Ehemalige Köchin vom Uetliberg-Wut-Wirt packt aus
«Menü-Bschiss, Mäuse im Keller und Klima der Angst»

«Er schrie uns mehrmals vor den Gästen an», sagt Sofia H.* Sie arbeitete vor einem Jahr für Wut-Wirt Dirk Luttmann auf dem Uetliberg. Jetzt erhebt sie schwere Vorwürfe.
Publiziert: 28.01.2023 um 00:21 Uhr
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Aktualisiert: 28.01.2023 um 07:31 Uhr
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Sofia H.* hat nach nur wenigen Monaten im Uto Staffel wieder gekündigt.
Foto: Philippe Rossier
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Selten hat ein Wirt so viel zu reden gegeben wie Dirk Luttmann (56) in dieser Woche: Wer sein Restaurant Uto Staffel auf dem Zürcher Uetliberg online negativ bewertet, bekommt eine gepfefferte Antwort vom Chef persönlich. Dabei schreckt Luttmann nicht davor zurück, Name, Wohnort oder Arbeitgeber seiner Gäste preiszugeben.

Neben Kritik erhielt Luttmann auch viel Solidarität. Es gab über 14'000 Seitenaufrufe in nur wenigen Tagen – die meisten Kommentare sind positiv.

Das stört Sofia H.*. Sie hat vor gut einem Jahr als Köchin für Luttmann gearbeitet. Nach wenigen Monaten reichte sie bereits wieder die Kündigung ein. «Ich war ausgelaugt und kraftlos», sagt sie im Gespräch mit Blick und zeigt das Kündigungsschreiben. Ihren Namen preisgeben will H. nicht. Zu gross ist ihre Angst vor Repressalien aus der Gastrobranche. Denn Luttmann sei «sehr gut vernetzt».

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«Er schrie uns mehrmals vor den Gästen an»

Die Vorwürfe, die H. erhebt, sind heftig. Sie berichtet von einem Klima der Angst, das Luttmann im Ausflugsrestaurant auf dem Uetliberg geschaffen hat. Das bekommen nicht nur seine Kritiker im Netz mit Antworten zu spüren, die teilweise unter der Gürtellinie sind. «Er schrie uns mehrmals vor den Gästen an», sagt H. Immer wieder kam es zu Wutausbrüchen, sein Verhalten sei «sehr unprofessionell» gewesen.

Dirk Luttmann sieht es anders. Er nimmt schriftlich Stellung zu den Vorwürfen. Im Uto Staffel herrsche eine positive Atmosphäre. «Das Wohl der Gäste, darunter auch viele Stammgäste, steht im Mittelpunkt. Spannungen in Einzelfällen können aber trotz allen Bemühungen nie ganz ausgeschlossen werden.»

Menü-Bschiss und Mäuse?

Damit nicht genug. Sofia H. berichtet von einem Menü-Bschiss im Uto Staffel. Auf der Speisekarte konnten die Gäste unter anderem ein Cordon bleu oder ein Züri-Gschnätzlets bestellen. Doch statt wie angegeben Kalbsfleisch hatten die Gäste Schweinefleisch auf dem Teller. «Da waren auch Muslime, die nie etwas bemerkt haben», sagt H.

Gleiches galt für die kantonalen Inspektoren, die laut der Köchin das Fleisch nicht kontrolliert haben. «Auch in den Keller gingen sie nicht. Da hatte es Mäuse, die alles angefressen haben.»

Luttmann hält dagegen: «Im Uto Staffel wird alles Fleisch gemäss den Deklarationen zubereitet und angerichtet; wo Kalbfleisch auf der Karte steht, ist auch Kalbfleisch auf dem Teller.» Und weiter: «Das Cordon bleu ist je nach Saison aus Kalb- oder Schweinefleisch, was auch so auf der jeweils angepassten Karte steht; aktuell gibt es beides.» Selbstverständlich würden die religiösen Essensgebote der Gäste berücksichtigt. Die Einkaufsbelege und Lieferscheine belegten die korrekte Fleischdeklaration.

Hinweise beim Kanton eingegangen

Auch von Mäusen im Keller will Luttmann nichts wissen. «Im Haus gibt es keine Mäuse. Es ist auch nichts angefressen.» Das Uto Staffel werde regelmässig vom Lebensmittelinspektorat kontrolliert. «Es hat keine Lebensmittel- oder Mäuse-Beanstandungen seitens des Lebensmittelinspektors gegeben», schreibt der Wirt.

Blick weiss, dass beim Lebensmittelinspektorat des Kantons Zürich in dieser Woche mehrere Hinweise eingegangen sind, die einen Menü-Bschiss beim Uto Staffel vermuten. Die Behörde konnte dies auf Anfrage aus Datenschutzgründen nicht bestätigen. Bei einem Verdachtsfall werde man immer aktiv.

Dirk Luttmann versteht die Vorwürfe seiner ehemaligen Mitarbeiterin nicht. Er habe ein reines Gewissen – und hält fest, dass jeder eingeladen ist, sich selber vom Uto Staffel und dessen Qualität zu überzeugen.

* Name der Redaktion bekannt

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