Patron Peter Spuhler (61) gibt wieder den Ton an. Per sofort. Im Doppelmandat. CEO Thomas Ahlburg (50), der die letzten beiden Jahre das operative Geschäft von Stadler Rail führte, hat das Büro bereits geräumt.
Der Wechsel überrascht – und sorgt für wenig Begeisterung an der Börse: Die Aktie von Stadler Rail sinkt. In den ersten Handelsminuten verlor sie rund fünf Prozent und sank auf unter 38 Franken pro Papier. Danach folgte eine leichte Erholung. Das Allzeittief von Mitte März ist jedoch nicht mehr weit weg.
Dabei geniesst Spuhler einen hervorragenden Ruf unter den Schienenfahrzeugherstellern. Der Börsengang seiner Stadler Rail war ein voller Erfolg. Er selbst zeigte sich im März noch sehr zufrieden an der Jahrespressekonferenz. Ahlburg und Spuhler prosteten sich zu. Sie tranken Weisswein, sprachen über weiteres Wachstum, über Tausende neue Jobs.
Probleme in den USA und Spanien
Jetzt der Bruch. Jetzt der Kurssturz. Jetzt das Kassieren der Finanzziele. Stadler Rail muss eingestehen, dass der für 2020 angestrebte Umsatz von 3,5 Milliarden Franken womöglich nicht erreicht wird. Die Gewinnmarge von mindestens sechs Prozent ist in weite Ferne gerückt. Grund ist unter anderem auch die Corona-Krise.
Einen eigentlichen Nachfrageausfall habe es zwar nicht gegeben, betont die Firma. Kurzfristig sei es aber zu Unterbrechungen in der Lieferkette gekommen. Zu Komplikationen. Wenig hilfreich waren überdies die Reise-Einschränkungen für Kunden und Mitarbeiter sowie die Ausdünnung der Fahrpläne.
In Spanien und in den USA gab es ausserdem noch Probleme in den Werken. «In Valencia mussten wir unsere Produktionsstätte auf Anordnung der Regierung vorübergehend schliessen. In Salt Lake City mussten wir die Belegschaft staatlich verordnet um zwei Drittel reduzieren», sagte Spuhler vor wenigen Wochen zu BLICK.
Multimillionär dank Börsengang
Unterm Strich führte das alles zu verzögerten Zulassungen, Abnahmen und Fakturierungen. Stadler erwartet einen temporären Umsatzrückgang. Die Finanzziele sind ausgesetzt, die Allianz zwischen Ahlburg und Spuhler ist gebrochen.
Die beiden haben Jahre miteinander verbracht. Ahlburg leitete das Hautpwerk in Bussnang TG, war Spuhlers Stellvertreter und schliesslich der Kronprinz, der den Patron beerbte. Etwas über zwei Jahre war Ahlburg an der Spitze. Ahlburg ist Betriebswirt und Ingenieur. Temperamentvoll. Begeistert von der Branche. Vereint im Unternehmertum mit Peter Spuhler. Der Börsengang von Stadler Rail machte ihn zum Mitinhaber. 500'000 Aktien hat er laut Jahresbericht. Der Gegenwert aktuell: 19 bis 20 Millionen Franken.