Ein Hauch von Mittelmeer für die Innerschweiz
Milliardär Samih Sawiris plant Yachthäfen und Hotels

Samih Sawiris will mit zwei «Marinas» den Sommertourismus im Kanton Uri aufmischen. Der ägyptische Investor und die Schweizerische Sprengstoff AG Cheddite haben sich über den Kauf des Landes bei der Isleten geeinigt. Umweltverbände sind alarmiert.
Publiziert: 23.11.2021 um 11:41 Uhr
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Aktualisiert: 23.11.2021 um 12:08 Uhr
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Das Tourismusangebot am Urnersee soll durch zwei Yachthäfen ergänzt werden.
Foto: Keystone

Im Winter Andermatt, im Sommer Flüelen. Der ägyptische Investor Samih Sawiris (64) hat Pläne, den Kanton Uri auch für den Sommertourismus attraktiver zu machen. Dafür will er zwei sogenannte Marinas bauen, eine Art künstlich angelegte Teiche mit Seeanschluss. Um die Yachthäfen sind Dreisternehotels, Wohnungen und Gastrobetriebe vorgesehen. Als Standort kommen die alte Sprengstoffanlage Cheddite und die Flüeler Allmend in Frage. Der Seedorfer Gemeindepräsident Toni Stadelmann gab die Neuigkeit an der Gemeindeversammlung von letzter Woche bekannt, wie die «Luzerner Zeitung» schreibt.

Milliardär Samih Sawiris hat alt Ständerat Isidor Baumann (66, CVP) mit an Bord geholt. Der Projektbeauftragte für die Planung der Yachthäfen hat beste Beziehungen im Kanton Uri. Er hat denn auch den Gemeinderat persönlich darüber informiert, dass sich Samih Sawiris und die Firma Cheddite über den Kauf des Landes bei Isleten geeinigt haben.

«Unter der Erfüllung von verschiedenen Bedingungen wie zum Beispiel Übernahme der Mitarbeitenden und Sicherstellung der Altlastenbeseitigung sollte der Eigentümerwechsel demnächst vollzogen werden», so Toni Stadelmann. Auch nach dem Eigentümerwechsel sollen der Betrieb und alle Mietverhältnisse an der Isleten vorerst unverändert weiter gehen, wie Baumann dem Gemeinderat erklärte.

«Marina» passt nicht zum Urnersee

Die Neugestaltung stösst naturgemäss nicht überall auf Begeisterung. Eveline Lüönd, die Präsidentin der Urner Grünen, hat eine kleine Anfrage an den Regierungsrat gestellt und gibt zu bedenken, dass die Abhängigkeit des Kantons von einem einzelnen Investor und vom Tourismus dadurch noch verstärkt werde.

Auf Nachfrage der NZZ bekräftigt die Landrätin: «Wir wollen kein zweites Andermatt.» Die Marinas dürften darum nicht zu einer exklusiven Zone für ausgewählte Gäste werden. Das Seeufer sei zudem eine sensible Zone, die für den ganzen Kanton von Bedeutung sei. «Unter anderem führt der Weg der Schweiz hier durch», sagt Lüönd weiter.

Alarmiert ist auch Raimund Rodewald, der Geschäftsleiter der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz. Nur schon der Begriff «Marina» stösst ihm auf. «Das passt nicht in den Urnersee», sagt er der NZZ. Rodewald hat bereits Kontakt mit Sawiris aufgenommen, denn die Landschaft und das einmalige Delta dürften auf keinen Fall zerstört werden.

Das Projekt muss alle Parteien miteinbeziehen

«Wie die Nutzung und das Projekt letztendlich aussehen, werden die kommenden Monate und Jahre zeigen», sagte Stadelmann in der Gemeindeversammlung. Weitere Informationen wird es wohl erst geben, wenn der Landverkauf von Cheddite an Sawiris unter Dach und Fach ist.

Isidor Baumann hat dem Gemeinderat Seedorf schon mal zugesichert, dass beim weiteren Planungsprozess alle betroffenen Kreise miteinbezogen würden. «Dazugehören insbesondere die Gemeinden, die Bevölkerung, der Kanton, der Bund und die Umweltorganisationen», sagte Stadelmann. Ein Muss, soll das Projekt Erfolg haben.

Doch Sawiris hat bereits in Andermatt UR und mit der Zusammenführung des Skigebietes mit Sedrun GR gezeigt, dass er gewillt ist, auf Forderungen des Umweltschutzes einzugehen, und auch, dass er einen langen Atem hat, wenn es um seine Projekte geht. (cny)

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