Am 20. April gab es das vierte Bitcoin-Halving. In der Vergangenheit lösten diese Events, die die Produktion von Bitcoin begrenzen, immer ein Kursfeuerwerk aus – wenn auch einmal erst mit Verspätung. Doch nicht so dieses Mal. Fast drei Wochen später dümpelt der Preis für die wichtigste Kryptowährung immer noch unter dem Stand von knapp 65'000 Dollar am Tag des Halvings.
Der renommierte Kryptoanalyst und Investor Peter Brandt warnt nun vor noch grösserem Ungemach: «Ich bin nur ungern der Überbringer schlechter Nachrichten, aber Daten sind Daten», startet er seinen Blogeintrag. Es sei eine Tatsache, dass die Bitcoin-Bullenmärkte über die Jahre hinweg enorm an Schubkraft verloren hätten.
Höhepunkt bereits im März erreicht?
Seine Analyse gefalle ihm selber nicht, so Brandt, schliesslich sei Bitcoin eine seiner grössten Anlagepositionen. Aber aus der Kursentwicklung in der Vergangenheit lasse sich ablesen, dass der Höhepunkt der aktuellen Rallye mit 73'800 Dollar möglicherweise bereits im März erreicht worden sei.
Der von Brandt in der Chartanalyse errechnete Höchststand von 72'700 Dollar wäre damit bereits übertroffen worden. Die Wahrscheinlichkeit dafür beziffert der Trader auf 25 Prozent. Doch wenn der Bitcoin seinen Höchststand erreicht hat, was passiert dann als Nächstes? Denkbar sei ein Rückgang auf etwa 35'000 Dollar, sagt Brandt.
Aus Sicht der Chartanalyse sei dies auf lange Sicht sogar das Beste, was passieren könne. Bei der Methode werden aus der vergangenen Kursentwicklung Schlüsse für die Zukunft gezogen. Brandt verweist auf den Goldpreis, der nach dem Hoch von 2020 in einem ähnlichen Muster stark zurückging, nur um 2024 in neue Sphären aufzusteigen und ein Allzeithoch zu erreichen.
Auch ein langer Bullenmarkt ist denkbar
Für wahrscheinlicher als sein Absturzszenario (25 Prozent) hält Brandt indes eine andere Analyse, die er im Februar gemacht hat. Damals erwartete er eine Fortsetzung des Bullenmarktes bis im September oder Oktober des nächsten Jahres mit einem Höhepunkt von 160'000 Dollar.
Der aktuelle Kursabschlag von etwa 15 Prozent zum Höchststand wäre dann nur eine normale Delle im Bullenmarkt. Doch hier stellt sich die Frage, warum das Halving noch nicht zu einem markanten Kursanstieg führte.
Extreme Kursausschläge gehören dazu
Nach dem ersten Halving 2012 stieg der Bitcoin-Preis in einem Monat um das Hundertfache. 2016 verdreissigfachte sich der Preis innert sechs Monaten, wenn auch erst mit Verzögerung und nach einem Rücksetzer. Und 2020 ging es in einem Jahr immerhin noch 700 Prozent hoch, berichtet die Fachplattform «Cointribune». Das könne auch dieses Mal wieder passieren, räumt Brandt ein.
Brandts widersprüchliche Vorhersagen mögen manche seiner über 700'000 Twitter-Follower irritieren. Doch der Trader ist seit 1974 im Geschäft und weiss, dass er es bei Bitcoin mit einer aussergewöhnlichen Anlage zu tun hat. Den letzten Absturz 2018 sagte er aufgrund seiner Analyse korrekt voraus.
Bitcoin zeichnet sich durch eine enorme Volatilität aus und ist deshalb vielen Anlegern zu riskant. Preissprünge und tiefe Abstürze sind nicht ungewöhnlich, sondern gehören bei der ältesten Kryptowährung dazu.
«Es gab mindestens sieben Bitcoin-Rückgänge von mehr als 50 Prozent und sechs von mehr als 75 Prozent», schreibt Brandt. Somit habe Bitcoin die einzigartige Eigenschaft, einigen Leuten ein riesiges Vermögen zu bescheren und andere vom Markt zu fegen.