Die Gewerkschaften, das Arbeitsamt und das Konkursamt sind offenbar immer noch nicht offiziell informiert. Die 250-köpfige Mannschaft weiss es aber schon: Die Pharma-Firma Legacy Pharmaceutical ist Geschichte. Auf Dezember hin verlieren 250 Angestellte in Birsfelden BL ihren Job, wie BLICK letzte Woche berichtete.
Kopf der Pleite ist ein US-Amerikaner. Michael Danzi. Spitzname: Mike. Er nennt sich selbst so auf seinem Linkedin-Profil. Vermeintlich nahbar und bodenständig. Ein Harvard-Absolvent, der Anfang der 80er-Jahre die harte Schule der US-Navy durchlaufen hat.
Danzi war einst Investment-Banker, dann Kleinunternehmer, schliesslich Pharma-Multimillionär. «Viel Geld zu machen, ist mir persönlich wichtig», sagte er einst in einem Interview. Er zeigt sich als durchsetzungsstark. Als Macher. «Ich treibe manche Leute in den Wahnsinn», sagt er. «Aber für mich ist es erst vorbei, wenn ich bekomme, was ich will.» Oder: «Es ist nicht vorbei, bis es vorbei ist.»
Referenz an Churchill
Es sind markige Sprüche, die der Ex-Navy raushaut. Er zitiert den früheren britischen Premierminister Winston Churchill (1874–1965). «If you’re going through hell, keep going», sagt er etwa. Wenn du durch die Hölle gehst, geh einfach weiter. Churchill sagte dies in einer Ansprache an die Nation, gerichtet an die Soldaten des Vereinigten Königreichs. Der Gegner: Nazi-Deutschland.
Es ist eine Durchhalteparole. «Never, never, never give up», sagte Churchill auch. Nie aufgeben. Danzi beruft sich nicht darauf, lebt aber nach einem ähnlichen Motto, das er ebenfalls aus seiner Militärzeit mitgenommen hat. «Gib das Schiff nicht auf.»
Der Pleite-Pharma-Chef hat das auf die harte Tour erleben müssen. Er erzählt von einem Feuer auf dem U-Boot, auf dem er Dienst tat. Denzi war alleine. Niemand war zugegen, niemand konnte zu Hilfe gerufen werden. Das Schiff war hunderte Meter unter Wasser. Es gab kein Davonkommen.
Coach und Mentor
Danzi agierte als Feuerlöscher. Er war beherzt – und erfolgreich. Die Erinnerung an dieses Ereignis trug ihn jahrzehntelang bis weit ins zivile Leben hinein. Es war die Zeit des Kalten Krieges. Sie half ihm, als er mit 28 die erste Firma kaufte, die das erste Desaster werden sollte.
«Der Typ, der die Firma verkaufte, war verzweifelt», sagte Danzi im Nachhinein. «Er hatte die Bücher ein wenig frisiert. Wir hatten also ein kleines Problem mit der Firma. Es endete damit, dass wir sie veräusserten, einige Teile verkauften, und es war kein wirklicher Gewinn für mich, es war überhaupt kein Gewinn.»
Danzi kam auch hier davon, engagierte sich erneut als Unternehmer. Er ging wieder grosse Risiken ein. Manche waren lohnenswert, andere weniger. Die letzte Aufgabe steht ihm nun noch bevor. Er muss seine Firma liquidieren. Vorher muss er aber noch dafür sorgen, dass die Betroffen – Angestellte und Geschäftspartner – möglichst wenig Schaden nehmen. So kann er von sich weiter als «Coach und Mentor» sprechen.