Auf einen Blick
- Mehr Flexibilität führt zu weniger Stress, sagt Sotomo-Studie
- Flexible Arbeitszeiten erleichtern soziale und familiäre Verpflichtungen
- Über 50 Prozent wünschen sich flexiblere Arbeitszeitmodelle als Gleitzeit
Mehr Flexibilität bei der Arbeitsstelle führe zu weniger, nicht mehr Stress. Zu dieser erstaunlichen Erkenntnis kommt eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Sotomo im Auftrag des Schweizerischen Arbeitgeberverbands (SAV).
Angestellte mit flexiblen Arbeitszeiten erlebten zwar häufiger eine Vermischung von Arbeit und Freizeit als jene mit festen Arbeitszeiten, es nehme jedoch nur ein kleiner Teil von ihnen (26 Prozent) diese Vermischung als belastend wahr, heisst es in dem am Montag publizierten Papier.
Flexible Arbeitszeiten erleichtern Planung der Freizeit
Insgesamt berichteten Menschen mit flexiblen Arbeitszeiten sogar seltener von Belastungen durch die Vermischung von Arbeit und Freizeit als Personen mit festen Arbeitszeiten. Dies könnte gemäss der Studie unter anderem daran liegen, dass flexible Arbeitszeiten es laut den Befragten erleichterten, soziale und familiäre Verpflichtungen wahrzunehmen.
Wie den Studienresultaten weiter zu entnehmen ist, sind Personen mit flexiblen Arbeitszeiten offenbar zufriedener mit ihrer Arbeitszeitregelung als Personen mit festen Arbeitszeiten. Letztere sind in 17 Prozent der Fälle «eher unzufrieden» und zu 4 Prozent «sehr unzufrieden».
Bei Angestellten mit gleitenden Arbeitszeiten, Flexibilität in Rücksprache mit Arbeitgebenden oder vollständig flexiblen Arbeitszeiten beläuft sich die Prozentzahl der eher und sehr Unzufriedenen zusammengenommen derweil auf 7 respektive 3 und 2 Prozent.
Flexibilität senkt Arbeitsbelastung
Über alle diese verschiedenen Gruppen hinweg besteht jedoch laut der Sotomo-Studie Einigkeit darüber, dass zusätzliche Flexibilität bei den Arbeitszeiten sich positiv oder eher positiv auf ihr Stressniveau auswirken würde. So kommen durchschnittlich 81 Prozent der Befragten zu diesem Schluss.
Immerhin 28 Prozent der Teilzeitbeschäftigten in der Schweiz könnten sich denn auch vorstellen, das Arbeitspensum zu erhöhen, wenn sie flexiblere Arbeitszeiten hätten. Erklären lassen dürfte sich dieses Resultat laut der Studie unter anderem damit, dass die meisten Befragten denken, mehr Flexibilität würde ihre Arbeitsbelastung senken.
Mehr als die Hälfte der Beschäftigten, deren Beruf flexible Arbeitszeiten grundsätzlich zulässt, wünscht sich flexiblere Arbeitszeitmodelle als die Gleitzeit, heisst es in dem Papier weiter. Dieser Wunsch sei insbesondere bei Personen im mittleren Alter (36- bis 50-Jährige) spürbar, die unter anderem stark durch Betreuungsaufgaben von Kindern beansprucht würden.
Personen mit festen Arbeitszeiten beklagten ausserdem in 28 Prozent der Fälle, ihre Arbeitszeiten seien eher schlecht oder schlecht mit familiären und sozialen Verpflichtungen zu vereinbaren. Bei den Gruppen mit den flexibleren Arbeitsmodellen äusserten derweil 8 respektive 6 und 3 Prozent das gleiche Unbehagen.
Schweizer Bevölkerung zufrieden mit Status quo
Der SAV sieht sich durch diese Resultate in seiner Forderung nach flexibleren Arbeitszeitmodellen bestärkt, wie er in einem begleitenden Communiqué schreibt. Sie könnten einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des immer akuter werdenden Arbeitskräftemangels leisten.
Die Studienerkenntnisse stünden auch in deutlichem Widerspruch zur häufig von Gewerkschaften vertretenen These, dass flexible Arbeitszeiten zwangsläufig zu einer belastenden Vermischung von Arbeit und Freizeit führten.
Alles in allem muss jedoch auch erwähnt werden, was bei den wichtigsten Ergebnissen der Sotomo-Studie als Erstes aufgeführt wird: Die erwerbstätige Bevölkerung in der Schweiz ist grossmehrheitlich zufrieden mit ihren Arbeitszeitmodellen (89 Prozent sehr oder eher zufrieden) und deren Vereinbarkeit mit ihrem Sozial- und Familienleben (von 86 Prozent als gut oder eher gut beurteilt).
Diese grundsätzliche Zufriedenheit zieht sich gemäss der Studie durch alle Bevölkerungsschichten und gilt für Frauen und Männer ebenso wie für Personen mit Lehre oder mit Hochschulabschluss.
Die Ergebnisse der vorliegenden Studie sind laut Sotomo repräsentativ für die in der Deutschschweiz und französischsprachigen Schweiz wohnhafte arbeitstätige Bevölkerung zwischen 18 und 65 Jahren. Durchgeführt wurde sie zwischen 15. März und 3. April 2024 und befragt wurden 1670 Personen.