Auf die Zinsdifferenz kommt es an
Wird der starke Franken jetzt zum Schwächling?

Der Schweizer Franken durchlebt gerade eine Schwächephase. Das hat damit zu tun, dass in der Schweiz die Zinsen langsamer steigen als in Europa und den USA.
Publiziert: 04.11.2022 um 14:30 Uhr
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Bald wieder bei der Parität: Euro und Franken sind im Moment fast gleich viel wert.
Foto: Keystone
Christian Kolbe

Das gab es schon länger nicht mehr: Der Schweizer Franken zeigt Schwäche – und das auch gegenüber dem Euro. War ein Euro Ende September noch 0,95 Franken wert und markierte ein Rekordtief zur harten Schweizer Währung, bewegt sich die Einheitswährung im Moment schon wieder auf die Parität zu. Das heisst, für einen Euro gibt es dann genau einen Franken.

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Das hat mit der rekordhohen Inflation in der Eurozone zu tun. Diese lag im Oktober bei 10,7 Prozent – das gab es noch nie seit Einführung des Euro. Das hat die Europäische Zentralbank (EZB) nach langen Zögern wachgerüttelt. Ende Oktober hat die EZB den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte auf 2 Prozent. Weitere Zinsschritte werden folgen müssen. Denn im Gegensatz zu der Schweiz und den USA ist in der Eurozone bei der Teuerung noch keine Trendwende in Sicht.

Nächster Schritt im Dezember

Allerdings spricht wenig dafür, dass das Euro-Strohfeuer lange anhalten wird: «Das ist keine spekulative Welle gegen den Franken», sagt Thomas Flury (57), Währungsexperte bei der UBS. «Das ist eher ein Zeichen der Orientierungslosigkeit.» Noch bis vor der letzten Zinsanhebung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) im September auf 0,5 Prozent hatten Hedgefonds die Frankenstärke unterstützt.

Jetzt ist von dieser Seite etwas Zurückhaltung angesagt, weil der nächste Zinsschritt in der Schweiz erst im Dezember ansteht, während rundherum die Zinsen steigen. «Erst an der nächsten geldpolitischen Lagebeurteilung wird es wieder einen Marketingimpuls für einen stärkeren Franken geben», ist Flury überzeugt.

Klar ist, die SNB wird die Zinsen in der Schweiz weiter anheben, wie stark ist offen. Aber damit verringert die sogenannte Zinsdifferenz zur Eurozone wieder, was den Franken stärkt. Zudem ist es für Investoren nach wie vor attraktiv, ihr Geld in der Schweiz anzulegen. Mit einer Inflationsrate von nur 3 Prozent ist die Geldentwertung deutlich geringer als in Europa oder den USA. Das heisst, mittelfristig dürfte der Euro sich eher auf 0,95 Franken abschwächen, als die Parität nachhaltig zu durchbrechen.

Dollar wird sich abschwächen

Ähnliches gilt für die USA. Zwar ist auch hier eine Trendwende zu beobachten, doch war die Teuerung im September mit 8,3 Prozent um einiges höher als in der Schweiz. Gegenüber dem Dollar hat sich der Franken schon länger abgeschwächt, auch weil die Wirtschaft in den USA auf Hochtouren läuft. So stark, dass gar eine Überhitzung droht. Auch deshalb ist mit weiteren Zinserhöhungen der US-Notenbank zu rechnen.

Kommt es zu einer – gewollten – Abkühlung der US-Wirtschaft, dürfte das an den Devisenmärkten den Franken gegenüber dem Dollar wieder etwas stärken. Im Moment ist ein Dollar 1,01 Franken wert, bald könnten es ein paar Rappen weniger sein.

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