In der Schweiz und in ganz Europa steigen die Corona-Fallzahlen wieder stark an – schon im Sommer und nicht erst im Herbst, wie die meisten erwartet haben. Spätestens im Herbst aber wird uns die nächste grosse Corona-Welle überrollen, befürchtet Dan Staner (53). «Deshalb müssen wir nun zusammen mit den Gesundheitsbehörden in Europa und in der Schweiz dafür sorgen, dass vulnerable Personen spätestens ab September eine weitere Impfung, einen nächsten Booster erhalten», erklärt der Europachef von Moderna im Gespräch mit Blick.
Neben Biontech/Pfizer ist Moderna der einzige Impfstoffproduzent, der auf die mRNA-Technologie setzt. Der Druck, möglichst bald einen Booster für den Corona-Herbst zu entwickeln, ist gross. «Wir haben die beiden klinischen Testphasen II und III für unseren neuen Impfstoff zusammengelegt», erklärt Staner.
Die Test-Resultate des sogenannten bivalenten Impfstoffs sind vielversprechend. Bivalent heisst, der Impfstoff enthält gleich zwei mRNA-Sequenzen. 25 Mikrogramm des ursprünglichen Wuhan-Virus und 25 Mikrogramm Omikron-Variante.
Zulassungsgesuch auf dem Weg
«Das Ziel dieses neuen Impfstoffs ist es, breiter, länger und effizienter vor dem Virus zu schützen», so Staner. «Wir sind zuversichtlich, dass der neue Impfstoff auch gegen weitere Varianten von Omikron wirken wird.»
Treffen die Erwartungen ein, dann dürfte Europa gut für einen heissen Corona-Herbst gewappnet sein. Auch die Schweiz, wie Staner versichert. Im Moment arbeitet das Unternehmen mit Europasitz in Basel daran, das Zulassungsgesuch bei Swissmedic einzureichen. Dafür arbeitet Moderna eng mit der Schweizer Arzneimittelbehörde zusammen. «Die Zulassung für den Impfstoff dürfte im Spätsommer vorliegen», hofft Staner. «Dann könnten wir die in der Schweiz benötigten Dosen in der zweiten Hälfte August ausliefern.»
Kombi-Piks gegen Grippe und Corona
Die Erforschung neuer Impfstoffe im Kampf gegen Corona macht immer grössere Fortschritte: Dauert es heute noch sieben bis acht Monate, bis ein neuer Impfstoff entwickelt ist, könnte dies in Zukunft sogar noch weniger lang dauern. «Das ist schon spektakulär», schwärmt Staner. «Wir verstehen die Technologie immer besser.»
Mit dem Verständnis wachsen auch die Möglichkeiten. «Unser Plan ist es, in den nächsten 18 bis 24 Monaten einen kombinierten Grippe- und Corona-Impfstoff zu entwickeln», sagt Staner. Das heisst, bald reicht ein Piks pro Jahr, um gegen Corona und Grippe gleichzeitig geschützt zu sein. Dank eines mRNA-Impfstoffs, der die aktuellsten Grippe- und Corona-Varianten enthält.
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