Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) bricht ein Tabu: Sie gibt die von der Nationalbank erhobenen Negativzinsen an private Sparer weiter. Ab dem 10. Dezember zahlt ein erster Kunde mit mehr als 100'000 Franken Barvermögen 0,75 Prozent Strafzins.
Ein Kantonalbank-Kunde sei Ende November über diesen Schritt informiert worden, schreibt der «Tagesanzeiger». Dabei nütze es nichts, das Geld über verschiedene Konten zu verteilen, um den Schwellenwert zu umgehen. Dieser gilt pro Kunde, nicht pro Konto.
Nur eine Minderheit betroffen
Wer konkret von den Negativzinsen betroffen ist, entscheidet die ZKB von Fall zu Fall. Ein Faktor ist dabei die bestehende Kundenbeziehung. Das heisst also: Die Freigrenze ist tiefer, je weniger die Bank mit einem Kunden verdient.
ZKB-Sprecher Patrick Friedli versichert zwar auf BLICK-Nachfrage, dass es ab 100 000 Franken eine generelle Weiterverrechnung von Negativzinsen nicht gebe. «Kleinsparer und Kleinunternehmen entrichten keine Negativzinsen»
Doch es liegt nahe, dass auch diese zahlen müssen, um ihr Vermögen auf der Bank zu parken. Bei der grössten Kantonalbank der Schweiz sinkt der Freibetrag tendenziell. Die Zürcher Kantonalbank verlangt also immer früher Strafzinsen.
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Wie stark der Freigrenze im Schnitt sinkt und wie viele Kunden von Strafzinsen betroffen sind, hat die ZKB nicht kommentiert. Es handle sich aber um eine kleine Minderheit der Kunden, die vom Herabsetzen des Schwellenwerts betroffen sei, ergänzt die Kantonalbank.
Auch Graubündner Kantonalbank mit Negativzins
Den jüngste Senkung des Freibetrags begründet die Bank mit dem tiefen Zinsumfeld. Der Leitzins der Schweizerischen Nationalbank liegt heute bei minus 0,75 Prozent – genau gleichviel verlangt die ZKB neu von ihren Kleinsparern. Noch mehr verlangt die Postfinance: Seit dem 1. Dezember langt die Post-Tochter mit 1 Prozent Negativzins zu. Allerdings erst ab einem Barvermögen von 250'000 Franken.
Die ZKB ist nicht die erste Kantonalbank, die ihre Kunden mit Negativzinsen belegen. Ebenfalls eine Limite von 250'000 Franken gilt bei der Graubündner Kantonalbank. Seit April gibt sie den Minuszins von 0,75 Prozent an ihre Kunden weiter. Das heisst: Das Vermögen eines GKB-Kunden mit 250'000 Franken auf dem Konto schrumpft jährlich um 1875 Franken.
Noch etwas mehr auf dem Konto dürfen die Kunden der beiden Grossbanken haben. Die UBS verlangt seit dem 1. November einen Minuszins von 0,75 Prozent auf Guthaben, die den Betrag von zwei Millionen Franken übersteigen.
Die gleichen Konditionen hat auch die Credit Suisse eingeführt. Zudem zahlen dort Privatkunden mit über einer Million auf einem Euro-Konto einen Negativzins von 0,40 Prozent.