Bargeld ist bei Schweizerinnen und Schweizer so beliebt wie kein anderes Zahlungsmittel. Das untermauert die kürzlich veröffentlichte Bevölkerungsumfrage der Schweizerischen Nationalbank. Trotzdem verliert Cash im täglichen Zahlungsverkehr rasant an Bedeutung. Wurden 2017 noch zwei Drittel der Transaktionen mit Bargeld beglichen, waren es im 2022 noch rund ein Drittel. Gemessen am Transaktionswert ist heute die Debitkarte das wichtigste Zahlungsmittel.
Das gilt zunehmend auch für den Konsum in Restaurants, die besonders auch im Takeaway-Bereich stark sind, wie Recherchen von Blick zeigen. Mit Bargeld bezahlen beim Restaurantbesuch immer weniger. Auch aus diesem Grund reagiert jetzt eine erste grosse Gastronomiekette in der Schweiz: Die Familie Wiesner Gastronomie (FWG) sagt nun Bye Bye, Bargeld.
In wenigen Monaten gehören Banknoten und Münzen bei FWG der Vergangenheit an. Gäste können Essen und Getränke in den 34 Restaurants der Gastronomie-Gruppe nach dem Sommer nur noch digital mit Karte oder Bezahl-App begleichen – abgesehen vom Trinkgeld. Zu FWG gehören unter anderem die Negishi Sushibar, das Miss Miu, das Nooch Asian Kitchen, das Outback Lodge und der Burgerladen The Butcher – verteilt in Zürich, Bern, Luzern, Zug und Basel.
Blick weiss: Der Bargeldanteil in den FWG-Restaurants beträgt heute nur noch 5 Prozent. Da lohnen sich Kosten und Aufwand kaum. Die Gastro-Gruppe spart mit dem Verzicht auf Bargeld rund 50'000 Franken – im Monat! Die Familie Wiesner Gastronomie wollte dazu keine Stellung nehmen.
Bargeld-Unterhalt frisst finanzielle Ressourcen
Für die Bereitstellung von Bargeld brauchen Restaurants viele Ressourcen. Denn es muss immer genügend Geld in der Kasse sein. Dieses muss nach Schichtschluss von Hand gezählt und am Abend sicher zur Bank transportiert werden. Entweder mithilfe der Angestellten oder eines Geldtransports. Beides verursacht Kosten. Die Post informiert Geschäftskunden auf ihrer Webseite dazu so: «Das bargeldlose Bezahlen am Verkaufspunkt mittels Zahlterminal lässt die Gesamtkosten sinken, da die Aufwände für das Bargeldhandling und die Barbestände wegfallen.»
Die FWG-Gruppe ist mit der Abschaffung von Bargeld nicht allein. In den Espressobars von Vicafé in Zürich und Basel kann schon seit der Pandemie nicht mehr mit Bargeld bezahlt werden. «Bargeld ist sowieso unhygienisch, und wir arbeiten schliesslich mit Lebensmitteln. Zudem geht es einfach schneller und unkomplizierter ohne», sagt Vicafé-Chef Ramon Schalch (37) im Gespräch mit Blick.
Die Blick-Umfrage bei Gastrobetrieben zeigt aber auch, dass die meisten auch in Zukunft auf handfestes Geld nicht verzichten wollen. So warnt auch der Branchenverband Gastrosuisse, dass digitale Zahlungsmittel nicht nur Vorteile bieten: Zahlungen per Kreditkarte seien oft mit zusätzlichen Kosten verbunden, weil je nach Karte für jede Transaktion, eine Kommission abgezogen und ein Vertrag mit dem Anbieter abgeschlossen werden müssen.
Bei Fastfood-Riesen McDonalds zahlen die Gäste heute grösstenteils bargeldlos. Dennoch hält man an Cash-Zahlungen fest. «Unsere Gäste sollen die Wahl haben», sagt eine Sprecherin. Bei Migros und Coop wird man in Zukunft ebenfalls weiter mit Bar- und Plastikgeld bezahlen können – sowohl im Detailhandel als auch in den jeweiligen Restaurants.
FWG-Konkurrent überlegt Abschaffung von Bargeld
Ein Umdecken findet allerdings bei der Gastro-Gruppe Twospice statt. Die mit 29 Betrieben grosse Konkurrentin von FWG kann sich vorstellen, «je nach Konzept» komplett auf bargeldlose Zahlungsmittel zu setzen. Es sei aber wichtig, dass das Kundenerlebnis nicht darunter leide. Zu Twospice-Kette mit einem aktuellen Bargeldanteil von 9 Prozent gehören etwa die Sushibar Yoojis und der asiatische Take-Away Rice Up.
Bargeld-Bastionen bleiben noch Barbetriebe wie die Totalbar in Zürich. Hier gibts Getränke nur gegen Bares. Doch auch hier knicken Erste ein. Die Zürcher Xenix-Bar akzeptiert seit letzten Herbst auch Kartenzahlungen, weil die Gäste darauf drängten.