als die Hoheit über die wertvollsten Güter der Welt zurückgewinnen: Geld, Daten und Privatsphäre. Doch wie will ein ehemaliger Investmentbanker, der vor noch nicht allzu langer Zeit als Stabschef das Büro des mächtigen UBS-Verwaltungsratspräsidenten Axel Weber geleitet hat, das bewerkstelligen, von dem alle träumen?

Dafür gibt es für den 44-Jährigen nur eine Antwort: Die Blockchain. «Wir müssen das Vertrauen zurückgewinnen – in die Wirtschaft, in die Politik.» Das gelinge nur mit einem dezentralen Netzwerk, an dem jede und jeder gleichwertig partizipieren könne.

Führerausweis auf der Blockchain speichern

Gasteiger gehört zu jenen Entrepreneurs, die nicht warten, bis der Trend hier ist, er erfindet ihn. Mit seiner Firma Procivis will er die Schweiz digitalisieren. Zum Beispiel mit einer auf Mobiltelefon-basierte E-Voting-Lösung, die den Bürgern eine manipulationssichere Stimmabgabe ermöglicht.

«E-Government-Dienstleistungen sind ein vielversprechendes Beispiel dafür, wie die Blockchain-Technologie in Bereichen jenseits von Kryptowährungen eingesetzt werden kann», sagt Gasteiger.

Den Kanton Schaffhausen konnte er bereits für ein Projekt gewinnen: Eine digitale Identität, die es den Bürgern ermöglicht, sich im Online-Portal des Kantons anzumelden und verschiedene Leistungen wie Einwohnerkontrolldienste oder Steuerservices zu nutzen.

Bereits im kommenden Jahr soll auch diese Identität auf der Blockchain basieren, wenn die entsprechenden technischen Standards verfügbar sind. Dann können offizielle Dokumente wie ein Führerausweis oder ein Hochschuldiplom dauerhaft und fälschungssicher auf der Blockchain gespeichert werden.

Digitale Verträge

Neben Behördenkontakten und allen öffentlichen Dienstleistungen, die künftig über das Smartphone abgewickelt werden sollen, sieht Gasteiger noch weiteres Potenzial in der Blockchain. Stichwort Smart Contracts: Dabei handelt es sich um digitale Verträge. «Der Hauskauf wird in der Blockchain verifiziert und gespeichert und ist somit unfälschbar», erklärt Gasteiger. Eine schriftliche Fixierung des Vertrags wird damit überflüssig. 

Das Geschäft mit Fälschungen ist auch in der Wirtschaft ein grosses Thema und hat Schweizer Unternehmen in der Vergangenheit nicht selten Millionenverluste beschert. Auch hier soll die Blockchain-Technologie Abhilfe schaffen. Im Fokus steht die gesamte Wertschöpfungskette.

«Nehmen wir einen Diamanten. Die Blockchain ermöglicht uns, den Stein direkt nach dem Schürfen zu registrieren. Jeder weitere Verarbeitungsschritt wird in der Blockchain gespeichert», sagt Gasteiger. Wenn der Kunde den Diamanten beim Juwelier ersteht, wisse er genau, woher der Stein kommt und unter welchen Umständen er geschürft wurde. Das Gleiche gilt für die Produktion und Distribution von Medikamenten.

Die Schweiz perfekt für die Blockchain

Es gibt aber auch andere Stimmen. Kritiker, die sagen, dass der Einfluss der Blockchain masslos überschätzt wird. Maximilian Kops arbeitet als Analyst und Autor für BTC-ECHO und sagt: Ein funktionierendes Blockchain-System aufzubauen erfordere nicht nur die notwendige Akzeptanz der Gesellschaft, sondern auch aus technischer Sicht einen enormen Aufwand für die Einrichtung.

Ein weiteres Problem: Die Blockchain ist langsam. Die Bitcoin-Community spricht sogar schon von einem Blockchain-Stau. Grund dafür ist die Rechenkapazität des Systems. Sie ist beschränkt. Kreditkarten-Multis wie Visa oder Mastercard können bis zu 50'000 Transaktionen pro Sekunde verarbeiten. Das Blockchain-System hingegen bringt es auf maximal sieben Überweisungen pro Sekunde.

Enormer Stromverbrauch

Nach Schätzungen von Alex de Vries beläuft sich der Stromverbrauch für Bitcoin-Mining weltweit auf mittlerweile 24,52 Terawattstunden jährlich. Das entspricht in etwa dem jährlichen Energiebedarf von Nigeria, einem Land mit mehr als 185 Millionen Einwohnern. Zum Vergleich: Die Schweiz verbraucht jährlich rund 62 Terawattstunden Energie.

Davon lässt sich Gasteiger nicht beirren. Er spricht von der dritten Internet-Revolution. «Erst kam das Internet, dann Social Media und jetzt: die Blockchain.» Es sei das Internet des Vertrauens und der Transparenz. Und: «Gerade die Schweiz, die föderalistisch und damit dezentral organisiert ist, kann von der Blockchain-Technologie profitieren», glaubt Gasteiger.

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