Darum gehts
- Die Traditionskäserei Arni in BE steht vor dem Aus
- Hintergrund ist die Cremo-Gruppe, die als Hauptabnehmerin für Emmentaler AOP aussteigt
- Trotz intensiver Suche konnte kein neuer Vertriebspartner gefunden werden
- Schweizer Emmentaler hat es sowohl im In- als auch im Ausland nicht leicht
Schweizer Käsereibetriebe haben es gerade nicht leicht. Im März kündigten die Verantwortlichen der bekannten Schaukäserei in Affoltern BE an, per Ende Juni ihre Produktion einzustellen. Und jetzt steht nun eine weitere Käserei im Emmental vor dem Aus, wie die «Berner Zeitung» berichtet.
Demnach sieht die Zukunft der Chäsi Arni – besonders beliebt unter Ausflüglern und Ausflüglerinnen rund um die Moosegg – düster aus. Der Grund: Die Freiburger Cremo-Gruppe, bisherige Abnehmerin des Emmentalers AOP aus Arni, zog dem Löcherkäse mit dem Gütesiegel im letzten Jahr den Stecker. Per Ende April 2025 steigt die Milchverarbeiterin komplett aus dem Emmentaler-Geschäft aus. Das hat für die Käserei in Arni nun Konsequenzen.
Denn Cremo hat den Abnahmevertrag mit der Käsereigenossenschaft Arni gekündigt, wie deren Präsident Samuel Schenk gegenüber der Zeitung bestätigte. Bisher konnte er trotz intensiver Bemühungen keinen neuen Abnehmer finden. Geschieht kein Wunder, muss die fünfköpfige Firma die Produktion in drei Wochen einstellen. Spätestens im August wäre dann ganz Schluss.
Emmentaler aus der Schweiz ist nicht mehr gefragt
Der Fall Arni zeigt, mit welchen Herausforderungen traditionelle Schweizer Emmentaler-Hersteller zu kämpfen haben. Produktion und Absatz sind rückläufig. In wichtigen ausländischen Märkten – beispielsweise in Italien, dem Hauptabnehmer vom hiesigen Emmentaler – steht der Käse aus der Schweiz in Konkurrenz zu günstigeren Alternativen.
Nicht geholfen hat dieser Entwicklung ein EU-Entscheid aus 2023, der den Begriff «Emmentaler» als sogenannte Gattungsbezeichnung einstuft. Heisst: «Emmentaler»-Käse muss nicht zwingend aus der Schweiz kommen. In der EU kann die Bezeichnung nicht als Marke für Käse geschützt werden.
Ausserdem haben Inflation und der starke Franken den Käse-Exportschlager zusätzlich verteuert, was die Nachfrage weiter dämpft. Laut Switzerland Cheese Marketing, der Dachorganisation der Schweizer Käsebranche, verkaufte die Schweiz 2023 noch 8995 Tonnen Emmentaler ins Ausland. Im letzten Jahr waren es dann 7943 Tonnen – ein Einbruch um fast 12 Prozent.
Mit Arni rollt Schliessungswelle weiter
Die Folge: Mehrere Emmentaler-Hersteller sind verschwunden. So schloss im April 2024 auch die Käserei Neudorf in Beromünster LU – eine der grössten Emmentaler-Produktionsstätten der Schweiz – ihre Türen für immer. Dasselbe Schicksal ereilte die Familien-Käserei in Sagen LU. Über beide Fälle berichtete die «Luzerner Zeitung». Auch aus dem bernischen Riggisberg kommt seit Ende 2023 kein Emmentaler mehr, wie die «BauernZeitung» schrieb.