Das Versprechen der künstlichen Intelligenz (KI) ist klar: Die Technologie soll die Wirtschaft auf den Kopf stellen und den Firmen grosse Einsparungen bringen. Deshalb gingen die Aktien der beteiligten Firmen in den vergangenen zwei Jahren durch die Decke. Doch für Jim Covello, Chefanalyst bei der Investmentbank Goldman Sachs, ist der KI-Hype an der Börse eine riesige Blase, die platzen wird.
Wie bei der Dotcom-Blase in den späten 1990er-Jahren und später dem Krypto- und NFT-Boom während der Pandemie, werde auch bei der Börsenrally um das Thema KI die Quittung in Form eines Crashs kommen.
Erwartungen an KI völlig überzogen
Covello weiss, wovon er spricht: Er galt jahrelang als bester Analyst im Tech-Sektor, bevor er 2015 bei Goldman Sachs Leiter des amerikanischen Tech-Research wurde.
Der Analyst hält die Erwartungen, dass die gewaltigen Investitionen der Unternehmen in KI eine wirtschaftliche Revolution auslösen werden, für völlig überzogen. KI sei diesbezüglich nicht mit Internet oder Smartphone zu vergleichen.
«Bei den meisten technologischen Umwälzungen in der Geschichte haben wir sehr teure Lösungen durch sehr billige Lösungen ersetzt», sagte er der Wirtschaftsagentur Bloomberg. Der Ersatz von Arbeitsplätzen durch die extrem kostspielige Technologie sei genau das Gegenteil.
Eine Billion Dollar für KI
Zwar könne KI Tätigkeiten wie Programmieren effizienter machen, doch das reiche bei weitem nicht aus, um die enormen Kosten zu rechtfertigen, so Covello. In den kommenden Jahren rechnet er im Bereich KI mit Investitionen von rund einer Billion Dollar.
Um damit eine angemessene Rendite zu erzielen, müssten Firmen nun schnell mit KI zunehmend komplexere Aufgaben lösen. Denn bislang sind die Erträge der Investitionen bescheiden: Laut einer Umfrage warten 40 Prozent der in KI investierten Unternehmen auf nennenswerte Renditen. Covello bezweifelt, dass diese in den meisten Fällen jemals kommen werden.
Ernüchterung in eineinhalb Jahren?
Noch boomen Aktien wie Nvidia. Vor wenigen Wochen wurde der Chiphersteller vorübergehend sogar das wertvollste Unternehmen der Welt. Doch wenn sich in den kommenden anderthalb Jahren keine bedeutenden Anwendungen abzeichnen, werde sich das Blatt an der Börse wenden, prophezeit der Analyst.
«Eine der wichtigsten Lektionen, die ich in den vergangenen drei Jahrzehnten gelernt habe, ist, dass es lange dauern kann, bis Blasen platzen», sagt Covello.