Keine Geistersiedlungen, steigende Mieten
Was Mieterinnen und Mieter jetzt wissen müssen

Die Wohnungsleerstände sind zum ersten Mal seit 2009 gesunken. Was sind die Gründe dafür? Und sind das gute oder schlechte Nachrichten für Mieterinnen und Mieter? Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.
Publiziert: 13.09.2021 um 14:09 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2021 um 09:28 Uhr
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Die Leerstände sind zum ersten Mal seit 2009 nicht mehr gewachsen.
Foto: Keystone
Dorothea Vollenweider

Erstmals seit zwölf Jahren hat die Zahl leerstehender Wohnungen in der Schweiz wieder abgenommen. Das Bundesamt für Statistik hat per Stichtag 1. Juni 2021 nachgezählt. Schweizweit standen noch 71'365 Wohnungen leer. Das sind 7467 Wohnungen weniger als zur gleichen Zeit im Vorjahr. Die entsprechende Leerwohnungsziffer, einschliesslich der Einfamilienhäuser sank um 0,18 Prozentpunkte auf 1,54 Prozent.

Was heisst die rückläufige Leerstandsziffer nun für den Mietermarkt? Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.

Zum ersten Mal seit zwölf Jahren sind die Leerstände in der Schweiz rückläufig. Was sind die Gründe dafür?
Dafür gibt es mehrere Gründe. «Schon seit rund zwei Jahren zeichnet sich eine Beruhigung beim Bau von Mietwohnungen ab», sagt Fredy Hasenmaile (54), Immobilienexperte der Credit Suisse (CS). So wurden in den vergangenen zwölf Monaten über 20 Prozent weniger Baugesuche eingereicht als vor drei Jahren. «Das führt dazu, dass sich die leerstehenden Wohnungen füllen», sagt Ursina Kubli (41), Leiterin Immobilien-Research bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB).

Welchen Einfluss hat die Corona-Pandemie?
Aufgrund der Pandemie gibt es Verzögerungen auf den Baustellen. «Dadurch dürften schweizweit einige Wohnungen etwas später auf den Markt gelangen und so die Anzahl der Leerwohnungen reduzieren – wenn auch nur temporär», sagt Hasenmaile. Ebenfalls pandemiebedingt ist die Nettozuwanderung 2020 höher ausgefallen. «Hauptsächlich, weil weniger Wegzüge als sonst stattgefunden haben», sagt Hasenmaile. Viele Wegzüger, die auf dem Sprung waren, haben sich offensichtlich aufgrund der unsicheren Arbeitsmarktsituation entschieden, die Krise in der Schweiz auszusitzen.

Hat die Pandemie Geistersiedlungen und dem Leerstand-Elend ein Ende bereitet?
Auch ohne Pandemie erwarteten Immobilienexperten in rund zwei Jahren ein Ende der steigenden Leerstände. Der Corona-Ausbruch hat diese Entwicklung nun aber beschleunigt. Nichtsdestotrotz stehen schweizweit immer noch 71'365 Wohnungen leer. Die meisten unbesetzten Wohnungen befinden sich im Kanton Bern.

Werden die Mieten nun steigen?
Für Mieterinnen und Mieter sind die Zeiten, in der der Vermieter auch gleich noch die Zügelkosten übernimmt oder die ersten drei Monate nicht verrechnet, vorbei. Das ist aber nicht alles. Mieter müssen künftig auch wieder mit steigenden Kosten rechnen. «Bereits jetzt lässt sich die veränderte Marktsituation an der Mietpreisentwicklung festhalten», sagt Kubli von der ZKB. Während die Angebotsmieten – also die aktuellen Mieten bei einer Neuvermietung – in den Jahren 2017 bis 2019 leicht rückläufig waren, wurden sie 2020 bereits wieder teurer. Schweizweit stiegen sie um 0,9 Prozent, im Kanton Zürich gar um 2,3 Prozent. «Dieser Aufwärtstrend wird sich weiter fortsetzen», sagt Kubli.

Wo wird es teuer für Mieterinnen und Mieter?
Insbesondere zentrale Lagen können die nach wie vor hohe Nachfrage nach städtischem Wohnen nicht befriedigen. In den Städten, den Agglomerationen sowie in steuerlich attraktiven und in touristischen Regionen bleiben die Wohnkosten deutlich höher als in den übrigen Gebieten. «Für die Mieter wäre es nun wichtig, dass insbesondere dort gebaut wird, wo viele Mieter wohnen wollen», sagt Hasenmaile. Doch das ist nicht immer einfach und wird oft behindert, zum Beispiel durch Einsprachen.

In diesen Regionen bleiben die Mieten tief.
Die Leerstände sehen schweizweit sehr unterschiedlich aus. Es gibt Regionen, wo sie nach wie vor hoch sind. In diesen Regionen sitzen Mieter weiterhin am längeren Hebel.

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Dazu gehört beispielsweise der Jurasüdfuss. Dort beträgt die durchschnittliche Jahresmiete für eine 4-Zimmer-Wohnung mittleren Ausbaustandards laut Zahlen der Immobilienberatungsfirma Wüest Partner weniger als 15'000 Franken. Dasselbe gilt für periphere Gemeinden der Kantone Neuenburg, Bern oder Graubünden. Zum Vergleich: An einigen Standorten im Kanton Genf oder am Zürichsee schlägt ein vergleichbares Objekt mit über 35'000 Franken Mietzins pro Jahr zu Buche.

Profitieren Hauseigentümer von den rückläufigen Leerständen?
Tendenziell ist das eine gute Nachricht für Hauseigentümer. Nicht nur, weil sie künftig mit weniger leerstehenden Wohnungen rechnen müssen. Sondern auch, weil die Angebotsmieten steigen. Und mit ihnen die Rendite der Immobilie.

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