So will das junge Paar ihre Wohnung finanzieren
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Zum Eigentum dank Hellohome:So will das junge Paar ihre Wohnung finanzieren

Erst mieten, dann kaufen
Neues Start-up verhalf Brunners zu ihrem Eigenheim

Noch bezahlen Thiemo (28) und Eveline Brunner (28) Miete, später können sie ihre Eigentumswohnung aber kaufen. Das Start-up Hellohome macht aus der Not junger Eigenheimkäufer eine Tugend.
Publiziert: 22.06.2022 um 00:19 Uhr
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Aktualisiert: 07.06.2023 um 17:40 Uhr
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Thiemo (28) und Eveline (28) Brunner empfangen Blick in ihrer Eigentumswohnung in Rehetobel AR.
Foto: Philippe Rossier
Dorothea Vollenweider (Text) und Philippe Rossier (Fotos)

Die Postautofahrt von St. Gallen nach Rehetobel AR dauert 30 Minuten. Die Strasse ist steil und kurvenreich. Der Weg führt raus aus der Stadt und hinauf ins hügelige Appenzellerland. Der Ausblick, der sich einem nach den ersten paar Kurven bietet, ist für jede Städterin, jeden Städter eine Wohltat: Grün, so weit das Auge reicht. Vorbei an Kuhweiden und Pferdekoppeln. Auf ein paar der begrasten Hügel stehen Appenzeller Bauernhäuser. Doch der grösste Teil der Landschaft ist unverbaut.

Nicht nur der Ausblick ist hier besser als in der Stadt. Auch die Immobilienpreise sind im Vergleich unschlagbar. Ein Einfamilienhaus mit fünf Zimmern kostet laut Zahlen von Wüest Partner rund 100'000 Franken weniger als in der Region rund um St. Gallen. Im Vergleich zur Stadt sparen Hauskäufer sogar über 200'000 Franken.

Junge können sich kein Eigenheim mehr leisten

Das macht Rehetobel zu einem attraktiven Immobilienmarkt – gerade für Erstkäufer, wie es Thiemo (28) und Eveline Brunner (28) sind. Blick besucht sie hier in ihrer Eigentumswohnung. Dass das junge Ehepaar ein Eigenheim besitzt, ist für sie nicht selbstverständlich. «Wir suchten schon länger nach einem geeigneten Kaufobjekt», sagt der Elektroinstallateur Thiemo Brunner. «Doch unser begrenztes Eigenkapital war ein Problem.»

Damit sind Brunners nicht allein. Gerade in jungen Jahren haben die wenigsten genug Erspartes, um sich ein Haus oder eine Eigentumswohnung leisten zu können. Das hängt auch damit zusammen, dass die Immobilienpreise in der Schweiz seit über zehn Jahren deutlich stärker steigen als die Einkommen.

Laut einer Studie des Versicherers Swiss Life ist der durchschnittliche Erstkäufer eines Eigenheims in der Schweiz 48 Jahre alt. Zum Vergleich: In Grossbritannien liegt das Alter bei 27 Jahren, in Frankreich sind Erstkäufer im Schnitt 31 und in Deutschland 34.

Auch in der Schweiz kommt der Wunsch nach einem eigenen Zuhause nicht erst mit 48 auf. Meist fällt er mit der Familiengründung zusammen. Doch zu diesem Zeitpunkt kann sich bei den aktuellen Immobilienpreisen kaum noch ein Schweizer ein Haus leisten.

Start-up mischt den Häusermarkt auf

Dass Brunners Blick nun trotzdem in ihrer Eigentumswohnung in Rehetobel empfangen, haben sie dem Start-up Hellohome zu verdanken. Die Geschäftsidee von Hellohome lässt sich mit Autoleasing vergleichen – einfach fürs Haus statt fürs Auto.

«Hellohome kommt dann ins Spiel, wenn ein Käufer nicht genug Eigenkapital für die Immobilie hat», sagt Marius Federle (37). Er ist Mitgründer des Schweizer Start-ups. Zusammen mit Sven Bruss (30) und Nima Safai Rad (37) führt er Hellohome.

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Hellohome greift Käufern unter die Arme

«Wenn Käufer auf uns zukommen, prüfen wir in einem ersten Schritt ihre Wunschimmobilie und ihre finanzielle Situation», sagt Federle. Wenn alles passt, ermöglicht das Start-up den Erwerb der Immobilie mit zusätzlichem Kapital. Konkret heisst das: Hellohome kauft die Wohnung oder das Haus für die zukünftigen Eigentümer. Diese müssen dafür zehn Prozent des Kaufpreises einschiessen. Den Rest übernimmt Hellohome. Das Geld dafür hat das Start-up von privaten Investoren.

So funktioniert das Mietkauf-Verfahren

Das Schweizer Start-up Hellohome spricht mit seinem Geschäftsmodell Hauskäufer an, denen das nötige Eigenkapital für ein Eigenheim fehlt. Sie greifen vor allem jungen Hauskäufern finanziell unter die Arme.

Bevor ein Vertrag zustande kommt, prüft Hellohome die Eigenmittel und das Einkommen sowie die Wunschimmobilie des Käufers. «Auch muss plausibel aufgezeigt werden, wie nach Ablauf der Mietdauer die Tragbarkeit für die Hypothek erreicht werden kann», sagt Marius Federle (37), Mitgründer des Start-ups.

Werden alle Qualifikationen erfüllt, ermöglicht Hellohome seinen Kunden einen sogenannten Mietkauf. Die Käufer erwerben eine Kaufoption in der Höhe von zehn Prozent des Kaufpreises. Damit, und mit zusätzlichem Kapital von Investoren, kauft das Start-up die Immobilie.

