Das Geschäft mit Zügen brummt. Weltweit. Das freut auch Peter Spuhler (64), CEO und Verwaltungsratspräsident vom Zugbauer in Bussnang TG. Im vergangenen Jahr verzeichnete das Unternehmen einen Rekordumsatz von 3,75 Milliarden Franken. Die Auftragsbücher sind so voll wie nie.
Derzeit blickt Spuhler vor allem nach Österreich. Denn dort kämpft er um einen Grossauftrag der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Zusammen mit dem chinesischen Zughersteller CRRC, dem grössten Produzent der Welt mit 160'000 Angestellten und Verkäufen von 28,8 Milliarden Euro. Die «NZZ» hat zuerst darüber berichtet.
Neben den Chinesen – sie werden stark vom Staat unterstützt – ist nur noch Stadler Rail im Rennen. Der Entscheid des Aufsichtsrats ist brisant. Kaufen sie beim Schweizer Zugbauer mit Fertigungsanlagen in Österreich? Oder bei den Chinesen, die mit aller Kraft auf den europäischen Markt drängen? Es wäre das erste Mal, dass diese eine grosse europäische Eisenbahngesellschaft beliefern könnten.
Spuhler lobbyiert in Wien
Peter Spuhler hat laut Insidern wiederholt in Wien lobbyiert, um die Vergabe an CRRC zu verhindern. Er besitze gute Beziehungen und soll sich auch Gehör verschafft haben, heisst es. Stadler Rail hat von der ÖBB schon mehrere Grossaufträge bekommen. Im Gegenzug wird das Unternehmen in Wien eine Entwicklungsabteilung mit 50 Arbeitsplätzen einrichten.
So konnte sich Stadler Rail im Sommer einen Auftrag für die Lieferung von 120 Batteriezügen an die ÖBB sichern. Die Unterzeichnung einer entsprechenden Rahmenvereinbarung und eine erste Bestellung von 16 Zügen soll noch im Herbst erfolgen. Die Züge des Typs Flirt Akku werden die Dieselflotte ersetzen und auf nicht- oder nur teilelektrifizierten Strecken vor allem im Osten Österreichs eingesetzt.
Während der Fahrt geladen
Spannend: Die in diesen Zügen verbauten Traktionsbatterien werden während der Fahrt unter Oberleitung geladen. Dadurch ermöglichten sie «einen nachhaltigen Bahnbetrieb auf nicht elektrifizierten Streckenabschnitten», heisst es. Laut der ÖBB-Mitteilung hat die Rahmenvereinbarung eine Laufzeit von zehn Jahren und kann ein Gesamtvolumen von bis zu 1,3 Milliarden Euro aufweisen. (pbe)