Durchzogene Bilanz zum WM-Auftakt
Werden WM-Trikots zum Ladenhüter?

So richtig WM-Stimmung herrscht noch nicht. Das merken auch die Sportartikelhändler, die teilweise auf den eingekauften Nationaltrikots sitzen bleiben.
Publiziert: 21.11.2022 um 17:46 Uhr
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Stephan Heiniger hat weniger Trikots verkauft als in früheren Jahren, einzig Brasilien zieht.
Foto: Zvg
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Von Fussball- und WM-Euphorie ist in der Schweiz bislang nicht viel zu spüren, das hat sich auch nach dem Eröffnungsspiel nicht gross geändert. Das mag an der anhaltenden Kritik am Austragungsort Katar liegen oder auch am ungewohnten Datum der Austragung. Wer kauft sich schon gerne ein neues WM-Trikot seiner Lieblingsmannschaft, wenn er es unter dem Pullover und der Winterjacke verstecken muss.

Zudem gibt es deutlich weniger Public Viewings als bei einer Austragung im Sommer. Und für die eigene Couch tut es oft auch die Ausgabe Nationaltrikot 2020, also die Shirts der letzten Fussball-Europameisterschaft. Das spüren auch die Sportartikelhändler, die wegen Originalleibchen oder Fan-Shirts weniger überrannt werden als in früheren Jahren. Drohen die WM-Trikots zum Ladenhüter zu werden? Eine erste Bilanz fällt durchzogen aus.

Brasilien gefragt wie immer

Bei der Bestellung der Trikots waren die meisten Sporthändler noch optimistisch, die wenigsten haben die Anzahl eingekaufter Trikots nach unten angepasst. Wie zum Beispiel Stephan Heiniger (64), Inhaber des gleichnamigen Sportfachgeschäftes in Lyss BE: «Wir haben auch auf Weihnachten spekuliert, darauf, dass das eine oder andere Trikot schon im Advent verschenkt wird. Deshalb haben wir gleich viel eingekauft wie bei früheren Welt- oder Europameisterschaften.» Die erste Bilanz fällt ernüchternd aus: «Wir verkaufen 50 Prozent weniger Shirts als sonst», so Heiniger. «Von Fussball-Euphorie ist nichts zu spüren.»

Mit einer Ausnahme: «Die Trikots der brasilianischen Nationalmannschaft verkaufen sich so gut wie immer, besser als die der Schweizer Equipe.» Das hat wohl auch damit zu tun, dass die Seleçao zu den ganz grossen Favoriten auf den WM-Titel gehört.

Auch der Versandhändler Digitec Galaxus spürt keine WM-Euphorie. Im Gegenteil: Im Oktober wurden weniger Nationaltrikots verkauft als vor einem Jahr als es in der heissen Phase der WM-Qualifikation um die Tickets für Katar ging. Eine Hoffnung bleibt: Qualifiziert sich die Schweizer Nationalmannschaft für die Achtelfinals, könnte dies einen Boom wie vor vier Jahren auslösen, als die Verkäufe explodierten.

Winter-Fanartikel im Angebot

Zurückhaltend äussert sich auch SportXX, die Fachhandelskette der Migros: Es sei schwierig, Prognosen zu machen, heisst es auf Anfrage von Blick: «Wohl gibt es keine Rekord-WM, was den Verkauf von Fanartikeln anbelangt. Selbstverständlich hängt dieser Faktor aber immer auch vom Erfolg der Nati ab.» Dem Vernehmen nach hat sich SportXX beim Einkauf in diesem Jahr sogar etwas zurückgehalten.

Die ungewöhnliche Austragungszeit hat bei den meisten Anbietern zu einer Sortimentserweiterung geführt: Erstmals sind bei einer Fussball-WM dicke Schals und vor allem Wollmützen im Angebot. So auch bei 11teamsports: «Wir haben bereits mehrere Tausend Trikots verkauft und sind mit dem Start sehr zufrieden», schreibt der Fachhändler aus Zürich. Die Top-3 der verkauften Shirts: die Schweiz vor Argentinien und Brasilien.

Gar keinen Einbruch bei den Verkäufen sieht auch Ochsner Sport, der «offzielle Fanshop» der Schweizer Nationalmannschaft: «Der Verkauf der Schweizer Trikots ist bis dato vergleichbar mit den Zahlen, welche im Vorfeld der vergangenen grossen Turniere erzielt wurde», heisst es auf Anfrage. Gut verkaufen würden sich auch die Winterartikel mit dem Schweizer Logo.

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