«Die zukünftigen Käufer dürfen ihr Haus oder ihre Eigentumswohnung sofort beziehen, bezahlen fürs Erste jedoch noch Miete», so Federle. Je nach Vertragsdauer dauert das Mietverhältnis zwischen fünf und zehn Jahren. Dann haben die Bewohner das Recht, ihr Eigenheim zu kaufen.

Wollen sie das, müssen sie bis dahin das nötige Kapital haben, um die Immobilie zum ursprünglichen Kaufpreis zu übernehmen. Die anfangs investierten zehn Prozent werden ihnen angerechnet. Die bezahlte Miete allerdings nicht.

Das Schweizer Start-up Hellohome spricht mit seinem Geschäftsmodell Hauskäufer an, denen das nötige Eigenkapital für ein Eigenheim fehlt. Sie greifen vor allem jungen Hauskäufern finanziell unter die Arme.

Bevor ein Vertrag zustande kommt, prüft Hellohome die Eigenmittel und das Einkommen sowie die Wunschimmobilie des Käufers. «Auch muss plausibel aufgezeigt werden, wie nach Ablauf der Mietdauer die Tragbarkeit für die Hypothek erreicht werden kann», sagt Marius Federle (37), Mitgründer des Start-ups.

Werden alle Qualifikationen erfüllt, ermöglicht Hellohome seinen Kunden einen sogenannten Mietkauf. Die Käufer erwerben eine Kaufoption in der Höhe von zehn Prozent des Kaufpreises. Damit, und mit zusätzlichem Kapital von Investoren, kauft das Start-up die Immobilie.

«Die zukünftigen Käufer dürfen ihr Haus oder ihre Eigentumswohnung sofort beziehen, bezahlen fürs Erste jedoch noch Miete», so Federle. Je nach Vertragsdauer dauert das Mietverhältnis zwischen fünf und zehn Jahren. Dann haben die Bewohner das Recht, ihr Eigenheim zu kaufen.

Wollen sie das, müssen sie bis dahin das nötige Kapital haben, um die Immobilie zum ursprünglichen Kaufpreis zu übernehmen. Die anfangs investierten zehn Prozent werden ihnen angerechnet. Die bezahlte Miete allerdings nicht.

Bei Brunners gab das Start-up grünes Licht. 526'000 Franken hat ihre Eigentumswohnung in Rehetobel gekostet. Brunners mussten als sogenannte Kaufoption dafür also 52'600 Franken zahlen.

Zum Vergleich: Bei der Bank muss ein Hauskäufer 20 Prozent des Kaufpreises in Form von Eigenkapital einbringen. Bei Brunners wären das 105'200 Franken gewesen. Ein Betrag, der ihre finanziellen Möglichkeiten überstieg.

Eigenkapital als grösste Hürde

Es gibt verschiedene Studien darüber, wie viele Schweizerinnen und Schweizer sich heute noch ein Eigenheim leisten können. Laut der Zürcher Kantonalbank trifft das noch auf gerade mal zehn Prozent der Mieter zu.

Für Brunners ist der Traum trotz aller Widrigkeiten in Erfüllung gegangen. Im Januar 2022 durfte das frisch verheiratete Ehepaar in die 5-Zimmer-Wohnung einziehen. Eveline Brunner ist glücklich über den Entscheid, die Eigentumswohnung zusammen mit Hellohome gekauft zu haben. «Hier können wir unsere Zukunft planen – auch für ein Kinderzimmer gibt es Platz», sagt die Coiffeuse. Noch hat das Ehepaar keine Kinder. Doch es wünscht sich eine Familie.

Zuerst mieten, dann kaufen

Fürs Erste bezahlt das Ehepaar aber noch Miete: 1300 Franken netto plus 475 Franken Nebenkosten im Monat. Vermieter ist Hellohome. Brunners wurde vertraglich zugesichert, die Eigentumswohnung nach der Vertragsdauer von acht Jahren zum ursprünglichen Preis kaufen zu können. Das anfangs investierte Eigenkapital wird ihnen dann angerechnet.

Die Miete, die während der Vertragsdauer von fünf bis zehn Jahren anfällt, wird dem Kaufpreis jedoch nicht angerechnet. Im Fall von Brunners läppern sich über die Vertragsdauer von acht Jahren immerhin 124'800 Franken Mietkosten zusammen – Nebenkosten ausgenommen.

Wer aussteigt, verliert das investierte Geld

Und: Sollten die Käufer aus dem Mietkauf-Vertrag aussteigen oder sich gegen den Kauf entscheiden, erhalten sie das investierte Eigenkapital – also zehn Prozent des Kaufpreises – nicht zurück. Brunners würden dadurch über 50'000 Franken flöten gehen.

Das Start-up macht sich die Notsituation vieler Schweizer, die zwar gerne ein Eigenheim hätten, die Finanzierungshürden jedoch nicht überwinden können, also auch ein Stück weit zunutze. Denn selbstverständlich wollen die Jungunternehmer damit Geld verdienen. Wie gross die Marge ist, die sie mit der Miete dazuverdienen, geben sie nicht preis. Lediglich, dass sie das Berechnungsmodell bereits das erste Mal anpassen mussten. Denn seit Anfang Jahr sind die Zinsen massiv gestiegen.

Ob das Konzept von Hellohome aufgeht, wird sich zeigen. Das Start-up ist seit einem Jahr auf dem Markt. «Seither konnten wir über 80 Personen und Familien eine konkrete Perspektive fürs Eigenheim aufzeigen», sagt Federle. Einige davon hätten ihren Wohntraum bereits realisiert, andere stecken noch mitten im Prozess.

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