Erneuter Kostenschock prognostiziert
Krankenkassen-Prämien steigen 2024 um bis zu 10 Prozent

Es nimmt und nimmt kein Ende. Auch im nächsten Jahr werden die Prämien der Grundversicherung stark ansteigen. Dies laut einer Einschätzung des Vergleichsdienstes Comparis. Blick kennt die Gründe.
Publiziert: 06.06.2023 um 00:26 Uhr
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Aktualisiert: 06.06.2023 um 08:29 Uhr
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Krankenkassen buhlen wegen steigender Preise um wechselwillige Kunden.
Foto: Philippe Rossier
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Nicht schon wieder! Das werden sich Hunderttausende Schweizerinnen und Schweizer bald sagen: Auch 2024 steigen die Krankenkassenprämien in der Grundversicherung wieder massiv an. 6,6 Prozent waren es 2023. Das hat schon viele an ihre finanziellen Grenzen gebracht. Dieses Jahr sollen es nach Kalkulationen des Vergleichsdienstes Comparis erneut 6 Prozent sein – im Schnitt. Krankenkassenexperte Felix Schneuwly rechnet damit, dass einige Kassen um über 10 Prozent erhöhen. Das schenkt dann so richtig ein.

Nicht lieferbare günstige Medikamente

Das Wachstum der gesamten Gesundheitskosten in der Schweiz beträgt laut der jüngsten Prognose von Comparis und der ETH-Konjunkturforschungsstelle (KOF) für 2022 2,9 Prozent. Im laufenden Jahr steigen sie um 3,6 Prozent 2024 um 3,1 Prozent.

Zu einem stärkeren Kostenanstieg führen laut Schneuwly ein höherer Bürokratieaufwand, nicht lieferbare günstige Medikamente und mehr Psychotherapien. Dazu kämen die Umsetzung der Pflegeinitiative sowie mehr verunsicherte Personen, die sich mit diffusen Beschwerden untersuchen lassen.

Zudem wollen die Spitäler mehr Geld. Schneuwly: «Die von Spitälern geforderten generellen, teuerungsbedingten Tariferhöhungen stossen bei Krankenversicherern und bei Bundesrat Berset mit dem Hinweis auf die stark steigenden Prämien auf Ablehnung.»

Kassen fehlt das Reservepolster

Hauptgrund für den Prämienschock ist aber ein politischer Eingriff in die Reserven. «Die Krankenkassen wurden vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) gezwungen, Reserven abzubauen. Deshalb fehlt vielen von ihnen nun das Reservepolster, um die aktuellen Kostenschwankungen abzufedern», glaubt Schneuwly. Je höher die Reserven eines Versicherers waren, desto mehr Kapitalerträge hatte er, um die Prämien zu subventionieren. Aber: «Je massiver und rascher er die Reserven abbaute, desto stärker ist der Prämienschock», so Schneuwly.

Der Gesundheitsexperte ist sich sicher, dass ohne den «politisch erzwungenen Reserveabbau» die Prämien in den letzten Jahren lediglich um etwa 2,5 Prozent pro Jahr und Person gestiegen wären.

Seine Befürchtung ist nun: Viele Versicherte könnten im kommenden Jahr nach 2023 zum zweiten Mal mit Prämienerhöhungen von über 10 Prozent konfrontiert werden. Der gesundheitspolitische Kostenfokus in Bundesbern werde mehr schaden als nützen. «So werden die Beschränkung der Ärztezulassungen und die Qualitätsvorlage unter dem Strich kaum zu Kosteneinsparungen führen, weil sie vor allem die Bürokratie aufblähen», glaubt er. Die Konsequenz: Weiter steigende Prämien. Keine schönen Aussichten.

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