Die Omikron-Untervariante BA.5 breitet sich in Portugal rasant aus. Die Zahlen explodieren. Am Mittwoch wurden über 48'000 Neuinfektionen registriert. Die 7-Tage-Inzidenz hat sich seit Anfang Mai quasi verdreifacht, Virologen warnen vor bald 60’000 neuen Fällen täglich. Die Hoffnung auf einen sorglosen Sommer im beliebten Ferienland schwindet.
Grund für diesen enormen Anstieg: die Untervarianten BA.4 und BA.5. Sie stehen mittlerweile auf der Liste «besorgniserregenden Varianten» der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Auch in der Schweiz sind die Varianten auf dem Vormarsch. Die Fälle nehmen zu. In Genf dürften sich jetzt schon dominant sein, wie Virologin Isabella Eckerle (42) auf Twitter schreibt.
Seit Ende April sei eine wöchentliche Verdopplung der Zahlen beobachtet worden. «Wie die meisten anderen europäischen Ländern geht auch die Schweiz in die nächste Welle.» Eckerle warnt, dass die beiden Varianten eine stärkere Immunabwehr aufweisen als ihre Vorgänger.
Es sei wahrscheinlich, dass sich Menschen, die sich in der Vergangenheit mit der Omikron-Untervariante BA.1 oder BA.2 infizierten, nun eine Reinfektion mit den neuen Untervarianten erleiden könnten.
Anstieg bis «eine ausreichende Immunität aufgebaut» wurde
Auch Tanja Stadler (41), ehemalige Taskforce-Leiterin und Leiterin der ETH-Plattform CoV-Spektrum, macht auf die Verdoppelung der Zahlen und den steigenden R-Wert in der Schweiz aufmerksam. Dieser liege aktuell bei 1,2 bis 1,4, schreibt sie auf Twitter.
Auch sie führt den Trend auf die Dominanz von BA.5 zurück. Dieser werde so lange anhalten, bis «eine ausreichende Immunität aufgebaut» werde oder bis «Verhaltensänderungen die Übertragung reduzieren.» Sie spricht dabei von Mundschutzmasken und dem vermehrten Lüften der Innenräume.
Bund plant keine Massnahmen
Auch wenn die Zahlen steigen: Der Bund hält nichts von einer erneuten Einführung der Massnahmen. Obwohl eine Sommerwelle nicht ausgeschlossen sei, wie Simone Buchmann vom Bundesamt für Gesundheit Anfang Juni gegenüber Blick erklärte. «Derzeit gehen wir nicht davon aus, dass die neuen Virusvarianten weitere Massnahmen erfordern. Wir erwarten auch nicht, dass die neuen Untervarianten das Gesundheitssystem schweizweit erheblich belasten werden».
Denn: «In Populationen mit einem hohen Grad an Immunität scheint sie nicht zu schwereren Fällen zu führen als BA.1 oder BA.2». Konsequenzen könne dies dennoch für ungeimpfte, besonders gefährdete Personen haben.
Die beiden Untervarianten wurden Anfang des Jahres erstmals in Südafrika entdeckt. Mittlerweile sind sie in zahlreichen anderen, darunter europäischen Ländern, nachgewiesen. (man)