Ex-Stadler-CEO Thomas Ahlburg (51) über seinen schnellen Abgang
«Es war kein Steckerziehen»

Knapp über zwei Jahre war er Chef von Stadler Rail. Dann kam die schnelle Scheidung von Peter Spuhler. Jetzt äussert sich Thomas Ahlburg erstmals ausführlich zum Ende beim Schienenkonzern und zur Beziehung zum Stadler-Patron.
Publiziert: 09.02.2021 um 12:27 Uhr
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Thomas Ahlburg im Stadler-Werk in Bussnang TG: Knapp über zwei Jahre war er CEO.
Foto: keystone-sda.ch

Fast ein Jahr ist es her, als der Zugbauer Stadler Rail den abrupten Wechsel an der Spitze meldete. Thomas Ahlburg (51), damals Chef des Thurgauer Unternehmens, machte wieder Platz für den Patron Peter Spuhler (62). Der Grund: «unüberwindbare Differenzen».

Danach wurde es ruhig um Ahlburg. Monatelang gab es einzig Spekulationen über den genauen Grund des Abgangs. In einem Interview mit dem «St. Galler Tagblatt» räumt der ehemalige Stadler-Chef jetzt damit auf.

«Es war kein Steckerziehen», sagt Ahlburg. «Der Verwaltungsrat und ich haben den Entscheid gemeinsam getroffen.»

«Unentspannte» Beziehung zu Spuhler

Ahlburg räumt aber ein, dass es Differenzen gab. Das Verhältnis zu Firmenoberhaupt und Grossaktionär Peter Spuhler sei «nie unentspannt» gewesen. Er habe aber nach wie vor Kontakt zu mehreren Verwaltungsratsmitgliedern und auch zu Peter Spuhler. «Und ich habe weiterhin viel Herzblut für Stadler und schätze Spuhler und sein Team.»

Fünfeinhalb Jahre lang leitete Ahlburg den grössten Stadler-Standort im thurgauischen Bussnang. Dann stieg er zum Konzernchef auf. Er blieb knapp zwei Jahre an der Spitze des einstigen KMU, das zum Weltkonzern gewachsen ist.

Ahlburg hatte aber einen schweren Stand. Die Handschrift von Spuhler war überall spürbar. Sein harter, aber herzlicher Führungsstil sei vermisst worden, schrieb die «Bilanz». Ahlburg dagegen galt als versessen auf Prozesse und Präsentationen, als Kontrollfreak, kopflastig, oft risikoscheu, bisweilen misstrauisch. Ein Manager eben.

Schnelle Scheidung

Das Ende sei schliesslich im Flieger besiegelt worden, heisst es. Spuhler und Ahlburg seien auf einer Dienstreise in Berlin gewesen. Es habe schon seit Monaten in der Konzernleitung gekriselt. Bei einer Sitzung in den Bergen soll es ziemlich laut geworden sein.

Ahlburg soll im Flieger nach Berlin dann ausgesprochen haben, dass er den Posten abgeben werde. Fünf Tage später tagte der Verwaltungsrat, es folgte das Communiqué für die Öffentlichkeit. Die Scheidung war vollzogen.

Bis Ende Jahr war Ahlburg noch in einer offiziellen Berater-Position für Stadler tätig. «Es waren sehr spezifische Projekte, die wir in kleinen Teams abgearbeitet haben, teils unter Beizug einzelner Mitglieder der Konzernleitung», sagt er zum «St. Galler Tagblatt».

«Unser Sohn ist hier beerdigt»

Seit dem Abgang seien seine Tage «weniger fremdbestimmt und nicht mehr so eng getaktet», so der Manager. Ein neues Mandat hat er aber bereits wieder gefunden. Ahlburg ist Verwaltungsrat des Thurgauer Heizspezialisten Schmid. Wieder ein Familienunternehmen. Wieder im Thurgau. Weltweit tätig.

Die Position kommt nicht von ungefähr: «Firmenchef Philipp Lüscher und ich sind beide im Vorstand der Thurgauer Industrie- und Handelskammer. Dort haben wir uns kennen und schätzen gelernt. Philipp Lüscher hat mich angesprochen, danach habe ich Gespräche mit der Inhaberfamilie Schmid und mit Verwaltungsratspräsident Hansjörg Rettenmund geführt», sagt Ahlburg.

Der ehemalige Stadler-Chef bleibt dem Thurgau also erhalten. Er besitzt mittlerweile den Schweizer Pass. Seine Frau führt ein Musikgeschäft in Schaffhausen. «Die Ostschweiz ist unsere Heimat, unsere Freunde leben hier», sagt Ahlburg. «Und unser Sohn ist hier beerdigt. Wir bleiben bei ihm.»


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