Der Franken flext! Diese Woche fiel der Euro gegenüber unserer Währung auf ein Rekordtief. Auch der US-Dollar schwächelt massiv gegenüber dem Franken. Das freut Schweizer Touristinnen und Touristen, die in den umliegenden Ländern oder Nordamerika ihre Ferien verbringen.
Schaut man sich die Entwicklung des Frankens gegenüber weiteren Währungen an, fällt auf: Im Gesamtjahr 2023 hat der Franken in den meisten Fällen zugelegt oder zumindest nicht nachgelassen. Und seit Mitte Dezember legt der Franken durchgehend in starkem Masse zu.
Was passiert da gerade? Thomas Stucki (60), Anlagechef der St. Galler Kantonalbank, erklärt gegenüber Blick: «Über die Feiertage gibt es sehr wenig Handelsvolumen mit dem Franken, sodass einzelne Transaktionen jetzt mehr ins Gewicht fallen und sich der Franken stärker bewegt.» Für Bewegungen sorgen unter anderem Investoren, die auf einen schwachen Franken spekulierten und zum Jahresende hin nun Franken kaufen müssen.
«Da sind viele technische Faktoren drin, weshalb man die starken Bewegungen der letzten Tage nicht überbewerten sollte», sagt Stucki.
Drei Währungsgruppen, drei Entwicklungen
Die Devisenentwicklungen analysiert Stucki in drei Gruppen. Zum einen gibt es die Leitwährungen, zu denen er nebst dem Franken noch Euro, US-Dollar, britisches Pfund und japanischen Yen zählt. In diesen Währungen werden über zwei Drittel aller Devisengeschäfte weltweit getätigt.
Gegenüber all diesen hat der Franken deutlich zugelegt. Ein Euro war am Donnerstagmorgen vorübergehend nur noch 0,9287 Franken wert, eine weitere Tiefstmarke. Noch am 12. Januar war ein Euro mehr wert als ein Franken. Auch der US-Dollar hat seinen Sinkflug zum Franken am Donnerstag fortgesetzt, wobei er im Minimum deutlich weniger als 84 Rappen kostete. Noch im März war ein Dollar über 94 Rappen wert! Auch das Pfund hat gegenüber dem Franken stark nachgelassen und notiert aktuell bei 1,088 Franken; am 19. Juni war es noch 1,1466 Franken wert.
«Die Stärke des Franken gegenüber diesen Währungen ist an die grossen Erwartungen geknüpft, wonach die Zinsen in diesen Wirtschaftsräumen schneller sinken als bei uns», erklärt Stucki. Mit sinkenden Zinsen sinken auch die Währungswerte, weshalb der Franken automatisch stärker wird.
Abschwächung der Weltwirtschaft trifft viele Währungen
Eine weitere Gruppe bilden laut Stucki die «Commodity-Währungen», darunter etwa der australische Dollar, der Kanada-Dollar oder die norwegische Krone. Der Wechselkurs dieser Währungen steht in derart enger Beziehung zu wichtigen Exportgütern, dass ein Preisrückgang dieser Güter zu einer Abwertung der Währung führt. Beispiel Norwegen: Auf der Krone lastete 2023 besonders der rückläufige Ölpreis.
Eine dritte Gruppe gebe es zudem mit «politischen Währungen»: Dazu zählt Stucki etwa den chinesischen Yuan (auch Renminbi genannt), den russischen Rubel oder abermals den Yen. «Sowohl China als auch Japan haben Interesse an schwachen Währungen, um ihre Exportwirtschaft zu unterstützen», sagt Stucki. Gegenüber dem Yen hat sich der Franken innert Jahresfrist somit um über 17 Prozent aufgewertet. Das trifft Schweizer Exporteure, die nach China exportieren und ihre Rechnungen in Yuan bezahlt bekommen.
Der Rubel wird derweil kaum noch gehandelt und hat sich nach einem deutlichen Absturz – gemeinsam mit der türkischen Lira – zwischen Januar und August zuletzt etwas stabilisiert.
Auch gegenüber Währungen wie der indischen Rupie, dem brasilianischen Real oder dem Emirate-Dirham hat der Franken zuletzt zugelegt. «Kaufe Franken, wenn du einen sicheren Wert willst», lacht Stucki.
Mehr zum Thema Frankenstärke
Die Wirtschaft kann mit starkem Franken umgehen
Doch ist die Frankenstärke nicht ein Problem? «Der starke Franken ist kein Problem, solange die Inflation im Ausland höher ist als in der Schweiz», sagt Stucki. Er erwartet, dass der Franken stark bleibt, es aber zum Jahresbeginn etwas Korrekturen der zuletzt starken Bewegungen gibt.
Solange der Franken nicht über längere Zeit starke Schwankungen erlebt, sei dessen Stärke für die Schweizer Wirtschaft kein grösseres Problem. «Wenn sich der Franken pro Jahr um 1 bis 2 Prozent gegenüber Euro und Dollar aufwertet, kann dies die Wirtschaft absorbieren», schliesst Stucki. Aktuell erwartet Stucki durch die Nationalbank keine weiteren Devisenkäufe, um den Franken zu stabilisieren.